Mit neuen, 150 bzw. 170 m langen Fahrzeugen soll die Kölner S-Bahn für die Zukunft ertüchtigt werden. Die beiden zuständigen SPNV-Aufgabenträger, die go.Rheinland GmbH und die Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR (VRR), haben sich nach einem europaweiten Vergabeverfahren für die neuen Adessia-Stream-Züge der Alstom Transport Deutschland GmbH entschieden: Insgesamt werden bis zu 90 Elektrotriebzüge geliefert. Der Hersteller wird für eine Laufzeit von 34 Jahren auch für die Wartung der S-Bahnen verantwortlich sein. Der Auftrag hat ein Volumen von rund 4 Mrd. Euro. Die ersten neuen Züge sollen ab Mitte 2029 den Probebetrieb aufnehmen.
Die neuen Adessia Stream werden in zwei Varianten geliefert, je nachdem, in welchem Teil des S-Bahn-Netzes sie zum Einsatz kommen. Der zirka 150 m lange Zug hat 9 Wagen, der rund 170 m lange Zug 11 Wagen. Bisher fahren die 67 Meter langen S-Bahnen der Baureihe 423 auf dem Kölner S-Bahn-Netz überwiegend in Mehrfachtraktion. Darauf kann durch die Länge der neuen Adessia Stream künftig verzichtet werden – der durch den Entfall von Führerständen entstehende Platz kommt so den Fahrgäste zugute. Die neuen Züge werden eine Kapazität von mehr als 1150 bzw. 1340 Passagieren haben. Die Hauptverantwortung für die Entwicklung der Züge liegt beim Alstom-Standort in Hennigsdorf, die Produktion erfolgt im Werk Bautzen.
Die Innenausstattung besteht aus einem Mix von unterschiedlichen Modulen: Grundsätzlich wird jeder Wagen über Mehrzweckbereiche mit viel Platz für Reisende mit Kinderwagen oder Fahrrad verfügen – hier kommen Mehrzweckmodule mit Klappsitzen zum Einbau. Für Fahrgäste, die längere Strecken zurücklegen, wird es klassische Vis-à-vis-Sitzmodule mit drei oder vier gepolsterten Einzelsitzen sowie kleinen Tischen unter den Fenstern geben. Daneben sind so genannte Flexmodule geplant – das sind Vis-à-vis-Sitze, die umgeschwenkt oder eingefahren werden können, sodass sich bei Bedarf die Anzahl der Stehplätze erhöhen lässt. Ganz neu ist ein Komfortstehplatz-Modul mit vier Anlehnsitzen sowie einem Arbeitstisch. Ein Novum der neuen S-Bahn-Züge ist eine barrierefreie WC-Anlage in jedem Endwagen: Keine andere S-Bahn mit hochflurigen Fahrzeugen in Deutschland verfügt bisher über Toiletten.
Besitzer der neuen S-Bahnen werden go.Rheinland und VRR bzw. deren Eigenbetriebe sein, die die Züge – wie beim NRW-RRX-Modell für den Rhein-Ruhr-Express – den Eisenbahn-Unternehmen für den Betrieb zur Verfügung zur Verfügung stellen. Gewartet werden die Adessia Stram in modernen Werkstätten in der Region Köln. Ziel von Aufgabenträgern und Hersteller ist es, alle Neufahrzeuge bis zum Fahrplanjahr 2033 auf die Schienen zu bringen. Im März 2024 war der Betrieb des Kölner S-Bahn-Netzes bis Dezember 2032 an DB Regio vergeben worden. Für die Zeit danach, also ab dem Fahrplanjahr 2033, wird ein neues Vergabeverfahren zur Erbringung der Betriebsleistungen mit den Adessia-Stream-Zügen vorbereitet.
Text: Tim Schulz, Bild: Alstom Advanced & Creative Design