Auch 2024 sind auf der InnoTrans in Berlin wieder etliche Gleismeter durch neuen Gleisbau-Maschinen belegt. Der Bogen reicht von kleinen Handmaschinen, heutzutage in der Regel elektrisch betrieben mit Energie aus einem Akku, bis hin zum 74 m langen Fahrbahn-Instandhaltungs-Zug (FIZ) für die Deutsche Bahn. Neben Premieren gibt es auch Fahrzeugübergaben an den künftigen Betreiber.
Plasser & Theurer: Neue Instandhaltungs-Flotte für die ÖBB und ein mobiles Prüflabor
Highlight auf dem Freigelände ist der neue Plasser CatenaryCrafter E3 von Plasser & Theurer, der am 24. September 2024 im Beisein von Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender ÖBB-Holding AG, und Johannes Max-Theurer, CEO Plasser & Theurer, präsentiert wurde. Um den reibungslosen Betrieb auf neuen Strecken zur gewährleisten, erneuert die ÖBB Infrastruktur ihren gesamten Instandhaltungs-Fuhrpark. Daneben ist für die ÖBB-Tochter eine Erweiterung der Funktionalitäten sowie eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit entscheidend. Plasser & Theurer konnte die EU-weite Ausschreibung für sich entscheiden und liefert 56 Fahrzeuge, mit der Option für die ÖBB Infrastruktur, 46 weitere abzurufen. Es handelt sich um den größten Einzelauftrag in der knapp 70-jährigen Firmengeschichte von Plasser & Theurer.
Geliefert werden drei Fahrzeugtypen: Der jetzt gezeigte CatenaryCrafter 15.4 E3 des Typs 1, der für das Installieren und Instandhalten von Oberleitungssystemen prädestiniert ist, der CatenaryCrafter 15.4 E3 vom Typ 2, der in erster Linie für die Instandhaltung von Oberleitungen ausgestattet ist, sowie der Plasser MultiCrafter 15.4 E3 vom Typ 3 für die Instandhaltung von Fahrweg und Oberbau. Durch das modulare Aufbausystem mit unterschiedlichen Kränen und Hubarbeitsbühnen werden die Fahrzeuge optimal an die Wünsche und Erfahrungen der ÖBB Infrastruktur angepasst. Ein weiterer Vorteil: Mit den Neuzugängen kann die Hochleistungs-Instandhaltungsflotte der ÖBB Infrastruktur von bisher zwölf auf künftig drei Fahrzeugtypen reduziert werden.
Fast schon unscheinbar – zumindest für den Gleisbaumaschinen-Hersteller Plasser & Theurer – ist der neue InfraSpector Truck für Nahverkehrsbetreiber. Der LKW bewegt sich autonom auf Straße wie Schiene, lässt sich schnell ein- und ausgleisen und führt zügig Messdienstleistungen durch. Am Gleis dient der InfraSpector Truck als Prüflabor. Er ist gemäß der internationalen Norm DIN ISO/IEC17025 zertifiziert, um präzise Messergebnisse sicherzustellen. Gemessen werden Gleisgeometrie, Schienenprofil längs und quer sowie Lichtraum- und Schotterprofil. Auf Wunsch sind weitere Parameter integrierbar.
ROBEL-Gruppe: Große Neuheiten
Auf den „ROBEL-Gleisen“ des Freigeländes ist er nicht zu übersehen: Der 74 m lange Fahrbahn-Instandhaltungs-Zug (FIZ) für die Deutsche Bahn (DB AG). Der gelb leuchtende Dreiteiler besteht aus spezialisierten Einzelfahrzeugen, die mit Faltenbälgen zu einem Zug verbunden sind. Die Traktions- und Versorgungseinheit (TVE) stellt den Vortrieb und die Energie für alle Komponenten sicher und beherbergt auch die Sozialräume, der Zwischenwagen (ZW) ist ein rollendes Material-, Werkzeug- und Schienenlager mit Werkstatt-Arbeitsplätzen, Kranbahn und zwei seitlichen Ladebordwänden, und die Mobile Instandhaltungs-Einheit (MIE) ist ein nach unten offener, zwischen den Radsätzen 17,5 m langer Werkstattraum für diverse Arbeiten am Gleis, der dank verstellbarer Seitenwände auf bis zu 4,2 m verbreitert werden kann. Das ergibt am Einsatzort einen gut ausgeleuchteten, gegen Witterung geschützten mobilen Bauraum, der mehr als 70 m2 groß ist – während auf dem Nachbargleis der reguläre Bahnbetrieb weiterlaufen kann und auch die Oberleitung nicht abgeschaltet werden muss. Durch Führerstände an beiden Zugenden kann der FIZ schnell auf die nächste Baustelle überstellt werden.
Zweite große Neuheit auf dem ROBEL-Ausstellungsgleis ist der trimodale RORUNNER E³ für die Münchner U-Bahn. Das markante Fahrzeug mit dem mittig angeordneten Führerhaus wird im Rahmen der Fachmesse an die Stadtwerke München (SWM) übergeben. Bei der SWM-Tochter Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sollen insgesamt zehn Einheiten im U-Bahn-Netz zum Einsatz kommen. Der Vierachser mit den zwei Ladekränen an den Fahrzeugenden wird meist elektrisch fahren und arbeiten. Die Energie dafür kann er aus der Stromschiene der U-Bahn, aus mitgeführten Akkupacks und – bei besonders langen Einsätzen ohne Stromschiene – auch von einer kompakten Motor-Generator-Einheit beziehen. Fahren und Laden zugleich ist möglich, ferner Mehrfachtraktion, der Einsatz mit Güterwagen sowie das Abschleppen von U-Bahn-Zügen.
Abgerundet wird der ROBEL-Auftritt unter anderem durch viele Elektro-Kleinmaschinen für den Gleisbau.
KRAIBURG STRAIL: Schwellen-Kunst
KRAIBURG STRAIL stellt auf der InnoTrans nicht nur seine vielen Bahnübergangssysteme, sondern mit der STRAILway 30 auch eine neue Kunststoffschwelle für den Nahverkehr vor. Die neue Schwelle ist für eine Achslast von 16 t sowie für die auf Nahverkehrsstrecken übliche maximale Zuggeschwindigkeit von 120 km/h ausgelegt. Sie wird als Gleis- sowie als Weichenschwelle angeboten und besteht – wie auch die Variante für die Vollbahn – aus einer Mischung aus faserverstärktem Polyolefinrecyclat-Compound.
Bei der Schwellen-Mischung handelt es sich um Sekundärrohstoffe. Die von STRAIL selbst entwickelte Zusammenstellung ist besonders widerstandsfähig gegen Umwelteinflüsse. Dadurch hat die STRAILway 30 eine Lebensdauer von bis zu 50 Jahren. Je nach Anwendung wird die Mischung angepasst – so lassen sich die Kunststoffschwellen in gleichbleibend hoher Qualität und maßgeschneidert für die jeweiligen Anforderungen produzieren. Neben Gleis- und Weichenschwellen steht auch eine feuerfeste Variante für den Einsatz im Tunnel zur Verfügung.
ZAGRO-Gruppe: Vielseitige Technik
Die ZAGRO-Group mit ZAGRO, ZWEIWEG, Hubmeister und Gmeinder präsentiert sich ebenfalls auf der InnoTrans. Im Fokus stehen hier Zweiwege- und Rangierfahrzeuge. Für den Rangiereinsatz bereit sind von ZAGRO die Typen E-MINI und E-MAXI M, dazu der neue Elektrorangierer ZAGRO E-MAXI XL 20t. ZWEIWEG präsentiert eine Hubarbeitsbühne und ein zweiwegefahrbares Oberleitungsmontage-Fahrzeug auf Basis des Mercedes-Benz Arocs 1833 4×2. Auf dem nahen Stand der Daimler Truck AG wartet zudem ein Multifunktionsfahrzeug auf Unimog U 423 auf die Besucher. Die just 111 Jahre alte gewordene Firma Gmeinder Lokomotiven informiert unter anderem über ihre neuen Akku-Lokomotiven, beispielsweise für die Hamburger Hochbahn AG (HOCHBAHN).
Text: red/pr, Achim Uhlenhut; Bilder: Regionalverkehr