
Der Zoll- und Binnenhafen der Stadt Mainz war einer von insgesamt vier Häfen der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, von denen heute nur noch der Containerhafen am Industrie- und Gewerbegebiet im Stadtteil Mombach genutzt wird. Eine Hafenbahn verband den Zoll- und Binnenhafen mit dem Hauptbahnhof und erschließt nach wie vor das Containerterminal.
Schwarz-Rot-Gold im alten Hafen
Im Zoll- und Binnenhafen, der seit 2011 nicht mehr kommerziell genutzt wird, entstand in den letzten Jahren ein ausgedehntes Wohn- und Bürogebiet mit architektonisch ansprechenden Gebäuden, einem Freizeithafen, einem Hotel, Restaurants und Cafés, Einkaufsmöglichkeiten und einem Straßenbahn-Anschluss. An die ehemalige Hafenbahn, die über ein großes Gleisnetz die einzelnen Hafenbecken erschloss, erinnern heute nur noch wenige Schienenreste im Straßenpflaster. Und eine Rangierlok des Typs Köf II vor dem PANDION DOXX, einem mit goldglänzenden Metallschindeln verkleideten Wohnkomplex. Die Köf – die Abkürzung steht für Kleinlokomotive mit Ölmotor und Flüssigkeitsgetriebe – steht erst seit November 2023 wieder im Zoll- und Binnenhafen: Zuvor war sie in der Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein restauriert und neu in Schwarz und Rot lackiert worden. Vor der goldenen Hintergrund-Kulisse ist sie jetzt Hingucker und beliebter Selfie Spot zugleich.
Keine „echte“ Mainzerin
Die Köf II mit der Nummer Mz 200 101 ist keine „echte“ Mainzerin. Die zweiachsige Maschine wurde 1933 für die Deutsche Reichsbahn gebaut und bis Mitte der 1990er Jahre in der ehemaligen DDR eingesetzt. 2008 erwarben die Mainzer Stadtwerke das Fahrzeug, um es als Denkmal an die Hafenbahn aufzustellen. Im Rahmen des Hafenumbaus zum Wohngebiet wechselte die Kleinlok mehrmals den Standort, ehe sie 2022 per Tieflader zur Sanierung ins Betriebswerk der Bahnwelt Darmstadt-Kranichstein gebracht wurde.
Hafenbahn Mainz schrumpft
Der verbliebene Teil der Mainzer Hafenbahn wird heute von der Mainzer Netze GmbH betrieben, einem Tochter-Unternehmen der Mainzer Stadtwerke AG. Die Gleisanlagen sind rund 5,5 km lang und reichen vom Nordkopf des Hauptbahnhofs über den Containerhafen bis in das Industrie- und Gewerbegebiet in Mombach. Doch schon in Kürze könnten die Anlagen erheblich schrumpfen, da die Mainzer Netze die Strecke vom Containerhafen in das Industriegebiet stilllegen wollen. Derzeit gibt es hier nur noch einen Kunden. Dessen Bedienung (die durch DB Cargo erfolgt) ist aufwendig, da die Züge vor dem Befahren des Gleises die Fahrtrichtung wechseln müssen und unterwegs zahlreiche Bahnübergänge zu sichern sind.
Text: red, Bild: Regionalverkehr