
Bis zu seiner Stilllegung 2013 war das im Ammertal gelegene Wasserkraftwerk „Kammerl“ das weltweit älteste noch betriebene Bahnkraftwerk dieser Art. Eine weitere Besonderheit: Es speiste den erzeugten Strom nicht in das 110-kV-Bahnstromnetz ein, sondern direkt in die Oberleitung der Ammergaubahn Murnau – Oberammergau. Nun wird das Kammerl 125 Jahre alt – und rund um das alte Kraftwerk wird 2025 kräftig gefeiert.
Eine Festwoche zum Jubiläum
Im seinem Jubiläumsjahr hat das Kammerl von Mai bis Oktober an jeden 2. und 4. Sonntag zwischen 11 und 16 Uhr geöffnet. Einmal stündlich gibt es Führungen, die letzte Tour beginnt jeweils um 15 Uhr. Zusätzlich findet vom 14. September (Tag des offenen Denkmals) bis zum 21. September 2025 (Tag der Schiene) eine Festwoche statt, in der das Kammerl täglich geöffnet hat. 2025 kann das Kraftwerk mit mehreren Neuerungen aufwarten: Auf dem Freigelände wird erstmals ein Stück Gleis mit Schotterbett präsentiert, dessen Bauteile bis in das Jahr 1896 zurückreichen. Sie wurden bei der Erneuerung der Bahnlinie Murnau – Oberammergau ausgebaut. In der Maschinenhalle informiert ein neuer Zeitstrahl über die Geschichte des elektrischen Bahnbetriebs, und über einen Monitor können jetzt weitere Informationen und historische Bilder eingespielt werden.
Das Kammerl liegt knapp 3 km vom Bahnhof Saulgrub an der Strecke Murnau – Oberammergau entfernt und ist bequem zu Fuß oder per Fahrrad über die wenig befahrene Achelestraße zu erreichen. Der Zutritt zur Halle und zu den Sanitärräumen ist barrierefrei. Eintritt und Führung im Kraftwerk sind kostenlos, der Förderverein Historisches Bahn-Wasserkraftwerk Kammerl e.V. freut jedoch über eine Spende für Pflege und Ausstattung der Halle und des Umfelds.
Abstecher zur „Johanna“
Wer über die Bahnstrecke München – Garmisch-Partenkirchen anreist, muss in Murnau in den Zug nach Oberammergau umsteigen. In Murnau lohnt sich ein Abstecher zur Denkmal-Lokomotive E 69 04, die auf einem kurzen Gleisstück nur wenige Meter abseits der Bahnsteige steht. Die zweiachsige Maschine, vom Fahrpersonal einst „Johanna“ genannt, war bis 1977 zwischen Murnau und Oberammergau im Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung wurde sie vor dem damaligen Bundesbahn-Zentralamt in München als technisches Denkmal aufgestellt. 1997 kam sie per Tieflader zurück nach Murnau, wo sie zunächst am Empfangsgebäude platziert war. Seit 2023 steht sie – zusammen mit einem Strommast – auf dem Gelände des ehemaligen Lokalbahnhofs. Am 14. September 2025 kann ab 11 Uhr auch der Führerstand besichtigt werden. Weitere Infos gibt es auf der Website des Kammerl-Fördervereins, der auch die Johanna unter seine Fittiche genommen hat.
Text: Förderverein historisches Bahn-Wasserkraftwerk Kammerl/red, Bild: Förderverein Kammerl


