
Trotz vergleichbarer Mobilitätsquote wie in Städten gibt es in ländlichen Regionen oft Versorgungslücken, die zu verstärkter Pkw-Nutzung und negativen Klimaauswirkungen führen. Hinzu kommt, dass der ÖPNV durch sinkende Schülerzahlen vielerorts vor finanziellen Herausforderungen steht. Der Einsatz autonomer Elekto-Shuttles könnte die Mobilität im ländlichen Raum verbessern, Ressourcen effizienter nutzen und eine nachhaltigere Versorgung fördern.
Neue Mobilitätslösungen für den ländlichen Raum
Hier setzt das Projekt „Kombinom_2“ der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und der Hochschule Hannover (HsH) in Kooperation mit weiteren Partnern aus der Praxis an. Gemeinsam haben sie ein simulationsbasiertes Entscheidungs-Unterstützungssystem (EUM) entwickelt, das die Einführung kombinierter, autonomer Bedarfsverkehre erleichtert – und durch die Integration von Personen- und Warentransport Synergien schafft. Das Forschungsprojekt wurde im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit rund 1,6 Mio. Euro gefördert. Die Projektleitung lag bei Prof. Dr. Josef Becker, Professor für Schienenverkehrswesen und öffentlichen Verkehr an der Frankfurt UAS.
Ergebnisse und Perspektiven
Das zentrale Ergebnis von Kombinom_2 ist ein Simulationstool, mit dem unterschiedliche Szenarien zur Einführung eines kombinierten Personen- und Gütertransports mittels autonomer Shuttles untersucht werden können. Ziel dieser Anwendung ist es, lokale Akteure dabei zu unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen, indem sie die Auswirkungen auf Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Lebensqualität im ländlichen Raum sichtbar macht. Mit dem EUM können unterschiedliche Angebotsansätze parametrisiert und anhand nachhaltigkeitsrelevanter Zielgrößen quantifiziert werden. Nachhaltigkeitsrelevante Zielgrößen beziehen sich dabei auf messbare Kriterien, die ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte abbilden, wie beispielsweise CO₂-Emissionen, Betriebskosten oder die Zugänglichkeit von Mobilitätsangeboten. „Wir konnten zeigen, dass durch den kombinierten Transport von Personen und Gütern nicht nur die Wirtschaftlichkeit gesteigert, sondern auch die Lebensqualität im ländlichen Raum erhöht werden kann“, fasst Prof. Dr. Josef Becker zusammen. Zwei exemplarische Untersuchungsgebiete – der Landkreis Hildesheim in Niedersachsen und der ländliche Lahn-Dill-Kreis in Hessen – dienten dabei als Beispielregionen, in denen Mobilitätsanforderungen analysiert wurden.
Das Vorgängerprojekt Kombinom
Das Projekt Kombinom_2 baut auf den Erkenntnissen des Vorgängerprojekts Kombinom auf, das von 2017 bis 2021 durchgeführt wurde. In diesem Projekt analysierten die Forschenden, wie durch die Kombination von Personen- und Gütertransport autonome Shuttles wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden können. Dabei standen vor allem die Herausforderungen des ländlichen Raums im Fokus, wie eine geringe Bevölkerungsdichte und unzureichende ÖPNV-Anbindungen. Die gewonnenen Daten und Ansätze flossen direkt in die Entwicklung der Simulationsanwendung von Kombinom_2 ein. Beide Projekte wurde vom Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt UAS und dem DAS HUB der Hochschule Hannover durchgeführt. Weitere Partner waren die SimPlan AG, die Senozon Deutschland GmbH und die tbw research GesmbH.
Weitere Informationen
Weiterführende Informationen zum Entscheidungs-Unterstützungstool (EUM) finden sich hier, der Abschlussbericht des Projekts kann hier eingesehen werden.
Text: Frankfurt UAS/red, Bild: Frankfurt UAS / Kevin Rupp