
Der Halbjahresbericht für das zweite Halbjahr 2024, herausgegeben von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg mbH (NVBW), zeigt: Insgesamt hat sich die Qualität im SPNV im Vergleich zu den Vorjahren insbesondere in den Kategorien Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sitzplatzangebot etwas verbessert.
Hauptursachen und Probleme
„Zufrieden bin ich damit aber nicht“, stellte Verkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen) am 17. Mai 2025 klar. Hermann: „Ein pünktlicher und kundenorientierter Schienenverkehr hat für mich oberste Priorität. Wir haben als Land den Takt verbessert und in moderne und klimafreundliche Züge investiert. Er muss aber auch verlässlich und gut laufen. Ein funktionierender ÖPNV ist essenziell für den Klimaschutz.“ Veraltete und marode Infrastruktur, schlechtes Baustellen-Management, Personalmangel und mangelnde Information und Kommunikation – das sind die Hauptprobleme für den SPNV. Erschwerend wird sich ab Sommer 2025 die Anzahl der Baustellen weiter erhöhen. „Digitalisierung und Sanierung der Schiene sind zweifellos wichtige Maßnahmen für einen zukunftsfähigen und funktionierenden ÖPNV. Meine Erwartung ist dabei aber, dass die Deutsche Bahn (DB AG) die Kontrolle über ihr Baustellen-Management gewinnt und dass sie die Maßnahmen frühzeitig und zuverlässig ankündigt“, mahnte der Verkehrsminister. „Fahrgäste haben Verständnis für notwendige Sanierungsarbeiten; sie verstehen aber nicht, dass sie nur schlecht oder gar nicht informiert werden.“
Insgesamt Stabilisierung, vereinzelte Verbesserungen
Die durchschnittlich erreichte Punktzahl in der Gesamtwertung ist mit 45 Punkten im zweiten Halbjahr 2024 im Vergleich zu 2023 insgesamt stabil geblieben. Der Anteil der Netze, die über 50 Punkte erreichen, ist jedoch weiter zurückgegangen. Nur zehn der 33 bewerteten Verkehrsnetze konnten mehr als 50 von 100 möglichen Bewertungspunkten erreichen. 100 Punkte erhält das Eisenbahnunternehmen, wenn es alle verkehrsvertraglichen Vorgaben des Landes erfüllt; wenn sie diese übertrifft, wären auch über 100 Punkte möglich.
Über alle Netze hinweg zeigt sich im Durchschnitt aber eine leichte Verbesserung der Leistungen in den Bereichen Pünktlichkeit, Zugkapazität und Zuverlässigkeit. Die Pünktlichkeit lag 2024 bei 79,91 % (2023: 78,65 %), die Zuverlässigkeit bei 98,66 % (2023: 97,77 %). Die Sauberkeitsquote bildet eine Ausnahme: Diese hat sich verschlechtert, auch durch das deutlich erhöhte Fahrgastaufkommen (2024: 86,80 %, 2023: 88,41 %). Verglichen werden immer die Werte des zweiten Halbjahres, da die Ergebnisse im ersten Halbjahr grundsätzlich besser ausfallen als im zweiten. Grund hierfür ist beispielsweise, dass es im zweiten Halbjahr aufgrund der höheren Anzahl an Baustellen in den Sommermonaten zu mehr Störungen kommt.
Siegerpodest: SBB auf Platz 1
Ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen – unverändert seit dem Start des Rankings 2021 – die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) mit der Strecke „Klettgau“ zwischen Erzingen und Schaffhausen (Netz 16d). Silber holt ebenso unverändert zum Vorjahr die Schwäbische Albbahn (SAB) auf den Strecken Amstetten – Gerstetten (Freizeitbahn) sowie Ulm – Schelklingen – Gammertingen (Netz 50). Bronze geht wie im Vorjahr an die SBB mit dem „Rhyhas“ zwischen Schaffhausen und Singen (Netz 19).
Aufsteiger
Drei Aufsteiger im Ranking zeigen, dass Qualitätsverbesserungen durchaus möglich sind. „Top-Aufsteiger ist die Bodenseegürtelbahn (Netz 16b). Ihr Betreiber, die DB Regio, konnte um 36 Punkte zulegen und somit vom vorletzten Rang im zweiten Halbjahr 2023 auf den zehnten Rang aufsteigen. Verbessert haben sich bei der Bodenseegürtelbahn die Zuverlässigkeitsquote, die Kapazität der bereitgestellten Züge sowie die Sauberkeit“, lobte Verkehrsminister Hermann. Um 16 Punkte zugelegt hat DB Regio ebenfalls mit der S-Bahn Rhein-Neckar (Netz 6b) – hier haben sich Pünktlichkeit und Fahrgastzufriedenheit verbessert. Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) hat auf der Neckartal-Strecke (Netz 1a) in Sachen Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Fahrgastzufriedenheit zugelegt und konnte sich um 14 Punkte verbessern.
Hintergrund
Das 2021 gestartete Qualitätsranking informiert halbjährlich darüber, wie sich die Betreiber der 33 Schienennetze im Land hinsichtlich der Betriebsqualität schlagen und macht regionale Vergleiche möglich. In den Ergebnissen wird eine Vielzahl verschiedener Daten kombiniert. So besteht die Gesamtbewertung aus fünf Einzelkriterien: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste gehen mit einer Gewichtung von jeweils 25 % in das Ranking ein. Darüber hinaus fließen Bewertungen der Zugkapazität mit 15 % und die Sauberkeit mit 10 % in die Gesamtberechnung ein. Nicht berücksichtigt werden bei der Bewertung fremdverschuldete Zugausfälle, die auf Streiks, Unwetter, Infrastrukturstörungen oder Baumaßnahmen zurückzuführen sind.
Text: NVBW/red, Bild: Regionalverkehr