Am 25. September 2023 stellte das baden-württembergische Verkehrsministerium in Stuttgart den „Aktionsplan Qualität im SPNV“ vor. Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen): „Mit Zugsausfällen, Verspätungen und verpassten Anschlüssen wird die Mobilitätswende nicht gelingen. Die Züge müssen wieder so zuverlässig fahren, wie früher, als es hieß: pünktlich wie die Eisenbahn. Nur so lassen sich neue Fahrgäste, die beispielsweise mit dem Deutschlandticket gewonnen wurden, auch auf Dauer halten.“
Als Aufgabenträger für den SPNV setzt das Land im Aktionsplan an mehreren Punkten mit konkreten Maßnahmen an. So rangiert beim Erstellen der Fahrpläne künftig die Zuverlässigkeit von Verbindungen und Anschlüssen grundsätzlich vor der maximalen Zeitersparnis. Konkret kann das heißen, dass eine Verbindung gemäß Regelfahrplan dann vielleicht ein paar Minuten länger als vorher dauert. Dafür werden die Anschlüsse erreicht.
Auch Verkehrsverträge des Landes mit den Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) werden überarbeitet. Ziel ist es unter anderem, Strafen für nicht erfüllte vereinbarte Leistungen neu zu gewichten: Sind Versäumnisse wie Zugausfälle und Unpünktlichkeit vom Unternehmen selbst verschuldet, fallen die Vertragsstrafen höher aus, bei fremdverschuldeten Qualitätsproblemen im Gegenzug geringer. Auf diese Weise soll ein gezielter Qualitätsanreiz für die Unternehmen gesetzt werden.
Gleich mit mehreren Maßnahmen unterstützt das Land die Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften, und zwar organisatorisch, kommunikativ oder auch finanziell. Hierfür wird eine Allianz zur Gewinnung von Fachkräften mit der Branche gebildet.
Die Umsetzung der SPNV-Maßnahmen begleitet von Oktober an ein „Qualitätsanwalt“. Für diese Aufgabe konnte mit Matthias Lieb ein ausgewiesener Experte gewonnen werden, der sich in einem offenen Auswahlprozess durchgesetzt hat und sich bereits seit Längerem in verschiedenen Funktionen für Fahrgastinteressen stark macht. Der Qualitätsanwalt hat vor allem die Interessen der Fahrgäste im Blick und setzt sich unter anderem für eine bessere Kommunikation ein. Er ist Qualitätsbotschafter und Ansprechpartner bei Problemen.
Schrittweise soll jede Region bzw. jeder Verkehrsvertrag von einem Qualitätsmanager betreut werden, der die Qualität eng überwacht und sich um Schwachstellen kümmert. Auch werden nebenamtliche Qualitätsscouts in den Zügen unterwegs sein, um strukturelle Qualitätsmängel zu identifizieren und diese zu melden.
Text: red/pr, Bild: Deutsche Bahn AG/Georg Wagner