Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Die Grünen) sagte am 17. Juni 2024 in Stuttgart: „Die Qualität im SPNV ist bedauerlicherweise weiterhin auf Talfahrt. Unser Qualitäts-Ranking zeigt schonungslos: Ein indiskutables Baustellen-Management der DB InfraGo, ein überaltertes und marodes Schienennetz, zu wenig Personal sowie Züge, die regelmäßig nicht oder mit weniger Sitzplätzen als geplant verkehren – all das macht den Fahrgästen massiv zu schaffen. Und das muss dringend besser werden. DB InfraGo muss die zweifellos notwendigen Bauarbeiten erheblich früher kommunizieren, damit sich die Bahn-Unternehmen darauf einrichten können. Diese wiederum müssen dringend dafür sorgen, dass die Züge zuverlässig und mit der vertraglich vereinbarten Kapazität fahren.“
Das 2021 gestartete Qualitäts-Ranking informiert darüber, wie sich die Betreiber der 32 Schienennetze in BW hinsichtlich der Betriebsqualität schlagen und macht regionale Vergleiche möglich. In den Ergebnissen wird eine Vielzahl verschiedener Daten kombiniert. So besteht die Gesamtbewertung aus fünf Einzelkriterien: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Gesamt-Zufriedenheit der Fahrgäste gehen mit einer Gewichtung von jeweils 25 % in das Ranking ein. Darüber hinaus fließen Bewertungen der Zugkapazität mit 15 % und die Sauberkeit mit 10 % in die Berechnung ein.
Den 1. Platz belegen – unangefochten seit dem Start des Rankings – die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) im Netz Klettgau zwischen Erzingen und Schaffhausen. Ebenfalls unverändert zum ersten Halbjahr 2023 auf dem 2. Platz steht die Schwäbische Albbahn (SAB), die die Albbahn mit den Linien Amstetten – Gerstetten und Ulm – Gammertingen betreibt. Nicht nur Gold, sondern auch Bronze geht an die SBB Deutschland: Auf dem 3. Platz landet der Rhyhas zwischen Schaffhausen und Singen, der ebenfalls von den SBB betrieben wird. Nach dem Betreiberwechsel im zweiten Halbjahr 2022 konnten 17 Plätze gutgemacht werden. Dies geht vor allem auf eine positive Entwicklung bei der Pünktlichkeit, der Gesamt-Zufriedenheit und insbesondere der Zuverlässigkeit des neuen Betreibers zurück.
Im aktuellen Ranking schaffen nur noch 12 Verkehrsnetze mehr als 50 Bewertungs-Punkte. Das schlechteste Netz, die von DB Regio betriebene Regionalbahn zwischen Basel und Lauchringen, schafft es auf gerade einmal 2,5 von 100 Punkten. Schmerzlich ist auch der Einbruch der Zuverlässigkeit im Erms- und Ammertal: DB Regio konnte teilweise nur noch weniger als die Hälfte aller Fahrzeuge betriebs-tauglich vorhalten. Da sich auch weitere Qualitäts-Kriterien verschlechterten, rutschte das Netz „Erms- und Ammertalbahn“ vom 12. auf den 23. Platz ab.
Minister Hermann betonte: „Die Bahnbranche steht durch steigende Nachfrage, Fachkräftemangel, Netzzustand und Finanzknappheit vor Herausforderungen. Vor allem sollten die Bauarbeiten nicht wie bisher mit dem Ziel „Operation gelungen – Patient tot“ fortgeführt werden. Fahrgäste dürfen auch nicht in die beklemmende Lage kommen, dass Toiletten im Zug nicht funktionieren, weil die Wasser-Versorgungsanlagen der DB jahrzehntealt und regelmäßig defekt sind. Auch zu diesem Thema habe ich den verantwortlichen Vorstand im DB-Konzern nach Stuttgart gebeten, um vor allem für Fahrgäste wieder tragbare Zustände herzustellen. Wir brauchen einen gut funktionierenden und attraktiven regionalen Bahnverkehr.“
Text: Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg/red, Bild: Regionalverkehr