Die diesjährige Auszeichnung „Bahnhof des Jahres“ geht nach Bautzen. Überzeugt hat der Bahnhof der ostsächsischen Kreisstadt sowohl mit seiner prächtigen, denkmalgerecht sanierten Fassade als auch mit seinem hellen und offenen Innenleben. Die Jury des von der Allianz pro Schiene ausgerichteten Wettbewerbs hob anerkennend hervor, dass nach dem Umbau neben Reisezentrum, Aufenthaltsbereichen und einem Café auch verschiedene Abteilungen des Landratsamtes in dem denkmalgeschützten Gebäude untergebracht sind. Reisende und Anwohner profitieren somit gleichermaßen.
Bautzen: außen prachtvoll, innen praktisch
„Der Bahnhof Bautzen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie es mit neuen Nutzungsformen gelingen kann, ein vom Verfall bedrohtes Bahnhofsgebäude wieder zu einem lebendigen Ort für Reisende und Anwohner zu machen“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, der auch Mitglied der Jury im Wettbewerb „Bahnhof des Jahres“ ist. Noch 2014 war das Empfangsgebäude in so schlechtem Zustand, dass es für den Publikumsverkehr gesperrt werden musste und die Bahnsteige nur noch über den Außenbereich zugänglich waren. Nach einem Beschluss des Kreistages im Jahr 2016, Teile der Verwaltung künftig im Bahnhof Bautzen unterzubringen, wurde das Gebäude mithilfe eines privaten Investors zwischen 2017 und 2020 saniert und mit einem neuen Innenleben ausgestattet. Heute sind darin neben Reisezentrum und Café auch Büros einer Krankenkasse untergebracht, außerdem das Landratsamt, etwa mit seiner Kfz-Zulassungsstelle. Flege über das Empfangsgebäude: „Heutzutage braucht der Bahnbetrieb viel weniger Platz im Gebäude als in früheren Zeiten. Mit dem Umbau wurde die große Fläche über mehrere Etagen so gestaltet, dass verschiedene Anbieter darin Platz finden, die den Bahnhof beleben und deren Dienstleistungen einen direkten Nutzen für Reisende wie Anwohner haben.“
Positiv fielen der Jury am Bahnhof Bautzen auch das neugestaltete Umfeld mit attraktivem Vorplatz und guter Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln auf. Hier lobten die Bahnhofsexperten die zahlreichen Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und Pkw mit kurzen Wegen zu den Gleisen. Mit dem Bahnhof Bautzen hat Sachsen bereits den vierten Bahnhof des Jahres vorzuweisen.
Sörup: kleiner Bahnhof, großer Wohlfühlfaktor
Bei der kleinen Station Sörup in Schleswig-Holstein, gelegen an der Strecke von Kiel nach Flensburg, hat das Engagement der 4000 Einwohner zählenden Gemeinde dafür gesorgt, dass das historische Empfangsgebäude saniert wurde und wieder für die Reisenden zugänglich ist. Zugleich wurde auch das Bahnhofsumfeld neu und ansprechend gestaltet. Im Gebäude gibt es einen kleinen Warteraum und eine Toilette für die Reisenden. Außerdem ist WLAN verfügbar. Im direkten Umfeld des Bahnhofs gibt es eine Bäckerei und einen Supermarkt, im Gebäude selbst ein Eiscafé mit Außenbereich.
Nach dem Bus müssen ortsfremde Reisende nicht lange suchen, da er direkt vor dem Empfangsgebäude an einer neugestalten Wendeschleife abfährt. Die Bussteige sind mit Kasseler Sonderbord ausgestattet, sodass die Reisenden stufenfrei in Niederflurbusse einsteigen können. Jury-Mitglied Flege: „Der Bahnhof Sörup zeigt, dass man auch aus einem sehr kleinen Bahnhof einen Ort mit Wohlfühlfaktor machen kann, an dem alle sich willkommen fühlen. Dieses Engagement wollen wir mit dem Sonderpreis der Jury würdigen.“ Mit dem Sonderpreis für Sörup geht erstmals eine Auszeichnung im Rahmen des Wettbewerbs Bahnhof des Jahres nach Schleswig-Holstein.
Aus der Perspektive der Reisenden
Mit dem Titel „Bahnhof des Jahres“ zeichnet die gemeinnützige Interessen-Organisation Allianz pro Schiene seit 2004 die besten Bahnhöfe Deutschlands aus. Im Mittelpunkt steht dabei die Perspektive der Reisenden. In der Jury vertreten sind die drei großen deutschen Kundenverbände: der Verkehrsclub Deutschland, der Fahrgastverband Pro Bahn und der Deutsche Bahnkunden-Verband. Weitere Mitglieder sind der Auto Club Europa, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club, der Bundesverband CarSharing sowie die Kooperation Fahrtziel Natur und der Deutsche Tourismusverband. Die Geschäftsstelle der Allianz pro Schiene stellt zwei Mitglieder.
Text: red/pr, Bilder: Deutsche Bahn AG/Christine Jurtz und Marc-Oliver Schulz