Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) hat den Zuschlag im Vergabeverfahren Oberland 2027+ erteilt: Von Dezember 2026 bis Dezember 2032 wird weiterhin die Bayerische Oberlandbahn GmbH (BOB) die Regionalzüge von München über Holzkirchen nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries betreiben. Der Verkehrsvertrag Oberland 2027+ regelt den Regionalverkehr mit Dieselfahrzeugen für die Übergangszeit, bis die Streckenabschnitte südlich von Holzkirchen elektrifiziert sind. Bayerns Verkehrsminister und BEG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Bernreiter (CSU) sagte. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Fahrgäste von der Kontinuität profitieren – gerade auch nach der kürzlich erfolgten Integration der Äste jenseits von Holzkirchen in den Münchner Verkehrsverbund (MVV).“
Verkehrsangebot bleibt unverändert
Die BEG schreibt das aktuelle Verkehrsangebot im Rahmen des neuen Vertrags trotz der angespannten finanziellen Situation bei den Regionalisierungsmitteln unverändert auf hohem Niveau fort. Das Leistungsvolumen beträgt weiterhin rund 2,4 Mio. Zug-km pro Jahr. Mit den letzten Angebotsverbesserungen im Dezember 2020 sind die Möglichkeiten der bestehenden Schienen-Infrastruktur im Oberlandnetz auch ausgereizt, vor allem wegen der eingleisigen Strecken südlich von Holzkirchen. Dort gibt es nur wenige Stationen, an denen sich die Züge begegnenkönnen. Zudem setzen die Bahnsteiglängen oftmals Grenzen für den Einsatz längerer Züge.
Seit Dezember 2020 bestellt die BEG zu den Zeiten mit der höchsten Nachfrage einen Halbstundentakt auf allen drei Linien: unter der Woche im Berufsverkehr sowie an den Wochenenden im Ausflugsverkehr. Damals hatte auch eine einheitliche Fahrzeugflotte von 31 Dieseltriebzügen des Typs Coradia Lint den Betrieb aufgenommen. Seitdem sind teilweise längere Züge mit entsprechend höherer Kapazität unterwegs. Der neue Verkehrsvertrag sieht vor, dass die BOB diese 31 Fahrzeuge, die im Eigentum der Leasinggesellschaft Alpha Trains stehen, weiterhin nutzt.
Hohe Qualitätsanforderungen
Die BEG stellt detaillierte Anforderungen hinsichtlich der Betriebs- und Servicequalität. Die BOB erhält monatliche und jährliche Zielwerte zur Pünktlichkeit und zur Anschlusssicherung. Unterschreitet das Unternehmen diese Werte, werden Strafzahlungen fällig. Fallen Züge komplett aus, erhält die BOB keine Vergütung von der BEG, sind die Zugausfälle noch dazu vom Betreiber eigenverschuldet, erhebt die BEG zusätzlich Strafzahlungen. Außerdem misst die BEG die Servicequalität des Eisenbahn-Unternehmens mithilfe von Tests und Fahrgastbefragungen – unterschreitet die BOB die vorgegebenen Zielwerte, muss sie Strafzahlungen leisten. Übertrifft sie die Mindestanforderungen, gibt es einen finanziellen Bonus.
Geplante Elektrifizierung
Der Freistaat treibt die Planungen zur kompletten Elektrifizierung des Oberlandnetzes mit einer freiwilligen Finanzierung von über 26 Mio. Euro voran. Der genaue Zeitpunkt für die Inbetriebnahme der Oberleitung hängt vom weiteren Verlauf der Planungen durch die beiden Infrastrukturbetreiber DB InfraGO und Tegernsee-Bahn sowie der Baugenehmigung durch das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) ab. Deshalb hat die BEG den neuen Verkehrsvertrag mit Verlängerungs- und Abbestelloptionen ausgestaltet. Je nach Fortschritt beim Streckenausbau kann der Vertrag zwischen 2032 und 2037 enden.
Bewährter Betreiber
Die 1998 gegründete BOB ist ein Tochter-Unternehmen des französisch-deutschen Verkehrskonzerns Transdev und hat seinen Sitz im oberbayerischen Holzkirchen. Seit sie auf dem Oberlandnetz als erstes privates Eisenbahn-Unternehmen den Zuschlag für ein SPNV-Netz erhielt und Ende 1998 den Betrieb aufnahm, hat sie bei den Folgeausschreibungen dort stets den Auftrag erhalten. Aktuell sind für die BOB, die im Oberlandnetz unter der Marke Bayerische Regiobahn (BRB) unterwegs ist, 260 Mitarbeitende im Einsatz. Eine Besonderheit des Netzes ist das Flügelzugkonzept: Die Züge starten in Mehrfachtraktion in München und werden in Holzkirchen sowie Schaftlach zu den drei verschiedenen Endzielen geteilt. In der Gegenrichtung werden sie entsprechend vereinigt.
Text: BEG,/red, Bild: Bayerische Regiobahn (BRB)/Dietmar Denger