Die Bayerische Elektromobilitäts-Strategie Schiene (BESS) wird fortgeschrieben: Das neue Konzept enthält ein Bündel von Maßnahmen, um den SPNV klimafreundlicher zu machen. „Wir möchten den Dieselbetrieb im Regionalverkehr bis 2040 beenden“, sagte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am 16. April 2024 in München: „Dafür planen wir die Elektrifizierung weiterer Bahnstrecken und setzen Züge mit klimafreundlichen Antrieben ein.“
Derzeit verkehren noch gut die Hälfte der SPNV-Linien in Bayern mit Dieselantrieb. Um dies zu ändern, sollen in den kommenden Jahren zahlreiche Strecken elektrifiziert werden. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) ist in Bayern die Elektrifizierung von überregional bedeutsamen Strecken mit einer Gesamtlänge von 680 km vorgesehen. Darunter fallen die Achse Regensburg – Hof und die Ausbaustrecke ABS 38 von München über Mühldorf nach Freilassing und Burghausen. Allerdings kommen die vom Bund finanzierten Projekte nur schleppend voran, für die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg nach Hof und Schirnding wurde sogar ein Planungsstopp verhängt, so die bayerische Staatsregierung.
Um weitere Verbindungen mit Oberleitung ausstatten zu könne, ist der Freistaat in Vorleistung gegangen und hat bei den Infrastruktur-Betreibern die Planung für die Elektrifizierung von Strecken mit einer Gesamtlänge von rund 210 km beauftragt. Dazu gehören die Linien im Bayerischen Oberland von München nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell, die Schnaittachtalbahn Neunkirchen a Sand – Simmelsdorf-Hüttenbach im Nürnberger Land und die Illertalbahn von Ulm nach Kempten inklusive der Zweigstrecke nach Weißenhorn. Noch in diesem Jahr sollen Planungsaufträge für die Elektrifizierung weiterer 115 km folgen. Dies betrifft die Strecken Aschaffenburg – Miltenberg, Bayreuth – Schnabelwaid, Kempten – Oberstdorf sowie die Brenzbahn Ulm – Aalen, die abschnittsweise über bayerisches Gebiet führt. Für verschiedene Strecken im Großraum Nürnberg wird eine Elektrifizierung im Rahmen des „Ausbauprogramms S-Bahn Nürnberg“ untersucht.
Für Strecken ohne Elektrifizierungs-Perspektive setzt Bayern auf den Einsatz von Akku- und Wasserstoff-Zügen: Im Herbst 2024 soll ein 30-monatiger Testbetrieb mit dem Wasserstoff-Zug Mireo Plus H auf den Strecken Augsburg – Füssen und Augsburg – Peißenberg starten. Zwischen Mühldorf und Burghausen werden ab Ende 2026 Wasserstoff-Züge zum Einsatz kommen. Ferner hat die Staatsregierung die Entwicklung eines neuen Neigetechnik-Fahrzeugs beschlossen. Es soll neben einem Wasserstoff-Antrieb auch über einen Akku und einen Stromabnehmer verfügen und sukzessive ab 2029 auf den Neigetechnik-Linien im Allgäu und in Nordostbayern zum Einsatz kommen.
Ein Betrieb mit Akku-Zügen wird ab 2034 auf den Strecken des Netzes Bayerwald rund um Zwiesel erfolgen. Für weitere Netze im Allgäu, in Oberfranken und im Großraum Nürnberg wird gutachterlich geprüft, wie Akku-Züge dort eingesetzt werden können.
Als Übergangslösung für die Restlaufzeiten von Fahrzeugen mit Dieselmotoren wird derzeit die Nutzung des klimafreundlichen Kraftstoffs HVO-100 erprobt, der aus hydriertem Pflanzenöl gewonnen wird. Hierfür wurde die Schienenfahrzeug-Tankstelle in Straubing umgerüstet. Dort werden Triebzüge betankt, die auf der Gäubodenbahn Neufahrn – Straubing – Bogen und der Rottalbahn Passau Bad Birnbach –Neumarkt-Sankt Veit im Einsatz sind. Der einjährige Testbetrieb läuft noch bis Sommer 2024 und wird von der TU Berlin wissenschaftlich begleitet. Auf Basis der gesammelten Erfahrungen soll entschieden werden, ob die Betankung mit HVO-100 fortgesetzt und auf weitere Fahrzeuge ausgeweitet wird.
Text: Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, Bild: Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe