Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) untersucht das Fahrgastpotenzial auf der Fuchstalbahn Landsberg (Lech) – Schongau. Die beiden Strecken-Anrainerlandkreise Landsberg und Weilheim-Schongau hatten zuvor die erforderlichen Kreistagsbeschlüsse für eine Reaktivierung unter Anerkennung der Voraussetzungskriterien des Freistaats Bayern gefasst und dem bayerischen Verkehrsminister mitgeteilt. Dies ist in bayerischen Reaktivierungsprozessen die zwingende Voraussetzung, bevor die BEG, die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr plant und finanziert, eine Potenzialprognose durchführt.
„Ich freue mich, dass die beiden Landkreise jetzt den Weg für den Reaktivierungsprozess freigemacht haben“, sagte Landesverkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) am 22. August 2023 in München. BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs erklärte: „Wir werden jetzt mithilfe eines bayernweit einheitlichen Verfahrens feststellen, ob eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist. Ich rechne damit, dass die Ergebnisse im Sommer 2024 vorliegen werden.“ Andrea Jochner-Weiß (CSU), Landrätin des Landkreises Weilheim-Schongau, ergänzte: „Die Fuchstalbahn ist kein lokales Thema der Gemeinden entlang der Strecke, sondern wichtig für die Anbindung des Mittelzentrums Schongau/Peiting an den Fernverkehr. Die Fahrgäste erhalten dadurch einen deutlich verbesserten Anschluss an Kaufering oder Augsburg.“
Die BEG untersucht nun, wie viele Fahrgäste auf der Fuchstalbahn bei einer SPNV-Reaktivierung mit einem stündlichen Angebot zu erwarten wären. Nur wenn die prognostizierte Nachfrage pro Werktag mindestens 1000 Reisendenkilometer pro Kilometer Strecke beträgt, käme eine Wiederaufnahme des regulären Personenverkehr gemäß der bayerischen Reaktivierungskriterien in Betracht.
Die Kriterien sind streng: So muss nicht nur die durchschnittliche Auslastung der Bahnstrecke auf ihrer gesamten Länge mindestens 1000 Personen betragen, zudem muss die Infrastruktur ohne Zuschuss des Freistaats in einen Zustand versetzt werden, der einen attraktiven Zugverkehr ermöglicht. Ferner muss ein Eisenbahn-Infrastruktur-Unternehmen (EIU) bereit sein, Strecke und Stationen dauerhaft zu betreiben. Die Kosten hierfür dürfen das Niveau vergleichbarer Infrastruktur der Deutschen Bahn nicht übersteigen. Außerdem müssen sich die Landkreise vertraglich verpflichten, ein mit dem Freistaat abgestimmtes Buskonzept im Bereich der Reaktivierungsstrecke umzusetzen.
Auf der 29 Kilometer langen Fuchstalbahn zwischen Landsberg und Schongau endete der Personenverkehr bereits 1984. Aktuell fahren auf der eingleisigen Strecke regelmäßig Güterzüge sowie vereinzelte Personenzüge im Rahmen von Sonderfahrten. In Landsberg besteht Anschluss an die Strecke Augsburg – Kaufering – Landsberg, wobei in Kaufering auf die Züge der Relation München – Buchloe umgestiegen werden kann. In Schongau besteht Anschluss an die Strecke nach Weilheim. Der Fuchstalbahn kommt damit nicht nur eine Verknüpfungsfunktion zu, auch könnten die Straßen in den beiden Landkreisen Landsberg und Weilheim-Schongau vom Autoverkehr in Richtung Augsburg und München entlastet werden.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr