
Die Biberbahn startet in die fünfte Saison: Bis 19. Oktober 2025 pendeln an allen Sonn- und Feiertagen wieder Triebwagen zwischen Mengen und Stockach. Die Züge werden vom privaten Unternehmen „Die Regionenbahn GmbH“ betrieben, das im Auftrag von DB Regio mit angemieteten Regio-Shuttles unterwegs ist. In Mengen besteht Anschluss in und aus Richtung Tuttlingen, Tübingen und Ulm, in Stockach nach Radolfzell am Bodensee.
Zahlreiche Ziele entlang der Strecke
Die Ablachtalbahn ist 39 km lang. Unter der Marke Biberbahn werden an allen Betriebstagen drei Zugpaare angeboten (Mengen ab 10.58, 14.58 und 17:58 Uhr, Stockach ab 9.17, 12.17 und 16.17 Uhr). Ausflügler können beispielsweise nach Messkirch zum Campus Galli reisen, einer spannenden Klosterbaustelle wie zu Zeiten des Mittelalters. Geheimtipps sind das Naturschutzgebiet Sauldorfer Seenplatte und die Krauchenwieser Seen mit Strandbad. Die Fahrradmitnahme ist kostenlos – entlang der Strecke lädt ein 50 km langer Radweg zur Erkundung des Ablachtals ein. Wanderwege und Führungen auf den Spuren der Biber, die in den Feuchtgebieten entlang der Strecke ihren Lebensraum gefunden haben, runden das Angebot ab. An vielen Stellen erhalten Bahnreisende gegen Vorlage eines gültigen Tagestickets eine Vergünstigung. Fahrscheine sind bei den ehrenamtlich tätigen Zugbegleitern erhältlich, weitere Infos zu Fahrplan, Preisen und Veranstaltungen gibt es hier.
Neuer Haltepunkt in Göggingen
Ein Highlight der Fahrtensaison 2025 ist der neue Haltepunkt im Krauchenwieser Ortsteil Göggingen. Auf dem Areal des alten Bahnhofs, der 1972 nach der Einstellung des regulären Personenverkehrs abgerissen wurde, entstand im Frühjahr 2025 ein moderner Haltepunkt mit einer Länge von 60 m. Was zunächst als Idee für provisorische Halte zum Gögginger Bierfest gedacht war (initiiert von der örtlichen Bierfest GbR, einem Zusammenschluss Gögginger Vereine), wurde gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Krauchenwies 4 Ablachtalbahn“ zu einem echten Infrastrukturprojekt mit dauerhafter Perspektive weiterentwickelt. Innerhalb weniger Wochen wurden Planung und Bau in die Tat umgesetzt – getragen von breiter Unterstützung aus der Bevölkerung. Die Bauarbeiten erfolgten Ende März und Anfang April 2025.
Ermöglicht wurde der Bau durch ein hohes Maß an Eigeninitiative und Spendenbereitschaft: Insgesamt kamen bisher über 15.000 Euro zusammen – eine Mischung aus Geldspenden, Sachleistungen und ehrenamtlicher Arbeit. Unterstützt wurde das Projekt nicht nur von Bürgerinnen und Bürgern aus Göggingen, sondern auch von vielen örtlichen Unternehmen, die mit Material und finanziellen Mitteln zum Gelingen beitrugen. Besonders sichtbar wurde das Engagement durch die Aktion der so genannten Steinpatenschaften: Für 50 Euro konnte symbolisch einer der 150 verbauten L-Steine für die Bahnsteigkante übernommen werden.
Der Bahnsteig wurde vollständig in Eigenleistung errichtet – und das in einer Qualität, die eine dauerhafte Nutzung ermöglicht. Er erfüllt die in Baden-Württemberg geltende Normhöhe für Bahnsteige von 55 cm über Schienenoberkante (SO) und ermöglicht damit ein barrierefreies Einsteigen, was insbesondere mobilitätseingeschränkten Reisenden und Fahrgästen mit Kinderwagen entgegenkommt.
Der neue Haltepunkt wird im Lauf der Saison als offizielle Station in den Fahrplan der Biberbahn aufgenommen. Seine erste Bewährungsprobe erlebt er aber schon in Kürze: Am 1. und 4. Mai 2025 wird die Biberbahn mit allen Zügen in Göggingen halten, um den Besuchern die Anreise zum Bierfest zu ermöglichen. Damit wird nicht nur das Fest bereichert – der Ort ist erstmals seit Jahrzehnten wieder per Bahn erreichbar. Mit der regulären Bedienung kehrt Göggingen dauerhaft auf die Landkarte des regionalen Bahnverkehrs zurück – nicht durch politische Beschlüsse, sondern durch das Engagement der Bürger vor Ort!
Reaktivierung des regulären SPNV?
Die 2021 im Freizeitverkehr wieder in Betrieb gegangene Ablachtalbahn gilt schon jetzt als eine der erfolgreichsten Ausflugsbahnen Baden-Württembergs. Könnte die Strecke auch im regulären SPNV reaktiviert werden? Diverse Studien bescheinigen der Achse (Ulm –) Mengen – Stockach – Radolfzell, sollte sie im Stundentakt befahren werden, eine hohe Nachfrage. Sowohl die Potenzial-Untersuchung des Landes aus dem Jahr 2020 als auch eine vertiefende Machbarkeitsstudie von 2023 prognostizieren erfreuliche Fahrgastzahlen. Mit einem Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) von 1,38 übersteigt der Nutzen die Investitions- und Betriebskosten deutlich.
Nun steht für die Ablachtalbahn die dritte und letzte Untersuchung an, die – einen positiven Ausgang vorausgesetzt – einen Zuschuss in Höhe von 90 % aus dem Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetz (GVFG) des Bundes und weitere 5 % Kofinanzierung durch das Land Baden-Württemberg ermöglicht. Eine einmalige Förderquote, die es in den letzten Jahrzehnten so noch nie gegeben hat. Aktuell laufen die Prüfungen für attraktive Fahrplankonzepte für die beiden Landkreise Konstanz und Sigmaringen sowie die Anliegerkommunen.
Text: Förderverein Ablachtalbahn e. V./red, Bild: Förderverein Ablachtalbahn e. V.


