Die DB InfraGO kann im ersten Jahr ihres Bestehens ein großes Baupensum mit zahlreichen sanierten Strecken, modernisierten Bahnhöfen sowie umfangreich erneuerter Stellwerkstechnik bilanzieren. 2024 standen dem gemeinwohl-orientierten Infrastruktur-Bereich der Deutschen Bahn (DB AG) dafür rund 16,9 Mrd. Euro zur Verfügung.
Große und kleine Vorhaben
Zu den größten Vorhaben zählte die Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim, die den Auftakt für 40 weitere Korridorsanierungen in den nächsten Jahren bildet. Daneben hat sich die DB InfraGO auch personell verstärkt: In den operativen Bereichen sind 2024 bundesweit 5500 Mitarbeitende hinzugekommen, darunter in der Instandhaltung und auf den Stellwerken. Dr. Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG, sagte am 30. Dezember 2024: „Die Sanierung unserer Schieneninfrastruktur treiben wir mit Konsequenz voran. Dabei sind wir gut vorangekommen: Wir werden die Mittel für Instandhaltung und Investitionen 2024 komplett verbauen und somit erstmals seit vielen Jahren die Überalterung unserer Anlagen im Bestand stoppen.“ Nagl erwartet, dass es im neuen Netzzustandsbericht keine Verschlechterung der durchschnittlichen Zustandsnoten für die Bahn-Infrastruktur geben wird – trotz der anhaltenden Belastung durch weiter steigende Verkehrsmengen. Nagl weiter: „Jetzt brauchen wir die Sicherheit, dass wir den Schwung und dieses Tempo ins neue Jahr mitnehmen und die Sanierung der Infrastruktur auch unter einer neuen Regierung kraftvoll fortführen können.“
Vorläufige Bilanz in Zahlen
Für 2024 lässt sich prognostizieren, dass bei den Investitionen in das Bestandsnetz die Mengen in fast allen Gewerken gegenüber Vorjahr gestiegen sind. Auch bei den Bahnhöfen liegen Modernisierungs-Aufkommen und Inbetriebnahmen über jenen des Jahres 2023. 2024 lag der Fokus auf der Weichenerneuerung, da sich Störungen an Weichen signifikant auswirken. Alle geplanten 1851 zu erneuernden Weichen sind eingebaut – das ist ein Plus von gut 30 %. Bei den Eisenbahn-Brücken summierten sich die abgeschlossenen Bauten flächenmäßig auf rund 40.000 m2, ein Fünftel mehr als 2023. Beim Gleisbau lag die Menge mit 1940 km knapp auf Vorjahresniveau (1989 km). Von den 190 km erneuerter Oberleitung gehen 140 km auf das Konto der Riedbahn (2023 wurden 124 km Oberleitung ersetzt). Mit 3741 erneuerten Stelleinheiten lag der Zuwachs bei der Modernisierung der Stellwerkstechnik bei 72 %. Und 2024 wurde an rund 870 Bahnhöfen im Land klassisch gebaut. Das heißt: Bahnsteige wurden erneuert, Aufzüge und Wetterschutzdächer gebaut. 2023 waren es 650 Bahnhöfe, in die jeweils mindestens über 50.000 Euro investiert wurden. Über 110 Bahnhöfe sind nach neuen Standards ausgebaut – zu ganzheitlich konzipierten Zukunftsbahnhöfen.
Beispiele für Modernisierungen und Erneuerungen
- 2024 wurde im Bereich Fahrweg beispielsweise die Riedbahn saniert: Die 70 km lange Verbindung wurde in fünf Monaten zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim inklusive der 20 Stationen runderneuert. Auf der Gäubahn Stuttgart – Singen konnten der zweigleisige Ausbau zwischen Horb und Neckarhausen sowie die Inbetriebnahme des Elektronischen Stellwerks (ESTW) in Horb abgeschlossen werden. Ein weiteres großes Vorhaben war der viergleisige Ausbau des Abschnitts Forchheim – Eggolsheim auf der Strecke Nürnberg – Bamberg als Bestandteil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 8 (München – Berlin).
- Bei der Modernisierung bzw. Instandsetzung von Strecken sind die Verbindungen Erfurt – Eisenach (Erneuerung von Gleisen und Weichen), Hamburg – Berlin (Erneuerung von Gleisen und Weichen), Neustrelitz – Neubrandenburg (Streckenertüchtigung), die Sachsen-Franken-Magistrale (Bauarbeiten zwischen Treben-Lehma und Altenburg) sowie die Modernisierung des Rauheberg-Tunnels an der Schnellfahrstrecke Kassel – Göttingen zu nennen.
- Zu den kleinen und mittleren Maßnahmen zählen infrastrukturelle Projekte wie weitere Überleit-Möglichkeiten, zusätzliche Signale und Gleiswechselbetriebe oder neue Bahnsteige. Das Programm zielt darauf, schnell positive Effekte auf die Kapazität und Pünktlichkeit für Reisende und Güterverkehrskunden zu erreichen. 2024 wurden 22 dieser Vorhaben fertig, darunter 740-m-Überholgleise in den Bahnhöfen Darmstadt-Eberstadt und Schnega (an der Strecke Uelzen – Stendal), Überleitstellen in Gambach auf der Main-Spessart-Bahn (Umleiter für Riedbahn) und die Herstellung der Zweigleisigkeit im Bahnhof Hagenow Land.
- Im Brückenprogramm konnten 2024 viele neue Brücken errichtet werden, darunter die Oderbrücke Küstrin-Kietz, sechs neue Brücken in Krefeld, Remscheid und im Sauerland sowie eine neue Eisenbahnbrücke auf der Strecke Hamburg – Westerland (Sylt).
- Moderne Elektronische Stellwerkstechnik (ESTW) ersetzt alte Stellwerke, 2024 unter anderem in Rastatt und Baden-Baden auf dem Korridor Rhine-Alpine, in Nördlingen, auf der Lahntalbahn sowie im Raum Gießen (Büdigen, Lieblos), in Horb auf der Gäubahn. Weitere ESTW wurden errichtet in Griesen, Zirndorf, Neubrandenburg, Altentreptow, Sternfeld, Birkenwerder, Peißen/Reußen und Kanena (Knoten Halle/Saale).
- Im vergangenen Jahr hat die DB an insgesamt 872 Bahnhöfen gebaut und den Komfort für die Reisenden verbessert – mit mehr als 200 neuen oder ausgetauschten Aufzügen und Fahrtreppen, rund 150 barrierefrei umgebauten Bahnsteigen, 1600 neuen Monitoren und Anzeigen zur Reisenden-Information, 1000 neuen Bänken und Sitzmöglichkeiten sowie fast 100 neuen Wetterschutzhäusern. Allein 113 Zukunftsbahnhöfe hat die DB abgeschlossen – ganzheitlich nach neuesten Standards umgesetzt und verbessert durch neues Mobiliar, eine design-orientierte Gestaltung sowie verbesserte Reisenden-Information. Zu diesen zählen alle Stationen auf der Riedbahn. Weitere modernisierte Bahnhöfe sind Gerlachsheim, Zimmern und Grünsfeld (Frankenbahn), Bopfingen, Gäufelden, Nördlingen, Iphofen, Bad Staffelstein, Bad Windsheim und Altenburg (Thüringen). Komplett neu gebaut wurden die Stationen Frankfurt-Ginnheim, Schwetzingen Nordstadt, Forchheim Nord und Hamm Westtünnen.
Text: red/pr, Bild: Deutsche Bahn AG / Volker Emersleben