Der ÖPNV muss neben einer hohen Verfügbarkeit vor allem sicher sein. Auf den Straßen in den Innenstädten geht es oftmals hektisch zu – kein leichter Job für die Tramfahrer. Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern verursachen beim Betreiber hohe Kosten für die Reparatur, und Betriebsstörungen sorgen für Unmut bei den Fahrgästen. Auf der InnoTrans präsentiert Bosch Engineering ihre neue Tram Assist Suite für einen nahtlosen Rundumschutz. Dafür wurde ein komplett neues Frontkollisionswarnsystem entwickelt. Ergänzt wird dieses um Nahbereichs-, Seiten- und Aufmerksamkeits-Assistenten, die Unfälle verringern oder gar vermeiden sollen.
Das neue Assistenzpaket ist als modularer Baukasten konzipiert, aus dem Betreiber von Stadt- und Straßenbahnen sowie Fahrzeughersteller eine auf ihren individuellen Bedarf maßgeschneiderten Funktionsumfang zusammenstellen können. In der Suite enthalten ist der Tram Forward Assist, der beispielsweise bei drohenden Frontalkollisionen warnt, sowie Signale und Schilder erkennt. Dieser ist zudem in den zusätzlichen Ausbaustufen „Plus“ und „Extended Range“ verfügbar. Der Tram Near Range Assist überwacht ergänzend dazu den Nahbereich. Er warnt an Haltestellen beispielsweise vor Kindern, die die Fahrbahn direkt vor der Straßenbahn queren oder vor Personen, die sich im Kupplungsbereich zwischen zwei Straßenbahnwagen aufhalten. Zudem vermeidet er die Türöffnung auf der falschen Bahnsteigseite und unterstützt das Bahnpersonal durch eine Abstandmessung beim Ankuppeln der Zugteile im Depot.
Der Tram Flank Assist soll Kollisionen verhindern, die von einscherenden Fahrzeugen verursacht werden. Querverkehr, Fahrspurwechsel und linksabbiegende Fahrzeuge sind Hauptunfallursachen für Straßenbahnen im Mischverkehr. Das System warnt den Straßenbahnfahrer frühzeitig vor einer drohenden Gefahr, sodass er seine Fahrweise anpassen und einen Unfall abwenden kann. Ergänzend zum Tram Forward Assist vergrößert der Tram Flank Assist den Erfassungsbereich.
Eine andere Unfallquelle sind Müdigkeit und Ablenkung bei Straßenbahnfahrern. Hier kommt der Tram Focus Assist zum Einsatz. Dieser analysiert die Blickrichtung, Mimik und Haltung des Fahrers und erkennt beispielsweise Müdigkeitssignale oder Ablenkung vom Verkehrsgeschehen und warnt den Fahrer entsprechend.
Die Tram Assist Suite basiert auf hochmoderner Bosch Sensor-Technologie der neuesten Generation. Ein Sensor-Cluster, bestehend aus Kamera-, Radar-, Lidar- und Ultraschalltechnik, überwacht das komplette Außenumfeld der Bahn sowie den Führerstand im Innenraum. Die Verarbeitung der Daten erfolgt über für Schienenfahrzeuge optimierte Hochleistungs-Steuergeräte. Moderne Connectivity-Lösungen erlauben das Update der Systemsoftware über eine Funkschnittstelle und die Einbindung in prädiktive Wartungskonzepte.
Die Bosch Tram Assist Suite kann als einbaufertige Erstausrüstung in eine neue Bahn integriert sowie auch in bestehende Flotten jeden Alters nachgerüstet werden. Auf Wunsch übernimmt Bosch Engineering auch die Rolle des Systemintegrators für die Nachrüstung. Die Soft- und Hardwarekomponenten wurden speziell für die harten Einsatzbedingungen im Bahnbetrieb entwickelt und sind auf hohe Robustheit, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit ausgelegt. Als Innovationsschritt arbeitet der Hersteller schon heute an Konzepten für den automatisierten Straßenbahnverkehr der Zukunft, darunter die Automatisierung des Depotverkehrs. Der Straßenbahnfahrer stellt die Bahn dann am Ende einer Fahrt einfach im Depot ab, die Automatisierungsfunktion übernimmt die Steuerung der Straßenbahn und rangiert sie fahrerlos zum Abstellplatz.
Text: red/pr, Bild: Bosch-Gruppe