Die S-Bahn Berlin GmbH trennt sich am 12. November 2023 von ihren Triebzügen der Baureihe 485 mit so genannten Sternfahrten: Dafür werden vier Züge aus vier Richtungen nahezu zeitgleich am Bahnhof Schöneweide für zwei Minuten nebeneinanderstehen, jeweils einmal stündlich um 09.57 Uhr, 10.57 Uhr, 11.57 Uhr, 12.57 Uhr und 13.57 Uhr auf den Gleisen 3, 4, 5 und 6. Nach fünf dieser „Rendezvous“ steht der erste Abschied an: zwei Züge verlassen das S-Bahnnetz. Die beiden anderen treten ihre allerletzte Fahrt als so genannte Ringzwiebel an: Als Sonderzüge fahren sie auf den Ringbahnlinien S 41 und S 42 in entgegengesetzter Richtung, halten um 14.41 Uhr zum vorletzten Rendezvous am Bahnhof Beusselstraße (der so genannte Nullpunkt der Ringbahn), bevor sie ihre Fahrt und den Einsatz mit einem letzten Halt in Schöneweide (Ankunft: 15.17 Uhr bzw. 15.21 Uhr) beenden.
Mitfahren können alle Interessierten: Die Züge halten auf allen Unterwegsbahnhöfen, und die Fahrten sind öffentlich. Zur Mitfahrt wird nur ein gültiges VBB-Ticket benötigt.
Die heutige Baureihe 485 läutete die Modernisierung der Berliner S-Bahn ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Produktion neuer S-Bahn-Züge größtenteils zum Erliegen gekommen. Dies änderte sich erst 1979, als bei der Deutschen Reichsbahn (Staatsbahn der DDR, die damals die S-Bahnstrecken in West- und Ost-Berlin betrieb) mit der Konzeption einer neuen S-Bahn-Generation begonnen wurde. Die Auslieferung der ersten Serienfahrzeuge, von denen derzeit noch 22 Viertelzüge im Einsatz sind, sollte sich jedoch noch bis Anfang 1990 hinziehen.
Die Viertelzüge der Baureihe 485, die aus einem Trieb- und einem antriebslosen Beiwagen bestehen, zeichnen sich durch die Aluminium-Leichtbaukonstruktion und ein elektro-dynamisches Bremssystem aus, wodurch die beim Bremsen wiedergewonnene Energie zurück ins Stromnetz gespeist wird. Diese Neuerungen führten dazu, dass der Energieverbrauch im Vergleich zu den Vorkriegsmodellen um ein Drittel reduziert werden konnte.
Ein besonderes Merkmal, das diese Züge lange Zeit ausmachte und ihnen den Spitznamen „Cola-Dose“ einbrachte, war ihre besondere Lackierung: Lange Zeit fuhren sie mit rotem Anstrich und anthrazitfarbenem Fensterband durch die Stadt. Der Spitzname ist geblieben, die Farbe nicht: Ab 2002 wurden die Fahrzeuge nach und nach in den traditionellen S-Bahn-Farben Bordeauxrot und Ocker lackiert.
Ursprünglich war geplant, die Baureihe 485 ab Mitte der 2000er schrittweise auszumustern. Zur Unterstützung des Fuhrparks wurde ab 2010 allerdings ein Teil des bereits abgestellten Bestands wieder aufgearbeitet. Am 4. März 2011 beförderte der erste Zug wieder Fahrgäste. Da die 485er allerdings nicht mehr mit dem neuen Zugbeeinflussungssystem (ZBS) ausgestattet werden können, wird ihr Einsatz in diesem Jahr enden: Am 12. November 2023 werden sie letztmalig planmäßig verkehren, bis zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember aber noch als Reserve bereitgehalten. Mehrere Viertelzüge sollen erhalten bleiben, die restlichen Fahrzeuge werden verschrottet.
Text: S-Bahn Berlin GmbH/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Oliver Lang