
Gleich zwei Streckenabschnitte in Rheinland-Pfalz musste DB Regio kurzfristig wegen Dachsbauten im Unterbau sperren: Seit dem 13. März 2025 fahren zwischen Landau und Winden keine Züge mehr, und seit dem 17. März 2025 ruht auch der Betrieb zwischen Deidesheim und Bad Dürkheim. Wann und in welcher Form der Zugverkehr von Landau nach Winden wieder aufgenommen werden kann, ist derzeit völlig offen. Die Sperrung zwischen Deidesheim und Bad Dürkheim kam hingegen „nur“ früher als geplant: Ursprünglich sollte der Zugverkehr ab dem 11. Juli 2025 auf Schienen-Ersatzverkehr umgestellt werden, um den durch Dachsbauten instabilen Bahndamm bei Wachenheim bis Mitte Dezember 2025 zu sanieren.
Scharfe Kritik vom Zweckverband
Mit deutlicher Kritik an DB InfraGo reagierte der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd) auf die Ankündigung der Bahn, den Abschnitt Deidesheim – Bad Dürkheim rund drei Monate früher als geplant voll zu sperren. Die Kritik setzt an zwei Punkten an: Die späte Information darüber, dass sich die Situation zugespitzt hat, und die offenkundig vernachlässigte Vorbereitung der Sanierung, die nun zu einer weiteren Verlängerung der Sperrphase führt. Anstelle der Züge verkehren zwischen Deidesheim und Bad Dürkheim nun halbstündlich Busse, die bis Freinsheim und – dann stündlich – bis Grünstadt durchfahren. Der Grund hierfür ist, dass der Zugverkehr zwischen Freinsheim und Bad Dürkheim aus betrieblichen Gründen erheblich eingeschränkt werden muss, weil durch die Strecken-Unterbrechung die Fahrzeug- und Personaleinsätze aufwendiger werden. Zwischen Bad Dürkheim und Freinsheim können nur wenige Züge für den Berufs- und Schülerverkehr angeboten werden.
Die vorgezogene Sperrung bedeutet nicht nur, dass zunächst neun Monate lang kein Zug fährt, sondern auch, dass es den Planern bei DB Regio, den Busunternehmen und dem ZÖPNV Süd nicht möglich war, das Buskonzept detailliert zu planen. Die Busfahrzeiten konnten nicht getestet, die Festlegung der Haltestellen nicht abgeschlossen, mögliche Straßenbau-Maßnahmen mit Umleitungen noch nicht abgefragt und in den Fahrplänen berücksichtigt werden. Ob die nötige Anzahl an Bussen und Fahrpersonal nun schon drei Monate vorher zur Verfügung steht, ist ungewiss.
Ausgehöhlter Bahndamm muss saniert werden
Auslöser der Sperrung sind Dachsbauten im Bahndamm nördlich von Deidesheim. Die Tiere graben zum Teil komplexe und umfassende Höhlensysteme und haben dort einen instabilen Untergrund der Bahnstrecke verursacht. Die Kritik des ZÖPNV Süd richtet sich also nicht gegen die Sanierung an sich, sondern gegen das Vorgehen der DB InfraGo im vorliegenden Fall.
So war die Sperrung ab Juli 2025 vor rund zwei Jahren von der DB InfraGo selbst festgelegt und die Sanierung während der verkehrsreichen Zeit mit Weinfesten und Bad Dürkheimer Wurstmarkt als unumgänglich bezeichnet worden. Jetzt stellte man fest, dass die Dachse den Höhlenbau verstärkt und offenbar räumlich ausgedehnt haben mit der Folge, dass sich in Randlage des Gleisbettes schon Anlagenteile der Bahnstrecke verschoben haben.
Laut ZÖPNV Süd wusste man bei DB InfraGo offenbar schon seit Ende letzten Jahres, dass sich die Situation zugespitzt hat, unterließ jedoch darüber zu informieren, dass mit einer vorgezogenen Sperrung zu rechnen sei. So mussten bzw. müssen die Planer nun ad hoc das noch in Erarbeitung befindliche Ersatzkonzept realisieren. Ausbaden müssen werden es die Fahrgäste, die Anschlüsse verpassen und nicht pünktlich ankommen.
Weitere Schwierigkeiten und möglicherweise eine Verlängerung der Bauphase könnten sich dadurch ergeben, dass die Bahn den bislang bekannten Sanierungsabschnitt noch nicht gerodet hat. Dieser befindet sich im Bereich eines Vogelschutzgebiets, in dem während der Brutzeit der Vögel bzw. ab Anfang März keine Rückschnitte mehr vorgenommen und keine Bäume mehr gefällt werden dürfen. Nun hofft man auf eine Ausnahme-Genehmigung der Naturschutz-Behörden, auch wenn die Eingriffe in Flora und Fauna deutlich schwerwiegender sind als außerhalb der Brutzeiten.
Text: ZÖPNV Süd/red, Bild: Regionalverkehr