
Dr. Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO, und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Ulrich Lange (CSU), gaben am 1. August 2025 in Ludwigslust auf einer von insgesamt 130 Baustellenflächen das offizielle Startsignal für die Generalsanierung. Noch in den Abendstunden schaltete das Bauteam die Oberleitungen auf der Strecke ab.
Umfangreiche Gleiserneuerungen
Die Bahnstrecke Hamburg – Ludwigslust – Wittenberge – Berlin ist 278 km lang, das entspricht etwa dem Vierfachen der Riedbahn zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim, die die Bahn im vergangenen Jahr als ersten Korridor gebündelt erneuert und modernisiert hatte. Während der neunmonatigen Bauarbeiten erneuert die Bahntochter DB InfraGO zwischen Hamburg und Berlin mehr als 165 km Gleise und fast 250 Weichen. Außerdem wird die Feste Fahrbahn in den Abschnitten zwischen Wittenberge und Dergenthin sowie zwischen Breddin und Glöwen durch einen Schotteroberbau ersetzt. Sechs neue Überleitstellen sollen mehr Stabilität und Flexibilität im Betrieb schaffen, da schnellere Züge des Personenverkehrs langsamere Güterzüge künftig überholen können. Zudem erneuert die Bahn die Leit- und Sicherungstechnik, errichtet sechs neue Stellwerke und modernisiert 19 weitere. Damit werden Stellwerke und Achszähltechnik für den künftigen Einsatz des Zugsteuerungssystems ETCS vorbereitet.
Modernisierung von Bahnhöfen
Entlang der Strecke werden außerdem 28 Bahnhöfe modernisiert und attraktiver gestaltet. Geplant sind – je nach Station – unter anderem Bahnsteig-Verlängerungen, Bahnsteig-Erhöhungen für einen stufenlosen Einstieg, längere Bahnsteigdächer und Wegeleitsysteme für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. 20 Bahnhöfe sollen dabei zu Zukunftsbahnhöfen werden – durch neu gestaltete Unterführungen, durchgängige Gestaltungs-Konzepte sowie mehr Sitz- und Wartemöglichkeiten und bessere Parkmöglichkeiten für Fahrräder.
Ablauf der Bauarbeiten
Zunächst starten die Arbeiten an Gleisen, Weichen und Überleit-Verbindungen, parallel und anschließend erfolgen die Modernisierungs-Arbeiten an den Bahnhöfen. Danach nimmt DB InfraGO den Austausch und die Erneuerung der Signal- und Stellwerkstechnik in Angriff, um die Anlagen nach den Abnahme-Prüfungen zum 30. April 2026 wieder in Betrieb zu nehmen.
Ausfälle und Umleitungen im Fernverkehr
Fernzüge fahren während der Bauarbeiten weiterhin zwischen Hamburg und Berlin, allerdings nicht mehr alle 30 Minuten wie bisher, sondern nur noch stündlich. Eingesetzt werden meist lange ICE-4-Einheiten mit bis zu 830 Sitzplätzen. Die EuroCity-Züge Hamburg – Berlin – Dresden – Prag fallen zwischen Hamburg und Berlin aus. Wie bei vorherigen Bauarbeiten werden die verbliebenen Fernzüge über Uelzen, Salzwedel und Stendal umgeleitet, wodurch sich die Fahrtzeit um 45 Minuten verlängert. Die Fernzüge halten auch in Salzwedel und Stendal. Zwischen Wittenberge bzw. Ludwigslust und Hamburg verkehren direkte Ersatzbusse (IC-Busse).
Busse statt Bahnen im Regionalverkehr
Als Ersatz für Nahverkehrszüge werden in Spitzenzeiten entlang der Strecke Hamburg – Berlin über 170 Busse zum Einsatz kommen. Diese verkehren auf 28 Linien und legen täglich bis zu 86.000 km zurück. Die Schienenersatzverkehre (SEV) werden von ecoVISTA, einer Unternehmensgruppe aus mittelständischen Busunternehmen, erbracht. ecoVISTA hatte die Leistungen im Umfang von rund 23 Mio. Bus-km nach einer europaweiten Ausschreibung der DB InfraGo gewonnen. Auf parallel zur Strecke Hamburg – Berlin verlaufenden SPNV-Linien, beispielsweise zwischen Schwerin und Berlin über Güstrow und Waren (Müritz; RE 85), wurde zudem die Sitzplatzkapazität erhöht.
Die Umleitung der Fernverkehrszüge über die Strecke Uelzen – Salzwedel – Stendal hat auch Folgen für den dortigen SPNV. Bis auf eine Verbindung am Abend werden zwischen Uelzen und Salzwedel alle Regionalbahnen durch Busse ersetzt, zwischen Salzwedel und Stendal verkehren die Züge nur noch zweistündlich (bisher stündlich).
Weiträumige Umleitungen im Güterverkehr
Güterzüge zwischen Hamburg und Berlin werden zum Teil ebenfalls über Uelzen und Stendal umgeleitet. Weiterhin sind jedoch auch Umleitungen über Rotenburg (Wümme) und Verden (Aller) vorgesehen. Diese werden im weiteren Fahrtverlauf über Hannover und Magdeburg in Richtung Berlin geleitet. Güterzüge aus Richtung Rostock können über Neustrelitz in Richtung Berlin geführt werden. Die Erreichbarkeit der deutschen Seehäfen für Güterverkehre auf der Schiene soll laut Bahn somit auch während der Bauarbeiten gewährleistet sein. Für die betroffenen Unternehmen mit Gleisanschluss zwischen Hamburg und Berlin wurden individuelle Lösungen erarbeitet.
Text: DB AG/red, Bild: Deutsche Bahn AG / Oliver Lang


