Die Deutsche Bahn (DB AG) ist auch künftig auf der Marschbahn Hamburg-Altona – Westerland (Sylt) aktiv: Nach einer europaweiten Ausschreibung vergab die Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) die Leistungen am 29. Februar 2024 erneut an die Bahntochter DB Regio. Der neue Verkehrsvertrag gilt von Ende 2025 bis Ende 2034. Wie bisher wird täglich stündlich gefahren, zwischen Niebüll und Westerland auch halbstündlich.
Störanfällige Fahrzeuge
Die Bahntochter steht vor keiner leichten Aufgabe: Zum einen müssen die vorhandenen Fahrzeuge weiterhin eingesetzt werden. Neben den 90 Reisezugwagen, die derzeit ein Modernisierungsprogramm durchlaufen, sind das 15 Diesellokomotiven der Baureihe 245, die als wenig zuverlässig gelten. Zur Erhöhung der Betriebsstabilität hat die NAH.SH deshalb zwei zusätzliche Loks der Baureihe 246 organisiert. Sie stammen von der Havelländischen Eisenbahn (hvle) und werden von DB Regio angemietet. Hinzu kommen drei Coradia Lint 54, die zwischen Itzehoe und Heide pendeln. Zum anderen soll die Marschbahn bis Anfang der 2030er Jahre durchgehend zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden. So sollen die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Zugverkehrs gesteigert und die störanfälligen Dieselloks durch umweltfreundliche E-Loks ersetzt werden.
Elektrifizierung
Auf der (ab Itzehoe) 173 km langen Marschbahn nach Westerland gibt es drei eingleisige Abschnitte: Hattstedt – Bredstedt (11 km), Niebüll – Klanxbüll (13 km) und Morsum – Westerland (9 km). Neben der Marschbahn soll auch die 26 km lange Strecke von Husum nach Jübek elektrifiziert werden – diese stößt in Jübek auf die Linie Hamburg Hbf – Flensburg, die bei Störungen auf der Marschbahn als Umleiterstrecke dienen kann. Zwischen Hamburg-Altona und Itzehoe ist die Marschbahn bereits zweigleisig und elektrifiziert.
50 Jahre alte Dieselloks
Nicht nur im Regionalverkehr, auch im Fernverkehr gibt es Neuerungen: Ab Ende 2025 wird die DB AG die bisherigen Intercity-1-Wagenzüge nach Sylt durch neue ICE-L-Züge des Herstellers Talgo ersetzen. Derzeit werden die IC ab Itzehoe von bis zu 50 Jahre alten Dieselloks der Baureihe 218 befördert. Dabei werden die DB-Maschinen in den Sommermonaten von 218ern anderer Betreiber unterstützt, darunter Lokomotiven der Eisenbahn-Bau- und Betriebsgesellschaft Pressnitztalbahn mbH (PRESS). In diesem Sommer setzt PRESS ihre blau lackierten 218 054-3, 218 056-1 und 218 058-9 ein. Nachdem die IC-Züge über keine Bordbistro-Wagen mehr verfügen, muss nicht mehr in Doppeltraktion gefahren werden – nun reicht eine Lok aus.
ICE-L ohne Zugteilung?
Mit dem Start des ICE-L (und bis zur Elektrifizierung) sollen neue Siemens Vectron Dual Mode der Baureihe 248 die Bespannung der IC-Züge übernehmen. Offen ist noch, ob der Kurswagenverkehr von Niebüll nach Dagebüll Mole mit den neuen Zügen aufrecht erhalten werden kann. Ursprünglich sollten die ICE-L teilbar sein, sodass ab Niebüll ein Zugteil nach Westerland weiterfahren kann, während der andere von der Norddeutschen Eisenbahn Niebüll GmbH (neg) übernommen und nach Dagebüll Mole gebracht wird. Davon ist bei der DB aber keine Rede mehr. Ursprünglich hatte die neg sogar über eine Elektrifizierung ihrer knapp 15 km langen Strecke nach Dagebüll Mole nachgedacht. Nun wird überlegt, die Fahrgäste am DB-Bahnsteig in Niebüll mit barrierefreien Fahrzeugen abzuholen, sodass beim Umsteigen zumindest der Fußweg zwischen dem DB-Bahnhof und dem neg-Bahnhof entfällt. Zwischen Niebüll und Dagebüll Mole, wo die Fähren nach Föhr und Amrum ablegen, verkehren derzeit ältere Hochflur-Triebzüge der Baureihe 628. (red)
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr