Eine Woche vor dem Abschluss der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim hat die Deutsche Bahn (DB AG) alle Baugewerke abgeschlossen: Neben Gleisen, Weichen, Signalen, Schallschutzwänden und Fahrdraht wurden auch die Oberleitungen und alle Bahnsteige fristgerecht fertiggestellt. Die relevanten Inbetriebsetzungen und Abnahmen sind weit fortgeschritten, sodass die Riedbahn nach fünfmonatiger Vollsperrung am 15. Dezember 2024 wie geplant wieder für die Züge des Fern-, Regional- und Güterverkehrs befahrbar ist.
Inbetriebsetzung der Stellwerke läuft noch
Die Abnahmen und die Wiedereinschaltung der Oberleitung sind ebenso wie die Endvermessung und die Abnahmen des Oberbaus bereits erfolgt. In dieser Woche kommen noch die Abnahmen der Telekommunikations- und elektrotechnischen Anlagen sowie die Inbetriebsetzung der Verkehrsstationen hinzu. Zudem erfolgen Belastungs- und Testfahrten. Die Inbetriebsetzung der Stellwerkstechnik im nördlichen Bereich der Riedbahn ist weit fortgeschritten. Weiterhin unter Hochdruck gearbeitet wird an der Inbetriebsetzung der Stellwerkstechnik im südlichen Streckenabschnitt.
Fern-, Regional- und Güterverkehr laufen wieder an
Im Fernverkehr werden zur Wiederinbetriebnahme sämtliche Züge nach Fahrplan über die Riedbahn fahren. Im Nahverkehr fahren die Linien RE 70 (Frankfurt – Mannheim) und die S 7 (Frankfurt – Riedstadt Goddelau) vollständig. Damit können laut Bahn wieder mehr als 95 % der Kunden die Züge auf der Riedbahn nutzen. Der erste Zug, der in der Nacht zum 15. Dezember 2024 planmäßig über die Gleise fährt, wird ein Güterzug sein. Für einen stabilen Betrieb und zur Durchführung von eventuell noch erforderlichen kleineren Korrekturen und Restarbeiten wird die Anzahl der Güterzüge auf der Riedbahn bis zum 23. Dezember bis zur vollen Leistung in Schritten hochgefahren. Die Versorgung der Unternehmen an der Strecke läuft bereits direkt über die neuen Gleise.
Einschränkungen im Nahverkehr
Auf den Regionalbahn-Linien RB 62 (Worms – Biblis) und RB 63 (Worms – Bensheim), die nicht direkt auf der Riedbahn verkehren, rollen bis einschließlich 23. Dezember 2024 die Ersatzbusse weiter, bevor beide Linien ihren Betrieb am 24. Dezember wieder aufnehmen. Um die Inbetriebsetzung der Nebengleise im südlichen Streckenabschnitt der Riedbahn vollständig abzuschließen und einen zuverlässigen Fahrplan anzubieten, werden die S 8 (Biblis – Mannheim) und die S 9 (Groß-Rohrheim – Mannheim) ihren Betrieb erst am 13. Januar 2025 aufnehmen. Bis dahin werden ergänzend zum RE 70 noch die Ersatzbusse der Linie S 91 verkehren.
Zweckverband bemängelt unvollständige Fertigstellung
Der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd) betrachtet die Ankündigung der DB, die Riedbahn unvollständig in Betrieb nehmen zu wollen, mit Sorge. So stehen laut Zweckverband Überholgleise im südlichen Abschnitt nicht zur Verfügung, und die Signaltechnik beschränkt die Geschwindigkeit des Fernverkehrs. Wie sich das auf die Pünktlichkeit der ICE und auf deren Anschlüsse in Richtung Pfalz auswirke, bleibe abzuwarten. Bemängelt wird ferner, dass die Verknüpfung in Biblis zwischen dem RE 70 und der RB 62 nach Worms zunächst ausfällt. Die Aussage der DB, „alle Baugewerke (seien) abgeschlossen“, werfe zudem die Frage auf, warum dann weiterhin über mehrere Wochen hinweg der Regionalverkehr eingeschränkt wird. Für die Geschäftsstelle des ZÖPNV Süd bedeute „fertig“ funktionstüchtig – und nicht die Herstellung eines Zwischenzustands und Nutzung einer nur teilweise fertigen Strecke. Für die nächsten Generalsanierungen sollte die Konsequenz gezogen werden, sich nicht zu übernehmen, sondern die vorgesehenen Sperrungen in bewältigbare Abschnitte zu unterteilen, so der Zweckverband abschließend.
Die Riedbahn-Sanierung als Vorbild
Die Riedbahn ist eine der am meisten befahrenen Strecken in Deutschland. Die zu alte, zu störanfällige und zu volle Infrastruktur auf der Strecke hat in der Vergangenheit dazu geführt, dass Störungen auf der Riedbahn in das gesamte Netz ausstrahlen. Deshalb hat die DB in einem völlig neuartigen Ansatz die Strecke in den vergangenen fünf Monaten komplett saniert. Im Rahmen der Generalsanierung sollen bis 2027 insgesamt 1.500 Strecken-km im hochbelasteten Netz nach diesem Vorbild erneuert und modernisiert werden. Die Generalsanierung ist elementarer Bestandteil des Gesamtprogramms S 3, mit dem die DB in den nächsten drei Jahren neben der Infrastruktur auch den Betrieb und die Wirtschaftlichkeit des Konzerns saniert.
Text: DB AG/ZÖPNV Süd/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Stefan Wildhirt