Die Deutsche Bahn (DB AG) und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben nach mehr als vier Monaten Verhandlungen einen Tarifabschluss erzielt. „Die Auseinandersetzung war hart, aber wir konnten uns nun auf einen intelligenten Kompromiss einigen“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am 26. März 2024 in Berlin. Kernelement ist ein Optionsmodell, bei dem Mitarbeitende im Schichtdienst künftig selbst über ihre Wochenarbeitszeit entscheiden – sie können von 35 bis 40 Stunden wählen. Dabei gilt das Leistungsprinzip: Wer mehr arbeitet, verdient entsprechend mehr.
„Das ist eine wegweisende Lösung, die Flexibilität, Teilhabe und Transformation ermöglicht“, so Seiler. „Mit dem Optionsmodell haben unsere Kolleginnen und Kollegen den individuellen Freiraum, sich für das zu entscheiden, das am besten zu ihnen und ihrer Lebensphase passt. Das Optionsmodell gibt auch dem Unternehmen die Möglichkeit und die Kapazität, trotz Fachkräftemangel im Interesse der Kunden weiter zu wachsen.“
Für Mitarbeitende im Schichtdienst im GDL‑Geltungsbereich sinkt die Referenzarbeitszeit 2026 zunächst von 38 auf 37 Stunden. Bis 2029 sinkt sie in drei weiteren Schritten auf 35 Stunden. Das Gehalt wird anteilig jeweils nicht verringert. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Arbeitszeit für die Mitarbeitenden ab 2027 automatisch absinkt. Die tatsächliche Arbeitszeit wählen die Mitarbeitenden dann selbst: Alles zwischen 35 und 40 Stunden in der Woche ist am Ende möglich. Wer sich für mehr Arbeit entscheidet, erhält pro Stunde 2,7 % mehr Lohn. So würden zum Beispiel Lokführerinnen oder Zugbegleiter in einer 40-Stunden-Woche rund 14 % mehr verdienen als in einer 35-Stunden-Woche.
Neben dem Optionsmodell zur Wochenarbeitszeit umfasst der Tarifabschluss zudem 2850 Euro Inflationsausgleichsprämie: 1500 Euro werden im März ausgezahlt, weitere 1350 Euro voraussichtlich im Mai. Hinzu kommt eine Lohnerhöhung von 420 Euro in zwei Schritten: 210 Euro mehr pro Monat zum 1. August 2024 und nochmal 210 Euro zum 1. April 2025.
Für die Bahnreisenden bedeutet der Tarifabschluss vor allem Planungssicherheit: Bis Ende Februar 2026 gilt nun Friedenspflicht mit der GDL. Der Tarifvertrag läuft 26 Monate – rückwirkend vom 1. November 2023 bis 31. Dezember 2025 –, danach folgt eine zweimonatige Verhandlungsphase, in der ebenfalls keine Streiks möglich sind. Darüber hinaus werden bereits vor Beginn der Verhandlungen Schlichtungsmodalitäten für den Fall abgestimmt, dass sie nicht gütlich zu Ende gebracht werden können. Auch das ist neu und schafft einen geordneten Rahmen für die nächste Tarifrunde. Die Laufzeit für die Bestimmungen zur Arbeitszeit endet sogar erst am 31. Dezember 2028.
Der Geltungsbereich der bisherigen Tarifverträge bleibt bestehen, Tarifverträge für die Infrastruktur wurden nicht abgeschlossen. Um die Kapazität zu erhöhen und die Produktivität zu steigern, wurden weitere Vereinbarungen getroffen. Unter anderem fällt das 12-Tage-Urlaubswahlmodell zum 1. Januar 2026 weg. Das 6-Tage-Urlaubswahlmodell bleibt bestehen. Wasch- und Umkleidezeiten werden künftig pauschal abgegolten.
Text: DB AG/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Pablo Castagnola