
„Unser Ziel muss es sein, so viele Kundinnen und Kunden wie möglich vom Deutschland-Ticket zu überzeugen. Das Branchenziel von mindestens 15 Millionen Nutzern ist erreichbar. Wenn Politik und Branche mutig und konsequent handeln, dann geht sogar noch mehr“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann am 11. April 2025. Deutschlands umfangreichste Marktforschung zum D-Ticket, koordiniert vom VDV und der Deutschen Bahn (DB AG) im Auftrag von Bund und Ländern, liefert seit Mai 2023 mit inzwischen über 200.000 Befragten alle relevanten Antworten. Der vorliegende Bericht der Marktforscher zeigt laut VDV vier Ansatzpunkte, warum es sich für die verantwortlichen Akteure lohnt, das D-Ticket jetzt noch besser zu machen.
Wachstumspotenzial nicht ausgeschöpft
Seit der Einführung im Mai 2023 haben fast 23 Mio. Menschen mindestens einmal ein Deutschland‑Ticket besessen. Momentan sind laut der Verkaufszahlen der Branche rund 13,5 Mio. Tickets im Besitz der Nutzer. Das heißt: Die Verkaufszahlen steigen zwar in jedem Quartal, aber es gibt auch eine Reihe von Kunden, die das Ticket unregelmäßig nutzen. Auch für andere Kundengruppen könnten spezifische Leistungen zur Ausweitung des Marktpotenzials sinnvoll sein. Eine Überlegung ist, ein D‑Ticket für Auszubildende anzubieten, das ähnliche Rahmenbedingungen hat wie das D-Ticket für Studierende. Insgesamt gilt es, die Rahmenbedingungen entsprechend der Mobilitätsbedürfnisse der Kunden weiterzuentwickeln. Vor allem bei den rabattierten Jobtickets liegt noch einiges an Wachstumspotenzial. Aktuell liegt die Besitzquote unter Vollzeit-Berufstätigen bei 22 %. Große Arbeitgeber scheuen oft den administrativen Aufwand für eine Umstellung der Jobticketverträge auf das D-Ticket Job für die Beschäftigten, weil bislang nicht klar war, ob es das Ticket über 2025 hinaus überhaupt noch geben wird. Jetzt ist das D-Ticket vorerst gesichert – wenn nun auch der D-Ticket-Job-Rabatt verstetigt wird, ist dies ein gutes Argument für die Firmen, um ihren Arbeitnehmern das Jobticket anzubieten.
Finanzielle Entlastung für mehrere Gruppen
Für Berufspendler und Einkommensschwache ist das Deutschland-Ticket finanziell attraktiv und entlastet diese finanziell teils erheblich: Laut der aktuellen Marktforschungs-Ergebnisse sparen D-Ticket-Besitzer durchschnittlich monatlich 17,10 Euro gegenüber ihren vorherigen Ausgaben im ÖPNV. Die Gesamtersparnis für diese Fahrgäste liegt damit seit Einführung des D-Tickets bereits bei über 4,25 Mrd. Euro. Vor allem Berufspendler, die oft längere Strecken mit dem ÖPNV fahren, profitieren vom preiswerten D-Ticket. Ihre monatliche Erspanis liegt zwischen 22,73 und 57,42 Euro. Der größte Zuwachs beim Verkauf von D-Tickets zwischen Mai 2023 und Dezember 2024 liegt bei Personen mit niedrigem Einkommen (+ 61 %).
Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur
Die ÖPNV-Nutzung wächst mit dem Mobilitätsmarkt, gewinnt jedoch keine Marktanteile: Das Deutschland-Ticket hat dafür gesorgt, dass nach der Corona-Pandemie die Fahrgastzahlen im ÖPNV wieder angestiegen sind. Das eigentliche Ziel, mehr Fahrgäste für Bus und Bahn zu gewinnen, wurde jedoch nur ansatzweise erreicht. Eine Weiterentwicklung des D‑Tickets gepaart mit dem dringend nötigen Ausbau und der Modernisierung der ÖPNV-Infrastrukturen und Angebote bietet die Chance, bisherige Nicht- oder Wenignutzer vom dauerhaften Umstieg zu überzeugen.
CO₂-Einsparungen haben zugenommen
Deutschland muss im Sinne der europäischen und eigenen Klimaschutzziele vor allem im Verkehrssektor erhebliche Emissionen einsparen. Die Marktforschung zeigt, dass das Deutschland-Ticket dazu einen steigenden Beitrag leistet. Während im Jahr 2023 dank des Tickets durch Verlagerung vom Pkw zum ÖPNV monatlich rund 104.000 t CO₂ eingespart wurden, waren es 2024 monatlich schon rund 120.000 t: ein Plus von 15 %. Je mehr D-Tickets genutzt werden und je häufiger die Menschen deshalb auf den eigenen PKW verzichten, desto größer ist der Umwelteffekt.
VDV-Vorschläge zum weiteren Vorgehen
„Das D-Ticket leidet in seiner operativen Umsetzung noch immer unter unklaren Regelungen zwischen Bund, Ländern und Branche“ erklärte VDV-Präsident Wortmann. „Deshalb schlagen wir der neuen Bundesregierung vor, mit einer neuen Governance aus den Verkehrsunternehmen und Verbünden Beteiligte zu machen, die ihre Kompetenzen vor und für Entscheidungen zum Deutschland-Ticket voll einbringen können.“ Nach Ansicht des VDV gebe es darüber hinaus weitere unternehmerische und politische Ansatzpunkte, um das D-Ticket weiterzuentwickeln und damit noch erfolgreicher am Markt zu platzieren. Wichtig sei, dass diese Schritte und die daraus resultierenden Ergebnisse auch künftig durch eine umfassende und in den Details quantitativ wie qualitativ hochwertige, bundesweite Marktforschung begleitet werden. Wortmann abschließend: „Wir schlagen daher dringend vor, die gemeinsame Untersuchung von Bund, Ländern und Branche in ihrer bisherigen Form fortzuführen. Denn nur dann bleiben die Ergebnisse konsistent und für alle nutzbar.“
Text: VDV/red, Bild: Regionalverkehr