Nachdem sich SPD und Grüne nach dem Bruch der Ampel-Koalition bereits frühzeitig für die notwendigen Beschlüsse im Bundeshaushalt zur Finanzierung des Deutschland-Tickets ausgesprochen haben, hat nun auch die Bundestagsfraktion der CDU/CSU Zustimmung signalisiert. Aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ein wichtiges Signal, um das bei vielen Fahrgästen beliebte Angebot auch im nächsten Jahr zu erhalten.
Planungssicherheit nur für 2025
Allerdings weist der VDV darauf hin, dass damit die gemeinsame Arbeit von Politik und Verkehrsbranche zur Verbesserung des Tickets und seiner Rahmenbedingungen erst begonnen hat. VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff sagte am 15. November 2024: „Es ist gut, dass nun auch die Unionsfraktion die Finanzierung des Deutschland-Tickets für das kommende Jahr in den Haushaltsberatungen mit beschließen will. Damit wird das Ticket nicht zum Thema im Bundestagswahlkampf und sowohl die Branche als auch unsere Fahrgäste haben zumindest für 2025 entsprechende Planungssicherheit.“ Laut Wolff zeigten die Debatten der letzten Tage aber auch, dass die Verkehrsbranche gemeinsam mit Bund und Ländern dringend an einer Lösung arbeiten muss, damit das D-Ticket nicht Jahr für Jahr aus finanziellen Gründen wieder infrage gestellt wird. Spätestens die neue Bundesregierung müsse entscheiden, was mit diesem Angebot langfristig passieren soll. Wolff unterstreicht: „Das ist eine der wichtigsten verkehrspolitischen Fragen in der neuen Legislaturperiode. Die jährliche Hängepartie über die Zukunft des Tickets muss dann enden, Fahrgäste und Branche brauchen Klarheit.“
Potenziale des D-Tickets
Der VDV will weiterhin dazu beitragen, die Entscheidung über die künftige Finanzierung des D-Tickets zu versachlichen. Die aktuellen Zahlen, Daten und Fakten aus der gemeinsam von Bund und Ländern beauftragten Marktforschung zum Deutschland-Ticket zeigen, wo das Angebot im Urteil seiner Nutzer aktuell steht und an welchen Stellen noch Wachstumspotenzial besteht. Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Derzeit besitzen pro Monat durchschnittlich etwa 13,1 Mio. Menschen ein D-Ticket. Davon sind aktuell etwa 1,8 Mio. Job-Tickets und 1,05 Mio. Semester-Tickets.
- 75 % der D-Ticket-Nutzer haben vor, dauerhaft dabei zu bleiben.
- 96 % der Nutzenden sind mit dem D-Ticket zufrieden, vier von fünf Nutzenden würden es weiterempfehlen.
- 40 % der Ticketinhaber sind zwischen 14 und 29 Jahre alt, 19,5 % der Nutzenden kommen aus dem ländlichen Raum.
- 27,2 % der Fahrten mit dem D-Ticket wären ohne das Angebot nicht gemacht worden. 13,9 % davon sind verlagerte Fahrten aus anderen Verkehrsmitteln.
- 8 % Prozent der Fahrten mit dem D-Ticket sind vom Auto auf den ÖPNV verlagert worden.
- Zwei von drei D-Tickets wurden digital über Websites oder Apps gekauft. Andere Tickets werden über Chip Karten genutzt.
Verlässlichkeit muss sein
Der VDV weist darauf hin, dass nur eine langfristig gesicherte Finanzierung des Tickets für Verlässlichkeit und Planbarkeit bei den Fahrgästen und in der Branche sorgt. Gerade für die notwendige Gewinnung von Neukunden ist dies unerlässlich: In den ersten Wochen und Monaten nach Einführung des D-Tickets konnten rund eine Millionen Menschen als neue Kunden, die vorher nie oder sehr selten Bus und Bahn genutzt haben, gewonnen werden. Seitdem stagniert der Neukundenzuwachs. Dies ist aus wirtschaftlicher Sicht der Branche schwierig, denn nur zusätzliche Fahrgäste bringen auch zusätzliche Einnahmen zur Finanzierung des Gesamtsystems und des D-Tickets. Die übrigen Nutzer waren auch vorher schon ÖPNV-Kunden und sind vor allem deshalb zum D-Ticket gewechselt, weil sie damit im Vergleich zum vorherigen Abo oder Ticket erheblich weniger bezahlen müssen. Auch Arbeitgeber entscheiden sich nur dann für die Einführung oder Umstellung von Job-Tickets, wenn es eine gesicherte, mehrjährige Perspektive für das D-Ticket gibt.
Empfehlungen an die Politik
Der VDV empfiehlt den Fraktionen, für den kommenden Bundeshaushalt folgende Beschlüsse zu fassen:
- Verabschiedung des Gesetzentwurfs zur 10. Änderung des Regionalisierungsgesetzes, mit dem die Überjährigkeit der Mittel für das D-Ticket von 2023 bis 2025 hergestellt werden soll.
- Darin: Streichung des Enddatums 31. Dezember 2025. Damit wird sichergestellt, dass es das D-Ticket und die Bundesmittel in Höhe von 1,5 Mrd. Euro pro Jahr über das Jahr 2025 hinaus gibt.
- Und: Streichung der haushaltskonsolidierenden Maßnahme zur Verschiebung der Auszahlung von 350 Mio. Euro an Regionalisierungsmitteln für das Jahr 2025 auf 2026.
Text: VDV/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Dominic Dupont