Die Dömitzer Elbbrücke zeigt sich wie aus dem Ei gepellt: Das Brückenhaus am westlichen Elbufer ist frisch saniert, und die hellen Sandsteinpfeiler leuchten in der Sonne. Doch über das markante Bauwerk, das im Verlauf der Wittenberge-Buchholzer Zweigbahn liegt und vor 150 Jahren eröffnet wurde, rollen schon lange keine Züge mehr: Nach einem Luftangriff kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs stürzte am östlichen Elbufer ein Teil der Brücke ein. Der Wiederaufbau unterblieb, da das Bauwerk fortan die innerdeutsche Grenze querte. Heute erinneren nur noch das Brückenhaus und 16 Vorlandbrücken am westlichen Ufer an eine längst vergessene Bahnlinie.
Rückblick
Die Wittenberge-Buchholzer Zweigbahn wurde im Jahr 1874 von der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft (BHE) eröffnet. Sie bog in Wittenberge von der Hauptbahn Berlin – Hamburg ab und führte über Dömitz, Dannenberg und Lüneburg nach Buchholz (Nordheide). Ursprünglich war ein Weiterbau bis Bremerhaven geplant, der von der BHE aber nicht mehr realisiert wurde. Bei Dömitz überquerte die Linie auf einer insgesamt 896 Meter langen Konstruktion die Elbe: Das mächtige Bauwerk setzte sich aus vier Vorlandbrücken, einer Drehbrücke und vier großen Brückenfeldern über dem Wasser sowie den 16 Vorlandbrücken am Westufer zusammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Gleise zwischen Wittenberge und Dömitz demontiert werden, und in den 1970er und 1980er Jahren riss man auch die östlichen Brückenteile ab. Von der Wittenberge-Buchholzer Zweigbahn blieb nur die Strecke Dannenberg – Lüneburg erhalten.
Die Elbüberquerung heute
Doch die Überreste der Dömitzer Elbbrücke gehören noch lange nicht zum „Alten Eisen“: Am 25. August 2023 wurde auf den ersten vier der 16 Vorlandbrücken ein Skywalk eröffnet, der in wenigen Jahren bis zum letzten Brückenteil an der Elbe reichen soll. Schon jetzt hat man einen herrlichen Blick auf das Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue. Auch eine ÖPNV-Anbindung ist vorhanden: Von Dömitz nach Dannenberg verkehrt ein Rufbus, der ganz in der Nähe der Brücke hält. Der Bau des Skywalks hat bisher rund 7,5 Mio. Euro gekostet, da neben den Brückenbögen auch die Sandsteinpfeiler sowie das Brückenhaus umfassend zu sanieren waren.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr