Mit der Übernahme von zwei neuen Motorturmwagen (MTW) 100.216 von Plasser & Theurer setzt das Unternehmen European Trans Energy GmbH (EUROPTEN) die Erweiterung seiner Fahrzeugflotte für Oberleitungsarbeiten fort. Ein dritter baugleicher MTW folgt im April 2023. Die ersten beiden Einheiten sollten schon ab Ende Januar zum Einsatz kommen. Bei der Übergabe der neuen Fahrzeuge betonte Johannes Max-Theurer, CEO von Plasser & Theurer, die langjährigen guten Geschäftsbeziehungen zu EUROPTEN und ihren Vorgängerfirmen. Das in Wien ansässige Unternehmen ist in Österreich, Deutschland, Slowenien und in der Schweiz bei zahlreichen Bahnausbauten aktiv und elektrifiziert Neubauten oder modernisiert Fahrleitungsanlagen.
Der MTW 100.216 ist ein universelles Montagefahrzeug für Fahrleitungsbau, -inspektion und -wartung. Er dient zudem als autonomes Transportfahrzeug für Material und Personen. Ein EUROPTEN-Vorgängerunternehmen hat die Entwicklung des Fahrzeugs vorangetrieben und setzt den MTW bereits seit den 1980er Jahren ein. EUROPTEN hat bisher insgesamt 20 Plasser-&-Theurer-Maschinen gekauft. Außerdem testete das Unternehmen seit 2018 den Hybrid-Motorturmwagen HTW 100 E3 unter anderem bei Arbeiten im Ceneri-Basistunnel. Inzwischen wurde der HTW langfristig gemietet. Bei Arbeiten im Tunnel ist der akkuelektrische Antrieb ein großer Vorteil für die Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter.
Der über Puffer knapp 19 Meter lange MTW 100.216 trägt auf seinem Rahmen mittig eine vollhydraulische, dreiteilige Säulenhebebühne für alle Arbeiten an der Oberleitung. Zwei der Bühnen sind um bis zu vier Meter zur Seite ausfahrbar. Das erleichtert und beschleunigt Montagearbeiten erheblich. Erreicht werden so unabhängig voneinander drei verschiedene Greifbereiche in bis zu mehr als acht Meter Arbeitshöhe. Die Dachflächen mit automatisch aufklappbaren Sicherheitsgeländern sind begehbar. An einem Wagenende befindet sich ein Eisenbahn-Ladekran mit einem montierbaren Arbeitskorb. Er ist speziell für die Arbeiten an Oberleitungsanlagen konzipiert, kann aber auch als Ladekran und Montagehilfe dienen. Sein Aktionsradius mit Korb und Haken reicht bis 18 Meter über dem Gleis und – hydraulisch abgestützt – bis etwa 14 Meter seitlich davon. Im Arbeitsmodus kann die Maschine sowohl vom Arbeitskorb als auch von der Arbeitsbühne verfahren werden.
In der großen Kabine hinter dem vorderen Führerraum des MTW befinden sich eine integrierte Werkstattkabine mit Werkbank sowie klimatisierte Räumlichkeiten mit Küchenzeile, Tisch und Sitzbänken für bis zu acht Personen. Fahrdraht- und Tragseilpositionierer unterstützen die Montage der Leitungen, ein Pantograf dient der Erdung, ein Richtmaßturm der Fahrdrahtlagebestimmung. Der MTW erreicht in Eigenfahrt wie geschleppt 100 km/h. Zwei der vier Radsätze sind hydrostatisch angetrieben. Die Energie liefert ein Dieselmotor der EU-Abgasstufe 5 mit 440 kW Leistung. Partikelfilter am Motor sowie Geräusch- und Wärmedämmung der Kabinen sind selbstverständlich.
Text und Bild: Plasser & Theurer