Am 26. Mai 1994 wurde in Rheinland-Pfalz die Eistalbahn reaktiviert: Auf der 26 km langen Verbindung von Grünstadt über Eisenberg, Ramsen und Eiswoog nach Enkenbach war der planmäßige Personenverkehr am 30. Mai 1976 eingestellt worden. 1994 wurde zunächst das 9 km lange Teilstück von Grünstadt nach Eisenberg wieder in Betrieb genommen. Nur ein Jahr später, am 28. Mai 1995, folgte der 4,5 km lange Abschnitt von Eisenberg nach Ramsen. Und seit dem 12. August 2001 fahren die Züge im Freizeitverkehr weiter zum neuen Haltepunkt Eiswoog, der weiter östlich der bisherigen Station liegt. Damit werden rund 17 km der Nebenbahn wieder planmäßig befahren. Einziger Wermutstropfen: Zwischen Eiswoog und Enkenbach bleibt die Strecke ohne Zugverkehr, da eine Reaktivierung aufgrund der hohen Kosten für die Sanierung des Eisbachtal-Viadukts, des Dreibrunnertal-Viadukts und des Stempelkopf-Tunnels als unwirtschaftlich eingestuft wird.
Botschafter für die Eistalbahn
Am 13. Oktober 2024 feierte der Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd) das 30-jährige Jubiläum der reaktivierten Eistalbahn mit einem historischen Dampfzug und einem modernen Dieseltriebzug des Typs Coradia Lint von DB Regio. Das Fahrzeug wurde auf Initiative des ZÖPNV Süd mit einer Sonderbeklebung in der Fahrzeugmitte versehen und im Beisein der rheinland-pfälzischen Mobilitätsministerin Katrin Eder (Die Grünen) in Eisenberg präsentiert. Anschließend pendelte der Lint im Wechsel mit dem Dampfzug, der von den Ulmer Eisenbahnfreunden (UEF) bereitgestellt wurde, auf der Eistalbahn. In den kommenden Monaten und Jahren wird der Triebzug entlang der Weinstraße, in Rheinhessen, entlang der Alsenzbahn sowie im Bereich des Landeskreises Bergstraße in Südhessen als Botschafter für die Eistalbahn unterwegs sein.
Kommentare
Für Michael Heilmann, Verbandsdirektor des ZÖPNV Süd, ist die Wiederinbetriebnahme der Eistalbahn durchweg positiv: „Die Reaktivierung der Strecke Eisenberg – Grünstadt vor nun 30 Jahren markierte den Auftakt für das bundesweit beachtete Vorreitermodell des Rheinland-Pfalz-Taktes. In den Folgejahren wurden weitere Strecken revitalisiert und Angebote verdichtet. Mit den über das Land weitergeleiteten Bundesgeldern aus dem Topf der Regionalisierungsmittel bietet der ZÖPNV Süd in Kooperation mit den beauftragten Verkehrsunternehmen das beste Angebot auf der Schiene und auf der Straße, das es im südlichen Rheinland-Pfalz jemals gegeben hat.“ Mobilitätsministerin Eder ergänzte: „Im Vergleich zu Strecken-Neubauten sind Reaktivierungen tendenziell mit weniger Aufwand, kostengünstiger und schneller zu realisieren. Auf der Teilstrecke zwischen Grünstadt und Eisenberg wurde bereits vor 30 Jahren in diesem Bereich mit gutem Vorbild vorangegangen.“
Weitere Wiederinbetriebnahmen
Nach der Reaktivierung des Abschnitts Grünstadt – Eisenberg Ende Mai 1994 wurden im südlichen Rheinland-Pfalz im Rahmen des neu eingeführten Rheinland-Pfalz-Takts weitere Strecken und Streckenabschnitte wieder für den SPNV genutzt. Hierzu zählen die Verlängerung der Eistalbahn nach Ramsen (später dann als saisonales Angebot bis zum Eiswoog), der Lückenschluss Grünstadt – Monsheim sowie die Strecken Alzey – Kirchheimbolanden, Winden – Wissembourg (FR) und Winden – Bad Bergzabern, Wörth – Lauterbourg und Heimbach – Baumholder. Hinzu kommt die direkte Strecke Kaiserslautern – Enkenbach über Eselsfürth. Zunächst saisonal genutzt werden die Zellertalbahn Monsheim – Langmeil (derzeit für die Sanierung gesperrt) sowie die Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal-Rumbach.
Das Ausbaukonzept Rheinland-Pfalz-Takt 2030+
Trotz der kritischen Haushaltslage will der ZÖPNV Süd die Ausbauplanungen für die Schiene weiter vorantreiben. Dazu erklärt Verbandschef Heilmann: „Die aktuelle Mittelknappheit darf nicht dazu führen, die Zukunft nicht weiter zu planen. Wir treiben die beschlossene Einbeziehung der stillgelegten Strecke Zweibrücken – Homburg in das Netz der Rhein-Neckar-S-Bahn voran und möchten die Bahnstrecken Landau – Germersheim, die Zellertalbahn von Münchweiler nach Monsheim als direkte Verbindung zwischen Kaiserslautern und Worms sowie den Nordabschnitt der Glantalbahn von Staudernheim nach Lauterecken, auf denen derzeit der Schienenverkehr ruht, wieder ans Netz bringen.“
Künftige Bahnen sollen nach Worten von Heilmann elektrisch fahren, auch dort, wo keine herkömmliche Oberleitung hängt. Mit neuen Stadler FLIRT Akku soll ab Ende 2025 das Pfalznetz „elektrifiziert“ werden. Die neuen Züge laden ihre Batterien in Bahnhöfen mit Oberleitung oder neu errichteten Strominseln. Das Pfalznetz umfasst unter anderem die Strecken von Kaiserslautern nach Kusel, Lauterecken-Grumbach, Landau (Pfalz) Hbf und Pirmasens Hbf.
In Rheinhessen steht schließlich der Ausbau der Strecke Mainz – Alzey auf der Agenda, inklusive des Baus eines neuen Verknüpfungs- und Umsteigebahnhofs im Westen von Mainz (Arbeitsbegriff Mainz Schott). Alle Projekte sollen im Rahmen des Ausbaukonzepts „Rheinland-Pfalz-Takt 2030+“ umgesetzt werden, das unter der Federführung des Mainzer Klimaschutzministeriums und gemeinsam mit dem Partnerzweckverband SPNV Nord erarbeitet wird.
Text: red/pr, Bild: Zweckverband ÖPNV Rheinland-Pfalz Süd (ZÖPNV Süd)/Fritz Engbarth