Mit einer Sonderfahrt des Wasserstoffzuges Mireo Plus H von Basdorf über die Berliner Stadtbahn nach Charlottenburg haben die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und Siemens Mobility das Zeitalter des emissionsfreien Bahnverkehrs auf nicht elektrifizierten Strecken in Berlin und Brandenburg eingeläutet. Auf dem Bahnhof von Basdorf drückten sie gemeinsam mit Vertretern der Länder und des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) den Startknopf für die Einführung der klimafreundlichen Antriebe und stellten die neuen Züge – den Wasserstoffzug Mireo Plus H für die Heidekrautbahn und den Batteriezug Mireo Plus B für das Netz Ostbrandenburg – vor.
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VBB-Geschäftsführer Martin Fuchs sagte: „Unser Ziel ist es, im gesamten Verbundgebiet bis 2037 zu 100 % emissionsfrei im SPNV unterwegs zu sein. Mit der Betriebsaufnahme im Netz Ostbrandenburg und auf der Heidekrautbahn Ende dieses Jahres und mit dem Einsatz der batterie-elektrischen und Wasserstoff-Züge kommen wir diesem Schritt um einiges näher. Während wir 2024 noch 26 % Züge mit Dieselantrieb haben, reduziert sich das 2025 schon auf 15 %.“ Die Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) ergänzte: „Statt wie bisher auf Strecken ohne Oberleitung mit Dieselfahrzeugen zu fahren, haben die Länder Berlin und Brandenburg gemeinsam mit dem VBB Verkehre mit innovativen Antriebskonzepten beauftragt, um den ÖPNV noch umweltfreundlicher zu gestalten.“
Die Streckennetze
Die NEB erhält insgesamt 38 lokal emissionsfrei fahrende Triebzüge für die Heidekrautbahn und das Netz Ostbrandenburg: Für die Heidekrautbahn liefert Siemens sieben Mireo Plus H mit Wasserstoff-Antrieb, für das Netz Ostbrandenburg 31 batterie-elektrische Mireo Plus B. Beginnend mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 werden die neuen Züge im Lauf des Jahres 2025 schrittweise die alten Dieselfahrzeuge auf den meisten Linien ablösen.
Die Heidekrautbahn umfasst die Strecken von Berlin-Karow über Basdorf nach Schmachtenhagen und Groß Schönebeck, das Netz Ostbrandenburg unter anderem die Verbindungen von Berlin-Ostkreuz nach Kostrzyn (PL), Werneuchen und Templin Stadt sowie von Eberswalde nach Prenzlau, Schwedt (Oder) und Frankfurt (Oder). Auf den Strecken kommen bisher Dieseltriebzüge der Typen Regio-Shuttle, Talent und Pesa Link zum Einsatz. Während die Mireo Plus H die Dieseltriebzüge auf der Heidekrautbahn komplett ersetzen, dieseln die Pesa Link auch künftig weiter nach Kostrzyn. Die Gründe: Der stromlose Abschnitt zwischen Ostkreuz und Kostrzyn ist für die Batteriezüge zu lang, die Mireo Plus B haben keine Zulassung für Polen, und die Pesa Link sind erst wenige Jahre alt. Während die meisten Dieselzüge dem Leasingunternehmen Alpha Trains gehören und von der NEB einfach zurückgegeben werden können, behält das Unternehmen seine vier eigenen Talent-Triebzüge als eiserne Reserve.
Die neuen Fahrzeuge
Der Mireo Plus H und der Mireo Plus B sind hochmoderne Züge mit Brennstoffzellen-Antrieb bzw. batterie-elektrischem Antrieb und zeichnen sich durch ein Traktionssystem mit hoher Antriebsleistung von 1,7 MW für eine Beschleunigung von bis zu 1,1 m/s² und eine zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h aus. Beide Fahrzeugtypen sind energiesparend konzipiert, unter anderem durch eine selbsttragende, geschweißte Leichtbaustruktur in Aluminium-Integral-Bauweise. Auch ein intelligentes Bordnetz-Management trägt zur Reduzierung von Ressourcen und Emissionen bei.
Der Wasserstoffzug Mireo Plus H kann zirka 1000 km mit einer Tankfüllung fahren, und die Mireo Plus B legen bis zu 120 km im Batteriemodus zurück. Durch den Wechsel von Diesel auf Wasserstoff und Batterie wird in beiden Netzen der jährliche CO₂-Ausstoß um etwa 14.500 t reduziert, zudem werden rund 5,5 Mio. Liter Diesel eingespart. Für die Wasserstoff-Züge entsteht bis Ende dieses Jahres am NEB-Betriebsmittelpunkt in Basdorf eine Wasserstoff-Tankstelle, die grünen Wasserstoff aus Sonnen- und Windenergie liefern soll. Auf der Heidekrautbahn, die als Wasserstoff-Pilotprojekt der Länder Berlin und Brandenburg gilt, hat sich der Einsatz von Batteriezügen nach NEB-Angaben nicht angeboten, da die Heidekrautbahn an ihren Endpunkten auf keine mit einer Oberleitung ausgestatteten Strecken trifft (an der die Batteriezüge einfach geladen werden könnten). Die Mireo Plus H werden von der KfW IPEX-Bank finanziert.
Neben der Einführung der modernen Fahrzeuge ab Dezember 2024 können sich Fahrgäste über weitere Annehmlichkeiten freuen: Alle Fahrzeuge werden mit WLAN ausgestattet und bieten Zugriff auf ein Infotainment-Portal. Für viele Linien bedeutet der Einsatz der neuen Fahrzeuge außerdem eine spürbare Erhöhung der Sitzplatzkapazitäten. Der VBB kündigte für viele Linien zudem Fahrplan-Verdichtungen morgens und abends an.
Text: Tim Schulz, Bilder: Regionalverkehr