Die Müglitztalbahn von Heidenau in den Kurort Altenberg (Erzgebirge) ist eine richtige Gebirgsbahn: Auf einer Länge von nur 38 km wird ein Höhenunterschied von 637 m überwunden, in unzähligen Kurven brummen die Dieseltriebzüge des Typs Siemens Desiro Classic das enge Müglitztal hinauf. Die Stichstrecke wurde 1890 als Schmalspurbahn mit einer Spurweite von 750 mm eröffnet, zwischen 1935 und 1938 wurde sie auf Normalspur umgebaut. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h sind die Züge 51 Minuten unterwegs. Betreiberin ist die Bahntochter DB Regio Südost, die unter der Woche stündlich als RB 72 fährt. An Wochenenden und Feiertagen wird ein 2-Stunden-Takt angeboten. Hinzu kommt ein Ausflugszugpaar, das samstags und sonntags ab/bis Dresden Hbf verkehrt. Im Winter profitieren besonders Skifahrer, Rodler und Wanderer von den Direktzügen.
Gemütlich an der Müglitz entlang
Ausgangspunkt der Müglitztalbahn ist die Kleinstadt Heidenau im Elbtal, die an der Hauptstrecke Dresden – Bad Schandau liegt. Von Dresden bis zum Bahnhof Heidenau, der 120 m hoch liegt, braucht die S-Bahn lediglich eine knappe Viertelstunde. Die Umstiegszeit in Heidenau beträgt nur fünf Minuten. Gleich nach Verlassen des Bahnhofs schwenkt der rot lackierte Triebzug in einer engen Rechtskurve in das Müglitztal ein, ehe die Gleise bei Dohna (Sachsen) erstmalig auf das Gewässer treffen. In gemächlichem Tempo bahnt sich der Desiro unter dichten Bäumen seinen Weg durch das enger werdende Tal, immer wieder geht es dicht an der Müglitz entlang. Hinter Köttewitz folgt ein knapp 200 m langer Tunnel, dann fällt der Blick kurz auf das über dem gleichnamigen Ort thronende Barockschloss Wesenstein. Nach 20 Minuten Fahrt ist der 320 m hoch gelegene Zwischenstopp Glashütte erreicht: In der 6600-Einwohner-Stadt, die für ihre Uhren-Manufakturen bekannt ist, wird mit dem Gegenzug gekreuzt. Bereits kurz nach Verlassen des Bahnhofs taucht der Triebzug in das Dunkel des 539 m langen Gleisbergtunnels ein, ehe es wieder kurvenreich an der Müglitz entlanggeht. Hinter Lauenstein (Sachsen) verabschiedet sich die Bahntrasse vom Fluss, und die Dieselmotoren des Triebwagens müssen noch einmal alles geben: Auf den folgenden 10 km sind fast 300 Höhenmeter zu bewältigen. Bei Geising machen die Gleise eine lange Schleife durch das Greifenbachtal und umrunden den 820 m hohen Geisingberg, ehe sie in den weitläufigen Endbahnhof Kurort Altenberg münden.
Zeitgemäße Endstation
Die 757 m hoch gelegene Endstation verfügt über drei Bahnsteiggleise, ein Umsetzgleis sowie eine Abstellgruppe. Die Bahnsteige sind 55 cm hoch, sodass stufenfrei in die Desiro-Triebzüge ein- und ausgestiegen werden kann. Das Empfangsgebäude, das 1938 errichtet wurde, gehört der Stadt Altenberg und beherbergt neben der Tourismus-Information einen Warteraum, eine WC-Anlage sowie eine Gaststätte. An Gleis 1 wurde 2002 ein neuer Busbahnhof mit einer verglasten Halle errichtet – hier können die Reisenden auf kurzen Wegen in die Busse zur Weiterfahrt in die Region umsteigen. Zu den Ski- und Rodelpisten sind es nur ein paar hundert Meter Fußweg. Wanderer können auf diversen Routen in die tief verschneiten Wälder des Osterzgebirges aufbrechen – oder einfach nur wenige Kilometer um den Großen Galgenteich spazieren …
Text: red, Bild: Regionalverkehr