Dank einer umfangreichen Förderung durch den Bund und das Land Nordrhein-Westfalen kann das Streckennetz der Euregio Verkehrsschienennetz GmbH (EVS) in den kommenden Jahren elektrifiziert werden. NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Die Grünen) übergab am 21. August 2024 im Stolberger Hauptbahnhof stellvertretend für die Förderer einen Bescheid über rund 43 Mio. Euro. Hiervon übernimmt der Bund im Rahmen des Gemeinde-Verkehrs-Finanzierungs-Gesetzes (GVFG) den Löwenanteil mit 90 % der Förderung. Das Land bezuschusst die Maßnahme mit einem Anteil von 5 %. Den Rest steuern die Kommunen bei.
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Susanne Henckel, Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, sagte in Stolberg: „Der Bund stellt jährlich eine und ab kommendem Jahr jährlich 2 Mrd. Euro zur Verfügung, um Länder und Kommunen bei Investitionen in den schienengebundenen ÖPNV zu unterstützen. Zum Beispiel für den Bau neuer Stadt-, Straßen- oder U-Bahnen, die Reaktivierung von Schienenstrecken oder auch, wie in diesem Fall, für die Elektrifizierung einer Bahnstrecke. Für die Reisenden ist das ein echtes Plus, denn elektrische Züge sind umweltfreundlicher, leiser und verlässlicher.“ Minister Krischer ergänzte: „Wir sind sehr froh, dass wir die Förderung des Bundes für das EVS-Netz ergänzen und dafür sorgen können, dass die Menschen in der Region Aachen zukünftig noch nachhaltiger mobil sein werden.“
Das Streckennetz
Das Netz der EVS, auf dem die Euregiobahn verkehrt, umfasst aktuell eine Gesamtlänge von etwa 47 km und 19 Haltepunkte. Es schließt an das überregionale, bereits elektrifizierte DB-Netz an. Mit der geplanten Errichtung einer Oberleitung an den drei Strecken des Grundnetzes und dem Einbau der notwendigen technischen Ausstattung können perspektivisch auf dem EVS-Netz Elektrotriebzüge verkehren. Diese sind nicht nur lokal emissionsfrei unterwegs, sondern bieten durch ihre Sprintstärke auch die Möglichkeit, Fahrzeiten zu verkürzen und eventuelle Verspätungen zu kompensieren.
Elektrifizierung von Grund- und Erweiterungsnetz
Die Planungen sehen vor, die Elektrifizierung des Grundnetzes schnellstmöglich umzusetzen. Das Grundnetz umfasst die Strecken Stolberg Hbf – Alsdorf – Herzogenrath (Ringbahn), Stolberg Hbf – Langerwehe (Eschweiler Talbahn) und Stolberg Hbf – Stolberg Altstadt. Bereits elektrifiziert ist die DB-Hauptstrecke von Herzogenrath über Aachen Hbf und Stolberg Hbf nach Düren. Auf diesen Strecken verkehrt die euregiobahn als Regionalbahn-Linie RB 20 mit dem Verlauf Stolberg Hbf – Alsdorf – Herzogenrath – Aachen Hbf – Stolberg Hbf – Langerwehe – Düren/Stolberg Altstadt. Die Züge nach Düren bzw. Stolberg Altstadt werden in Stolberg Hbf geflügelt.
Voraussetzung für die Elektrifizierung ist die Verfügbarkeit von entsprechend qualifizierte Fachfirmen. Im Anschluss an die Elektrifizierung des Grundnetzes soll auch das Erweiterungsnetz folgen, also jene Teilstücke, die sich derzeit in der Reaktivierung befinden. Das sind die Strecke von Alsdorf bis Aldenhoven-Siersdorf sowie der Abschnitt von Stolberg Altstadt nach Breinig. Für die Elektrifizierung des Erweiterungsnetzes sollen die Grundlagenermittlung sowie die Standardisierte Bewertung zeitnah abgeschlossen werden.
Betrieblich soll auch in Zukunft am bewährten Flügelkonzept der RB 20 festgehalten werden. Mit der Umstellung auf einen elektrischen Betrieb wird die Euregiobahn zu einer S-Bahn für die Städteregion Aachen. Dank der Elektrifizierung wird es dann auch möglich sein, zusätzliche Haltepunkte wie Aachen-Richterich und Eschweiler-Aue in den Linienweg der RB 20 zu integrieren.
Derzeitiger Fuhrpark
Die Bahntochter DB Regio, die im Auftrag des Zweckverbands go.Rheinland den SPNV auf der RB 20 erbringt, setzt derzeit 22 zweiteilige Talent-Dieseltriebzüge der Baureihe 643 ein. Der aktuelle Verkehrsvertrag läuft noch bis Dezember 2025, kann aber um ein Jahr verlängert werden. Die Talent-Triebzüge, von denen ursprünglich 26 Einheiten geliefert wurden, stehen seit Juni 2001 im Einsatz. Die 34 m langen Fahrzeuge bieten 96 Sitz- und 110 Stehplätze. Sie zeichnen sich durch einen zeitgemäßen Fahrgastkomfort aus und verfügen unter anderem über eine Klimaanlage, ein akustisches und optisches Fahrgastinformationssystem, ein großzügiges Mehrzweckabteil für Rollstühle und Fahrräder sowie große Panoramafenster.
Text: red/pr, Bild: Deutsche Bahn AG / Wolfgang Klee