Der bundes- und branchenweite Fachkräftemangel sorgt nach wie vor für eine angespannte Personalsituation, auch bei der eurobahn. Hinzu kommen hohe Krankenstände, die dazu führen, dass das Unternehmen seine Fahrten nicht mehr so anbieten kann, wie ursprünglich geplant. Auf mehreren Linien im Ostwestfalen-Lippe-Netz (OWL) sowie im Teutoburger-Wald-Netz (TWN) musste das Angebot deutlich reduziert oder teilweise komplett eingestellt werden. Ursprünglich sollten die Fahrplan-Ausdünnungen nur bis 5. Juli 2024 gelten. Nun kündigte die eurobahn an, dass die Maßnahmen auf den Linien RB 65, RB 66, RB 67, RE 78 und RE 82 bis mindestens Dezember 2024 fortgeführt werden.
„Wir bündeln alle Kräfte, um die Situation zu verbessern“, sagt Anne Mathieu, Geschäftsführerin der eurobahn. „Wir haben unser Recruiting bereits im Herbst letzten Jahres erfolgreich ausgebaut. Aktuell bilden wir 22 neue Triebfahrzeugführer aus, die den Mangel an Personal kompensieren können. Bis die neuen Kollegen einsatzbereit sind, wird es allerdings noch dauern, da die Ausbildung zwölf Monate in Anspruch nimmt.“
Kurzfristige Verbesserungen, wie die Einrichtung eines Direktbusses zwischen Detmold und Bielefeld oder die Erhöhung der Kapazitäten, konnte die eurobahn in den vergangenen Wochen bereits einrichten. Auch die Angebotsreduzierungen tragen zu einem stabileren Betrieb bei: Seit Beginn des reduzierten Fahrplans am 8. April 2024 verzeichnet die eurobahn eine signifikante Senkung der personalbedingten Ausfälle. Im OWL betrugen die Zugausfälle bis zum 9. Juni durch spontanen, nicht planbaren Personalmangel nur 0,5 % und im TWN 0,6 %. Im Februar 2024 lagen die Werte im OWL (11 %) und im TWN (6,9 %) deutlich höher.
Auf Drängen einzelner Landkreise bemüht sich der Aufgabenträger NWL (Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe) derzeit um eine komplette Wiederinbetriebnahme der Leineweber-Strecke von Bielefeld über Detmold nach Altenbeken (RE 82), die seit dem 8. April von der eurobahn nur noch morgens und abends betrieben wird. Dafür käme sowohl die Beauftragung eines anderen Eisenbahn-Unternehmens als auch die Einrichtung einer Schnellbus-Linie infrage. Der Landrat des Kreises Lippe, Dr. Axel Lehmann (SPD), sagte am 18. Juni 2024: „Gerade die umstiegsfreie Zugverbindung Detmold – Bielefeld ist vor dem Hintergrund der bedeutenden Pendlerströme zu Unternehmen und Ausbildungs-Einrichtungen sowie der extrem wichtigen Verbindung der verschiedenen Standorte der medizinischen Fakultät in Lippe und Bielefeld essentiell und alternativlos.“ Derzeit müssen die Fahrgäste auf parallel zum RE 82 verkehrende Regionalbahnen mit Umstieg in Lage (Lippe) ausweichen.
Die eurobahn GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamm (Westf.) und Düsseldorf beschäftigt rund 850 Mitarbeiter. Bedient werden 15 Linien in vier Netzen in Nordrhein-Westfalen, die bis nach Niedersachsen und in die Niederlande reichen: Maas-Rhein-Lippe, Ostwestfalen-Lippe, Hellweg und Teutoburger Wald. Jährlich werden rund 16,3 Mio. Zug-km erbracht. Daneben übernimmt die eurobahn das Steuer des Eurostar auf dem deutschen Streckenabschnitt von Dortmund nach Aachen mit jährlich 650.000 Zug-km.
Text: red/pr, Bild: eurobahn GmbH & Co. KG