
Nach allen 19 Kreisen und kreisfreien Städten in Westfalen-Lippe hat auch der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) am 30. Januar 2025 einer zeitlich begrenzten Übernahme der eurobahn zugestimmt und schafft damit den notwendigen Rahmen für die Stabilisierung des SPNV-Angebots in der Region. Auf dieser Grundlage kann in den kommenden Monaten der weitere Prozess bis zu einem angestrebten Eigentümerwechsel vollzogen werden.
Eine Perspektive für die eurobahn
Der Schritt war das Ergebnis umfassender Risikoprüfungen und aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation des Unternehmens notwendig geworden. „Wir geben der eurobahn und ihren Mitarbeitenden jetzt eine Perspektive und sorgen für unsere Fahrgäste in Westfalen-Lippe für verlässliche Bahn-Verkehre“, sagt Joachim Künzel, Geschäftsführer des NWL. Die eurobahn ist der wichtigste Betreiber von SPNV-Leistungen in Westfalen-Lippe. Der Betreiber beschäftigt rund 900 Mitarbeitende. Mit 30 % Marktanteil, was einem Volumen von rund 12 Mio. Zug-km entspricht, ist es der größte Leistungserbringer im NWL-Gebiet. „Mit dem positiven Beschluss in der heutigen Verbandsversammlung senden wir ein starkes Signal an die Öffentlichkeit“, sagte Matthias Goeken, Mitglied des nordrhein-westfälischen Landtages und Vorsitzender der NWL-Verbandsversammlung. Goecken weiter: „Die Interimsübernahme ist die bestmögliche Handlungsoption, um die finanziellen Risiken für alle Beteiligten zu minimieren. Wir schaffen damit die Voraussetzung für ein stabiles Angebot. Wir brauchen wieder Zuverlässigkeit, um das Vertrauen der Menschen in den SPNV zu stärken.“
eurobahn wird NWL-Tochter
Nach der noch ausstehenden Genehmigung der Übernahme seitens der Bezirksregierung Arnsberg werden im nächsten Schritt die Gesellschaftsverträge aufgesetzt. Die eurobahn könnte dann ab Anfang April eine NWL-Unternehmenstochter werden. Damit wäre der NWL Interims-Gesellschafter und übernähme zu 100 % die Gesellschafts-Anteile der eurobahn. Dies bedeutet: Das operative Geschäft wird weiterhin von der eurobahn durchgeführt, Aufgabe des NWL wäre die Überwachung und das Controlling der Unternehmenssteuerung. In der Folge kann der NWL in Abstimmung mit den Verkehrsvertrags-Partnern (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG), Provinz Overijssel) und in Übereinstimmung mit dem Europarecht die defizitären Verkehrsverträge anpassen – und auf diese Weise die wirtschaftliche Basis der eurobahn erheblich verbessern. Nach der Anpassung der Verträge soll die eurobahn in einem Wettbewerbsverfahren möglichst ab 2027 wieder an einen Investor veräußert werden.
Neuer Eigentümer gesucht
Nach Angaben der Tageszeitung „Westfälischer Anzeiger“ übernimmt der NWL die eurobahn zum symbolischen Preis von einem Euro. Dem Betreiber fehlen zahlreiche Lokführer, und der Fahrplan ist seit Monaten auf mehreren Strecken stark ausgedünnt. Die eurobahn befindet sich seit längerem in einer wirtschaftlichen Schieflage, nachdem der frühere Eigentümer Keolis, ein Tochter-Unternehmen der französischen Staatsbahn SNCF, Ende 2021 ausgestiegen war. Seither wurde vergeblich versucht, für den Betreiber einen neuen Eigentümer zu finden.
Text: NWL/red, Bild: eurobahn