Die 30 km lange Strecke von Bremervörde nach Stade wurde am 1. Oktober 1898 eröffnet. Mit Bahnhofsfesten in Bremervörde und Deinste sowie zahlreichen Sonderfahrten feierte der heutige Betreiber, die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH (evb), das 125-jährige Bestehen der eingleisigen Verbindung. Auf dem Bahnhofsfest in Bremervörde bot die evb einen Blick hinter die Kulissen: Die Besucher konnten nicht nur die Werkstatt und das Stellwerk, sondern auch viele aktuelle und historische Fahrzeuge besichtigen. Zu sehen waren unter anderem die Stadler Euro Dual 159 231-0 („Zelos“), der Siemens Eurorunner 223 033 und der in Metallic-Blau leuchtende Siemens Smartron 192 005, außerdem der neue Wasserstoff-Triebzug Alstom Coradia iLint sowie die 628er und die historischen Uerdinger Schienenbusse für den Moorexpress. Auch im Kulturbahnhof Deinste waren historische Fahrzeuge ausgestellt, zudem waren hier die Dampfbahner des Deutschen Feld- und Kleinbahn Museums mit halbstündlichen Sonderfahrten aktiv. Auf einem Abstellgleis lud eine Motordraisine zum Mitfahren ein.
Zwischen Bremervörde und Stade pendelten am 30. September und 1. Oktober 2023 moderne und historischen Fahrzeuge im Stundentakt. Neben dem Coradia iLint waren unter anderem die Dieselloks 218 003-2 und 219 001-5 im Einsatz, die Diesellok 132 334-4 („Ludmilla“) im Verbund mit einer Dampflok der Baureihe 86 sowie die MaK-Großraum-Dieseltriebwagen T 3 (Deutscher Eisenbahnverein, DEV) und GDT 0518 (Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg, AVL). Der evb-Coradia iLint war bereits als RB 34 gekennzeichnet und gab damit einen Hinweis auf die bevorstehende Reaktivierung der Strecke im regulären SPNV.
Voraussichtlich ab 2026 sollen zwischen Bremervörde und Stade wieder Züge fahren und über Stade hinaus nach Himmelpforten an der Strecke Hamburg – Cuxhaven verlängert werden. Das hatte der niedersächsische „Lenkungskreis Reaktivierungen“ unter der Leitung von Landeswirtschaftsministers Olaf Lies (SPD) am 5. Juni 2023 beschlossen. Der SPNV zwischen Bremervörde und Stade war am 25. September 1993 eingestellt worden. Dennoch war die Strecke nie ganz stillgelegt: Derzeit wird sie von vier bis zwölf Zügen täglich befahren, darunter DB-Züge, die in der evb-Werkstatt in Bremervörde gewartet werden, Güterzüge und der Moorexpress von Bremen über Bremervörde nach Stade. Dementsprechend ist die Infrastruktur bereits weitgehend ertüchtigt und befindet sich in einem guten Zustand. Eine 2022 erstellte Machbarkeitsstudie hatte einen deutlich positiven Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) für die Linie Bremervörde – Stade ergeben, die künftig von der RB 34 befahren werden könnte. Durch eine Verlängerung nach Himmelpforten kann der NKI zusätzlich gesteigert werden. Zudem wurde empfohlen, Stade durch zusätzliche Halte am Bildungscampus Riensförde (evb-Infrastruktur) und am Klinikum Stade (DB-Infrastruktur) zu erschließen.
Der Lenkungskreis beauftragte die evb bereits mit der Infrastrukturplanung sowie dem Erstellen der darauf basierenden Nutzwertanalyse und der Förderanträge für die Reaktivierung der Strecke und deren Verlängerung nach Himmelpforten. Vonseiten der evb wurde angeregt, den Wasserstoffzug Coradia iLint einzusetzen, der schon zwischen Bremerhaven und Buxtehude fährt.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr