Der Zughersteller Alstom hat gegenüber der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG) am 20. November 2024 erneute Verzögerungen für die Lieferung neuer Doppelstockzüge für das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen eingeräumt. Das ist die mittlerweile vierte Verschiebung für das wichtige Streckenkreuz. Laut LNVG ist damit der Zugverkehr auf den wichtigen Verbindungen ab Dezember 2025 gefährdet – zehntausende Fahrgäste pro Tag wären betroffen.
Lies fordert verbindliche Lösungen
„Das ist eine so nicht akzeptable Lage, denn das ist die nun mittlerweile vierte Verschiebung. Alstom hat der LNVG hier Lösungen zu gesichert und wir werden auch weiter konstruktiv mit dem Management daran arbeiten“, so der niedersächsische Verkehrsminister Olaf Lies (SPD). „Wir haben da aber eine ganz klare Erwartungshaltung an Alstom: Der Zugverkehr auf dem Expresskreuz muss auch nach Dezember 2025 sichergestellt sein. Es darf nicht am Ende zu Lasten der täglich 40.000 Fahrgäste gehen, die auf diese Verbindungen angewiesen sind. Wir brauchen da nun klare, verbindliche Lösungen von Alstom.“ Der Hersteller sollte ursprünglich alle 34 Züge des Typs Coradia Max bis Dezember 2024 liefern. Nun hat Alstom den Termin wieder einmal verschoben. Noch vor acht Wochen hatte man zumindest die ersten 20 Züge für Dezember 2025 avisiert. Nun sollen die ersten 20 Züge frühstens ab März 2026 fahren – dabei räumt Alstom jedoch bereits ein, dass eine weitere Verzögerung bis Mai 2026 nicht ausgeschlossen sei.
Keine Ersatzzüge ab Ende 2025
Ab Dezember 2025 drohe eine massive Störung auf dem Expresskreuz Bremen/Niedersachsen, so Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung. „Alstom kann die neuen Züge nicht rechtzeitig liefern und müsste deshalb Ersatzfahrzeuge bereitstellen. Bislang konnte uns das Unternehmen aber keine Ersatzfahrzeuge fest zusagen. Das heißt: Mit der erneuten Verzögerung bei Alstom stehen wir ab Dezember 2025 ohne Züge für das Expresskreuz da.“ Derzeit fahren im Expresskreuz ältere Doppelstock-Wendezüge von DB-Regio. Diese wären ab Dezember 2025 aber nicht mehr verfügbar, da sie von der Bahn auf anderen Linien eingeplant sind. Vertraglich ist Alstom nicht nur verpflichtet, für Ersatzzüge zu sorgen, auch eine Vertragsstrafe sei vorgesehen. Schwabl: „Wir werden juristisch alle Schritte prüfen und gegebenenfalls auch durchsetzen – aber ein Ausgleich für fehlende Züge und den Ärger der Fahrgäste ist das alles nicht.“
Expresskreuz für 40.000 Reisende täglich
Zum Expresskreuz gehören die Linien RE 1 (Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole), RE 8 (Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe) und RE 9 (Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe). Täglich sind auf diesen Verbindungen knapp 40.000 Menschen unterwegs. Der RE 1 soll künftig in Oldenburg geflügelt werden: Der vordere Zugteil fährt weiter nach Norddeich Mole, der hintere nach Wilhelmshaven. Wegen der erneuten Lieferverzögerung ist derzeit nicht absehbar, wann sich das umsetzen lässt. Das gilt damit auch für die geplante Direktverbindung Hannover – Wilhelmshaven.
Spät, später, am spätesten
Im Februar 2021 hat die LNVG bei Alstom 34 Coradia Max in unterschiedlichen Konfigurationen und Längen für den Fahrgasteinsatz ab Dezember 2024 bestellt. Im Dezember 2022 wurde die erste Verzögerung bekannt: Mit der stellte Alstom nur noch zehn Einheiten ab Dezember 2024 in Aussicht, die übrigen Züge sollten ab Dezember 2025 einsetzbar sein. Im Dezember 2023 kommunizierte Alstom eine zweite Verzögerung – nun sollten die ersten zehn Züge im Sommer 2025 einsetzbar sein, die übrigen ab Dezember 2025. Im August 2024 hat Alstom die LNVG über eine dritte Verzögerung in Kenntnis gesetzt: Ab Dezember 2025 sollen lediglich bis zu 20 Züge in Einfach-Traktion (je sechs Wagen), anstelle der bestellten 34 (Einfach- und Mehrfach-Traktion), zur Verfügung stehen. Alle Züge sollen laut Alstom ab Sommer 2026 im Einsatz sein. Im November 2024 informierte Alstom schließlich über die bislang vierte Verzögerung: Nach aktuellem Stand würden erst im März 2026 die ersten 20 kurzen Züge geliefert werden können.
Text: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Bauen und Digitalisierung/red, Bild: Regionalverkehr