Der neue ist auch der alte Betreiber: DB Regio wird ab Ende 2024 weiterhin das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen betreiben, künftig aber mit Alstom-Triebzügen des Typs Coradia Stream High Capacity (HC). Dies ist das Ergebnis einer europaweiten Ausschreibung – an der sich allerdings nur DB Regio beteiligt hatte. Federführender SPNV-Aufgabenträger ist die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG). Eingebunden sind zudem die Region Hannover, die Freie Hansestadt Bremen und der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Der neue Verkehrsvertrag soll 13 Jahre laufen, eine Verlängerung um zwei weitere Jahre ist möglich.
Das Expresskreuz, das am 5. Juli 2023 vergeben wurde, umfasst die Linien Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole/Wilhelmshaven (RE 1; ab Ende 2025), Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe (RE 8; neue Züge ab Ende 2024) sowie Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe (RE 9; neue Züge ab Ende 2025). Für die drei Verbindungen kauft die LNVG 34 neue Triebzüge. Die Coradia Stream HC sind drei-, fünf- oder sechsteilig. Sie setzen sich aus zwei Steuerwagen (doppelstöckig) und ein oder zwei angetriebenen Mittelwagen (einstöckig) sowie ggf. weiteren Doppelstockmittelwagen zusammen. Insgesamt werden 156 Wagen beschafft. Alstom baut die Züge nicht nur, sondern ist auch 30 Jahre für deren Instandhaltung in einer Werkstatt in Bremen verantwortlich.
Alstom sollte die Züge ursprünglich bis Mitte Dezember 2024 liefern. Der Hersteller informierte allerdings Ende vergangenen Jahres darüber, dass bis zum geplanten Lieferdatum nur zehn Einheiten fertig sein werden. Die Bahn wird die ersten neuen Züge zunächst auf dem RE 8 von Hannover nach Bremerhaven einsetzen. Dazu gehören auch die Verstärkerzüge zwischen Hannover und Bremen. Auf den übrigen Verbindungen verkehren zunächst weiterhin die lokbespannten Wendezüge, die von DB Regio schon heute eingesetzt werden.
Für die Fahrgäste wird das Reisen auf den Expresskreuz-Linien mit den neuen Zügen noch angenehmer. Die Coradia Stream HC bieten an den meisten Bahnsteigen einen ebenerdigen Einstieg. Rollstuhlfahrende können sie ohne Rampe benutzen. In einigen Wagen befindet sich ein Mehrgenerationenbereich. Hier lassen sich Kinderwagen oder Rollatoren bequem direkt neben dem Sitz abstellen. Und: Die Züge zählen zu den leisesten, die es auf dem Markt gibt. Im Betrieb liegt die Lautstärke im Innenraum zwischen 61 und 68 Dezibel (dBA). Damit ist es in den Zügen oft leiser als im Auto.
Erweiterungen des Angebots sind ebenfalls vorgesehen. So bekommt Wilhelmshaven beispielsweise wieder eine Direktverbindung nach Hannover. Die Züge der Linie RE 1 werden ab Ende 2025 in Oldenburg geteilt: Ein Teil fährt auf der neu elektrifizierten Strecke bis nach Wilhelmshaven, der andere weiter Richtung Norddeich Mole.Darüber hinaus gibt es eine Zubestelloption für weitere Verstärkerzüge von Bremen oder Nienburg nach Hannover bis hin zu einem RE-Halbstundentakt. Die Umsetzung ist davon abhängig, ob es freie Trassen für die Züge geben wird.
Text: Tim Schulz, Bild: Alstom