Nach 39 Jahren fahren auf der nördlichen Hesselbergbahn wieder Personenzüge: Am 14. Dezember 2024 wurde das 15 km lange Teilstück Gunzenhausen – Wassertrüdingen im Beisein von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) feierlich wiedereröffnet. Das Projekt ist deutschlandweit die einzige SPNV-Reaktivierung in diesem Jahr. Die Hesselbergbahn ist insgesamt 39 km lang und führt von Gunzenhausen über Wassertrüdingen nach Nördlingen.
Festliche Reaktivierung
Die Wiederinbetriebnahme wurde einen Tag vor dem offiziellen Fahrplanwechsel gefeiert. Zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen fuhren moderne Triebzüge der Baureihe 648 kostenfrei im Stundentakt. Auch aus Richtung Süden war Wassertrüdingen angebunden: Das Bayerische Eisenbahnmuseum in Nördlingen ließ vormittags und nachmittags einen Dampfzug zwischen Nördlingen und Wassertrüdingen pendeln, sodass die Hesselbergbahn auf voller Länge bereist werden konnte. Die 6500-Einwohner-Stadt Wassertrüdingen feierte die Wiederinbetriebnahme ihres Bahnhofs mit einem großen Fest. Der Infrastruktur-Betreiber der Hesselbergbahn, die BayernBahn Infra GmbH, stellte auf dem Bahnhofsfest die Diesellok 363 212-2 sowie die E-Lok 140 850-9 aus. Verkehrsminister Bernreiter taufte den DB-Regio-Triebzug 648 313 im Rahmen eines Festaktes auf den Namen Wassertrüdingen.
Die reaktivierte Strecke im Überblick
Das nördliche Teilstück der Hesselbergbahn, die am 29. September 1985 ihren Reisezugverkehr verloren hatte, wurde jetzt als Linie RB 62 in das Vergabenetz der Mittelfrankenbahn integriert. Hier werden die Leistungen von DB Regio erbracht. Die BayernBahn Infra GmbH, ein Tochter-Unternehmen des Bayerischen Eisenbahnmuseums, modernisierte zwischen Gunzenhausen und Wassertrüdingen den Bahnkörper, die Brückenbauwerke und die Bahnübergänge. Die Stationen in Cronheim, Unterschwaningen und Wassertrüdingen erhielten neue, 55 cm hohen Bahnsteige, sodass stufenfrei in die DB-Triebzüge der Baureihe 648 eingestiegen werden kann. In Unterwurmbach, kurz hinter Gunzenhausen, entstand ein komplett neuer Haltepunkt. In Wassertrüdingen wurde eine moderne Verkehrsdrehscheibe errichtet: Vom neuen Bussteig und den neu angelegten Park-and-Ride-Stellplätzen sind es nur wenige Meter zum Bahnsteig.
Um komfortabler nach bzw. ab Nürnberg reisen zu können, wurde die Hesselbergbahn mit der benachbarten Seenland-Bahn Gunzenhausen – Pleinfeld verknüpft: Auf der Achse Pleinfeld – Gunzenhausen – Wassertrüdingen fahren die Züge von frühmorgens bis spätabends nun im Stundentakt. In Pleinfeld kann in die Regionalzüge in Richtung Nürnberg umgestiegen werden (RB 16, RE 16 und RE 60), und in Gunzenhausen besteht Anschluss an den RE 80 in Richtung Ansbach und Würzburg sowie in Richtung Treuchtlingen, Augsburg und München.
Schwachpunkte
Noch läuft auf der neuen RB 62 nicht alles ganz rund. Täglich wird zwar ein Stundentakt angeboten, vorerst aber nur von Gunzenhausen nach Wassertrüdingen. Zwischen Gunzenhausen und Pleinfeld – dieser Abschnitt gehört der DB InfraGO AG – muss zunächst noch der Kreuzungsbahnhof in Langlau samt neuem Elektronischen Stellwerk (ESTW) fertiggestellt werden. Das soll voraussichtlich Mitte April 2025 der Fall sein. Bis dahin kann auf der Seenland-Bahn nur alle zwei Stunden gefahren werden, dazwischen gibt es einen (nicht auf die Züge abgestimmten) Schienenersatzverkehr mit Bussen. Zweiter Schwachpunkt ist der Bahnhof Gunzenhausen, dessen Bahnsteige viel zu niedrig sind, sodass die Fahrgäste nicht stufenfrei in die Triebzüge einsteigen können. Ein barrierefreier Ausbau des Bahnhofs ist erst für 2026 vorgesehen.
Text: red, Bilder: Regionalverkehr