Der Neustart im Expresskreuz Bremen / Niedersachsen fällt aus: Ursprünglich hätte DB Regio am 15. Dezember 2024 mit 34 neuen Alstom-Triebzügen des Typs Coradia Max frischen Schwung in den Regionalverkehr rund um die Hansestadt Bremen bringen sollen. Nun fahren die bisherigen Doppelstockzüge weiter, ergänzt um ältere Triebzüge der Baureihe 442. Der Hersteller Alstom hat mit erheblichen Lieferverzögerungen zu kämpfen: Nach aktuellem Stand sollen die ersten neuen Coradia Max erst im März 2026 kommen.
Ersatzkonzept mit älteren Fahrzeugen
Das Expresskreuz Bremen / Niedersachsen umfasst die Verbindungen Hannover – Bremen – Oldenburg – Norddeich Mole (RE 1), Hannover – Bremen – Bremerhaven-Lehe (RE 8) sowie Osnabrück – Bremen – Bremerhaven-Lehe (RE 9). Die Leistungen waren in einem europaweiten Wettbewerbsverfahren im Juli 2023 an DB Regio vergeben worden. Der Verkehrsvertrag soll mindestens 13 Jahre laufen, eine Verlängerung um zwei weitere Jahre ist möglich. 34 Coradia Max hätten die Leistungen der bisherigen Doppelstock-Wendezüge mit Beginn des neuen Vertrags übernehmen sollen.
Gemeinsam mit dem Aufgabenträger, der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG), hat DB Regio nun ein Fahrzeug-Ersatzkonzept erarbeitet. Auf den Linien RE 1 und RE 8 fahren weiterhin die bekannten roten Doppelstock-Wendezüge. Auf der Linie RE 9 und vereinzelt auch auf der Linie RE 8 kommen einstöckige Triebzüge der Baureihe 442 zum Einsatz. Rollstuhlfahrer können in die Triebzüge nur mittels einer manuellen Klapprampe einsteigen, die von den Mitarbeitern der Bahn ausgelegt werden muss. Auch verfügen die Fahrzeuge über kein WLAN und haben weniger Sitzplatz-Kapazitäten. Die Triebzüge werden bereits ab dem 12. Dezember in die RE-9-Umläufe eingeschert. Daher wird es auch nach dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 übergangsweise noch einen Mix aus Trieb- und Doppelstockzügen auf dem RE 9 geben.
Erhebliche Lieferverzögerungen
Alstom hat gegenüber der LNVG am 19. November 2024 zum vierten Mal Verzögerungen bei der Lieferung der neuen Coradia Max eingeräumt. Eigentlich hätte alle 34 Züge bereits im Lauf das Jahres 2024 schrittweise an die LNVG übergeben und in deren Fahrzeugpool eingereiht sein sollen. Die neuen Züge werden DB Regio für den Betrieb zur Verfügung gestellt und sollen von Alstom während ihrer Lebensdauer in einer neu gebauten Werkstatt in Bremen gewartet werden. Zunächst hieß es noch, dass zumindest 20 Züge bis Ende 2025 einsatzbereit sein würden. Nun stellte Alstom klar, dass die ersten Einheiten frühestens im März 2026 kommen. Damit steht die LNVG Ende 2025 erneut vor einem großen Problem: Die bisherigen Doppelstockzüge werden von DB Regio an anderer Stelle benötigt, sodass für das Expresskreuz dann keine Fahrzeuge mehr vorhanden sind. Vertraglich ist Alstom verpflichtet, für Ersatzzüge zu sorgen.
Einschränkungen im Angebot
Die Coradia Max hätten nicht nur mehr Komfort ins Expresskreuz Bremen / Niedersachsen gebracht, sondern auch höhere Kapazitäten und neue Verbindungen ermöglicht. Die neuen Triebzüge, die sich aus ein- und doppelstöckigen Wagen zusammensetzen, erlauben Rollstuhlfahrern einen ebenerdigen Einstieg ohne Rampe. Außen an den Türen zeigt eine Beleuchtung in verschiedenen Farben an, wie voll der Wagen bereits ist. Auch Monitore im Innenbereich zeigen die aktuelle Auslastung und weitere Informationen rund um die Fahrt wie etwa den Streckenverlauf an. Und die Coradia Max sollen zu den leisesten Zügen zählen, die es auf dem Markt gibt: Im Innenraum liegt die Lautstärke während der Fahrt zwischen 61 und 68 dBA – damit ist es in den Zügen leiser als im Auto.
Die neuen Züge hätten zunächst auf dem RE 8 von Hannover nach Bremerhaven bis zu 25 % mehr Platz geboten als heute. Auch auf der Linie RE 1 zwischen Hannover und Oldenburg sollen verlängerte Triebzüge mit 25 % mehr Kapazität eingesetzt werden.
Auf sich warten lässt zudem die Direktverbindung von Hannover nach Wilhelmshaven. Ursprünglich hätten die Züge in Oldenburg geflügelt werden sollen: Ein Zugteil wäre (wie bisher) nach Norddeich Mole weitergefahren, der andere über die erst kürzlich elektrifizierte Strecke nach Wilhelmshaven. Umgekehrt wären die Züge in Oldenburg zur Weiterfahrt nach Hannover gekuppelt worden.
Mögliche Angebots-Erweiterungen
Zusätzliche Angebots-Erweiterungen sind im neuen Verkehrsvertrag bereits vorgesehen. Unter anderem gibt es eine Zubestell-Option für weitere Verstärkerzüge von Bremen oder Nienburg nach Hannover bis hin zu einem RE-Halbstundentakt. Die Umsetzung ist davon abhängig, ob es freie Trassen für die Züge geben wird. Im neuen Verkehrsvertrag sind rund 6,4 Mio. Zug-km pro Jahr bestellt. Zu den Aufgabenträgern gehören neben der LNVG die Freie Hansestadt Bremen, die Region Hannover und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL).
Text: LNVG/red, Bild: Regionalverkehr