
Insgesamt vier Wochen wollten DB und GDL hinter verschlossenen Türen verhandeln, um in der aktuellen Tarifrunde einen Abschluss zu erzielen. Nach Ansicht der GDL wurden die Verhandlungen vonseiten der Bahn allerdings zu keinem Zeitpunkt lösungsorientiert geführt. Die vermeintlich „enormen Zugeständnisse“ des Arbeitgebers sind wieder einmal mehr Schein als Sein und bedeuten bei näherer Betrachtung oftmals sogar eine Verschlechterung des Status quo, so die Gewerkschaft. Da es der DB am Willen fehlte, die Verhandlungen mit guten Kompromissen zum Erfolg zu führen, hat die GDL die Verhandlungen vorzeitig beendet, das abermalige Scheitern erklärt und am 4. März 2024 zu weiteren Streiks aufrufen.
Der Druck der streikenden GDL-Mitglieder hat offensichtlich bisher nicht gereicht, um den Bahnvorstand zum Einlenken zu bewegen, sodass die Streiks nun ausgeweitet werden müssen, so die GDL. Die Gewerkschaft weist darauf hin, dass bei den nun folgenden Streikmaßnahmen voraussichtlich kein Notfallfahrplan gewährleistet werden kann und die DB damit noch unpünktlicher wird, als sie es ohne Streik schon ist. „Diese neue Eskalationsstufe hat der Bahnvorstand zu verantworten und nicht die GDL oder ihre Mitglieder,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky.
Die Forderungen nach einer 35-Stunden-Woche hat der Bahnvorstand bis heute scheinbar nicht verstanden, so die Gwerkschaft weiter. Aus diesem Grund wird die GDL dem Management der DB diese Zahl ins Gedächtnis rufen – wenn es sein muss, immer und immer wieder. Daher wird der erste Streik nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen 35 Stunden dauern. Zu weiteren Streiks wird die GDL zunächst keine Informationen abgeben, weist aber schon jetzt darauf hin, dass sie bei künftigen Streiks eine rechtzeitige Information der Reisenden nicht mehr gewährleisten kann.
Bereits Ende Januar ist die GDL mit den an die DB übersendeten Einigungsvorschlägen weit von ihren Forderungen abgerückt. „Es ist die GDL, die in dieser Tarifrunde bereits umfangreiche Zugeständnisse gemacht hat, und es ist der Bahnvorstand, der sich keinen Millimeter bewegt und die GDL-Mitglieder in weitere Streiks treibt,“ so Weselsky. Die GDL hat nach eigenen Angaben mit insgesamt 28 Eisenbahn-Unternehmen in fairen und schnellen Verhandlungen gute Kompromisse erzielen können – fast überall ohne Streiks. Weselsky abschließend: „Die ersten Kollegen bei der DB wechseln bereits jetzt den Arbeitgeber, um so die tarifvertraglichen Verbesserungen der GDL zu erhalten – ein Vorgang, der einen redlichen Arbeitgeber eigentlich nachdenklich stimmen müsste.“
Bei der Bahn reagiert man mit Unverständnis auf die Position der Gewerkschaft. DB‑Personalvorstand Martin Seiler führte am 4. März 2024 aus: „Weil die Lokführergewerkschaft nicht ihre Maximalforderungen bekommt, streikt sie wieder. Das ist stur und egoistisch. Viele Millionen Menschen in unserem Land können nicht Zug fahren, weil die GDL-Führung nicht willens ist, Kompromisse einzugehen. Viele Millionen Euro werden vernichtet, weil einige Wenige für ihre Partikularinteressen streiten. Wir sind weiterhin bereit, konstruktive, aber realistische Lösungen zu finden. Die Maximalforderungen der GDL sind jedoch unerfüllbar und gefährden massiv das Eisenbahnsystem.“ Trotz weitreichender Zugeständnisse der DB und trotz des Einsatzes von zwei erfahrenen Moderatoren habe die GDL die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt, so die DB in einer Pressemitteilung. Die GDL bewegte sich demnach keinen Millimeter und beharrte bis zuletzt auf ihrer Maximalforderung der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Moderatoren Dr. Thomas de Maizière und Daniel Günther hatten Kompromiss-Vorschläge auch zur wöchentlichen Arbeitszeit gemacht.
Text: GDL/DB/red, Bild: Deutsche Bahn AG/Marc-Oliver Schulz