
Weniger Autos auf den Straßen, verlässliche Verbindungen sowie rund 600.000 Fahrgäste im Jahr: Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzial-Analyse, die den Einsatz des Monocabs auf den stillgelegten Strecken der Begatalbahn zwischen Lemgo und Barntrup sowie der Extertalbahn zwischen Barntrup und Exten unter die Lupe genommen hat.
Monocabs sind wie gemacht für Reaktivierungen
„Die Studie zeigt eindrucksvoll, welch positive Effekte das Monocab auf die Mobilität gerade im ländlichen Raum hätte“, sagte Dr. Axel Lehmann, Landrat des Kreises Lippe und Schirmherr des Monocab-Projekts Ende Januar 2025. Hinter den Monocabs verbergen sich moderne Ein-Schienen-Fahrzeuge, die derzeit gemeinsam von der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL), der Hochschule Bielefeld und der Forschungseinrichtung Frauenhofer IOSB INA entwickelt werden. Der Clou dabei: Das Monocab kommt nicht nur ohne Fahrer aus, es ist auch nur auf einer Schiene unterwegs, wodurch zwei Kabinen auf eingleisigen Strecken problemlos aneinander vorbeifahren können. „Die Fahrzeuge sind wie dafür gemacht, um beispielsweise längst stillgelegte Strecken wie die Begatalbahn und die Extertalbahn wieder in Betrieb nehmen zu können – und das kostengünstig, modern und effizient“, so Lehmann.
Rund 600.000 Fahrgäste im Jahr
Welches Potenzial das hätte, hat nun die Kommunale Verkehrsgesellschaft Lippe (KVG) untersuchen lassen. Die Studie, die vom Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL) gefördert wurde, fällt überaus positiv aus. „Sowohl bei den Fahrgastzahlen als auch beim Umstieg vom Auto auf den ÖPNV würde sich der Einsatz der Monocabs im Norden Lippes deutlich bemerkbar machen“, freut sich Lehmann. Bei einem 15-Minuten-Takt könnten die Ein-Schienen-Fahrzeuge rund 600.000 Fahrgäste im Jahr auf Begatalbahn und Extertalbahn befördern. Bei einer engeren Taktung sei sogar noch mehr möglich. „Dabei fällt das Potenzial zwischen Lemgo und Barntrup zwar wesentlich höher aus als zwischen Barntrup und Alverdissen bzw. Exten“, erläuterte Dr. Ute Röder, Verwaltungsvorständin beim Kreis Lippe: „Das liegt aber in der Natur der Sache, da Lemgo als größte Stadt mit Hochschulen und Schulen, Firmen, Ärzten und Einkaufs-Möglichkeiten ein gern angesteuertes Ziel ist.“ Vor allem um zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Arzt zu kommen oder jemanden dort hin zu begleiten, würden die Monocabs genutzt.
Das Monocab als maßgeschneiderte Lösung
Außerdem würden vor allem im direkten Einzugsbereich der beiden Bahnstrecken mehr Menschen das eigene Auto stehen lassen und häufiger mit Bus und Bahn bzw. dem Monocab fahren. Von Effekten bis zu 15 % ist die Rede, auch das zeigt die in Auftrag gegebene Potenzial-Analyse. „Sie unterstreicht, dass Bahnverbindungen in der Bevölkerung eine höhere Akzeptanz genießen als beispielsweise Busse“, sagte Achim Oberwöhrmeier, Geschäftsführer der KVG. Dazu passe, dass die Reaktivierung stillgelegter Strecken wie die der Begatalbahn, um die sich seit Jahren bemüht werde, überaus zeit- und kostenintensiv seien. Wann es dazu kommen werde, stehe aktuell noch in den Sternen. Bis es soweit ist, könnte die Strecke jedenfalls mit dem Monocab bedient werden. Deren Betrieb dort stehe auch der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NVWL) offen gegenüber.
Genau in solche Lücken stoße das Monocab, das zu vergleichsweise geringen Kosten die Akzeptanzvorteile der Schiene nutzen und maßgeschneiderte Lösungen für den ländlichen Raum bieten könne. „Die Potenzial-Analyse bestätigt uns noch einmal in unserer Arbeit, der Entwicklung und Erprobung des Monocab für den realen Einsatz“, erklärte Prof. Dr. Thomas Schulte von der TH OWL und Monocab-Gesamtprojektleiter. Erst kürzlich habe das Projekt eine Förderung in Höhe von 7 Mio. Euro vom Bundesverkehrsministerium erhalten. Damit sollen nun Fahrzeuge der zweiten Generation entwickelt werden, die deutlich leistungsfähiger seien als die ersten Monocabs.
Testbetriebsgesellschaft geplant
Um dem Realbetrieb auf Begatal- und Extertalbahn näher zu kommen, soll demnächst eine Testbetriebsgesellschaft gegründet werden. Diese soll in weiteren Schritten den sicheren Betrieb mit Fahrgästen nachweisen, die notwendigen Regelwerke erarbeiten und etablieren, die digitale Vernetzung mit anderen Verkehrssystemen sowie Informations- und Buchungskanäle mit Kunden entwickeln. „Dabei darf das Monocab am Ende kein Inselbetrieb sein“, unterstreicht KVG-Chef Oberwöhrmeier. Neben der technischen Weiterentwicklung spiele somit die Integration des Monocab-Systems in bestehende Verkehrsangebote eine zentrale Rolle. Dabei gehe es um die Vernetzung mit Bahnen, Bussen und bedarfsgesteuerten On-Demand-Angeboten.
Text: Kreis Lippe/red, Bild: TH OWL