Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) hat mit stark gestiegenen Kosten für Energie, Personal und Fahrzeug-Instandhaltung zu kämpfen. Hierzu kommen Personalmangel, ein arbeitsaufwendiger Fuhrpark sowie immer häufiger auftretende Sturmereignisse, die die Befahrbarkeit der ertragreichen Brockenstrecke zeitlich einschränken. Jetzt greift das Land Sachsen-Anhalt der HSB finanziell unter die Arme. „Damit wollen wir dem Unternehmen in herausfordernden Zeiten den notwendigen Spielraum verschaffen“, sagte Sven Haller, Staatssekretär im Ministerium für Infrastruktur und Digitales, am 24. Oktober 2024 nach einem Treffen mit Thomas Balcerowski, Landrat und HSB-Aufsichtsratsvorsitzender, Katrin Müller, HSB-Geschäftsführerin, und Peter Panitz, Geschäftsführer der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA).
Rund 8 Mio. Euro zusätzlich
Nach den Worten des Staatssekretärs erhält die HSB vom Land Sachsen-Anhalt für 2024 rund 15 Mio. Euro für den Verkehrsvertrag und die Infrastrukturkosten. Diese Unterstützung soll im laufenden Jahr um rund 4,4 Mio. Euro und für das Jahr 2025 um voraussichtlich rund 3,7 Mio. Euro aufgestockt werden. Für die Vertragspartner, zu denen auch das Land Thüringen gehört, sei dabei maßgeblich, dass sich die HSB mit dem Ziel der Kostenbegrenzung strategisch neu aufstelle, so Haller. HSB-Geschäftsführerin Müller dankte dem Land für die zugesagte Unterstützung. Sie betonte mit Blick auf das weitere Vorgehen: „Wir werden das kommende Jahr dazu nutzen, um gemeinsam mit den Ländern und Gesellschaftern ein Zukunftskonzept 2030 zu erarbeiten.“
Rückblick
Die im November 1991 gegründete HSB übernahm als erstes nicht-bundeseigenes Eisenbahnunternehmen in den neuen Bundesländern mit insgesamt 20 kommunalen Gesellschaftern in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen im Februar 1993 von der Deutschen Reichsbahn (DR) die Schmalspurbahnen im Harz, darunter auch die heute stark frequentierte Brockenbahn. In den mehr als drei Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die HSB zu einem erfolgreichen Nahverkehrsunternehmen entwickelt, das vom historischen Dampfbetrieb und einer starken touristischen Bedeutung geprägt ist.
Bis Ende der 2010er Jahre erfolgte die Finanzierung aus Fahrgeldeinnahmen, Gesellschafterbeiträgen und insbesondere Zuschüssen der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen auf Grundlage der 1994 abgeschlossenen Länderverträge. Hinzu kam ein Verkehrsvertrag mit dem Freistaat Thüringen für den Nahverkehr zwischen Nordhausen und Ilfeld, der im Rahmen des „Nordhäuser Modells“ mit einem Mischverkehr mit Zweisystem-Stadtbahnen der Verkehrsbetriebe Nordhausen (VBN) auf Basis einer gedeckelten Pauschal-Finanzierung für Betrieb und Infrastruktur erbracht wird.
Die HSB hat den wirtschaftlichen Erfolg in den letzten Jahren durch steigende Fahrgeld-Einnahmen und umfangreiche Rationalisierungs-Maßnahmen gesichert. 2021 wurde die Finanzierung in beiden Bundesländern auf Verkehrsverträge sowie eine in Sachsen-Anhalt pauschalisierte Infrastruktur-Förderung umgestellt; verbunden mit einer deutlichen Erhöhung der finanziellen Beiträge der Länder und Kommunen. Zudem werden diese Beiträge der Verkehrsverträge anhand volkswirtschaftlicher Indizes fortgeschrieben.
Dekarbonisierung der Dampfloks
Trotz dieser schon deutlich verbesserten Absicherung befindet sich die HSB aufgrund der eingangs geschilderten Gründe aktuell in einer wirtschaftlich schwierigen Situation. In Gesprächen mit ihren Gesellschaftern sowie mit den beiden Bundesländern lotet die HSB nun aus, wie diese Herausforderungen bewältigt werden können. Nach Worten von Geschäftsführerin Müller müssen für das geplante Zukunftskonzept 2030 neben der inneren Organisationsstruktur der HSB auch die künftige Fahrplangestaltung, ein zukunftsfähiges Fahrzeugkonzept sowie die Gesamtfinanzierung betrachtet werden. Dazu gehört auch eine Überprüfung der Antriebe zukünftiger Fahrzeuge sowie die angestrebte Dekarbonisierung der Dampflokomotiven.
Text: HSB/red, Bild: Regionalverkehr