Schon seit fast einem Vierteljahrhundert ist der INTEGRAL inzwischen im Einsatz. Ursprünglich wurde das Triebzugkonzept in den 1990er Jahren von der Jenbacher Transportsysteme AG (JTS) aus Österreich für die Wiener S-Bahn entwickelt. Gefertigt wurden aber lediglich 17 Einheiten für die heutige Bayerische Oberlandbahn GmbH (BOB). Die Dieseltriebzüge gingen am 29. November 1998 auf den Strecken von München über Holzkirchen nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell an den Start – und litten zunächst unter zahlreichen Kinderkrankheiten. Probleme bereitete insbesondere das Flügeln der Züge in Holzkirchen und Schaftlach. Im Jahr 2000 mussten alle Einheiten aus dem Verkehr gezogen und vom Hersteller grundlegend überarbeitet werden. Der finanzielle Schaden war so groß, dass die JTS die Schienenfahrzeugfertigung 2001 einstellte.
Nach seiner Modernisierung lief der INTEGRAL auf den BOB-Strecken recht stabil. Wegen Angebotsausweitungen reichten die 17 Einheiten aber schon bald nicht mehr aus und mussten durch neue Talent-Triebzüge ergänzt werden. Das erschwerte den Betriebsablauf für die BOB, da beide Fahrzeugtypen nicht miteinander kompatibel sind. Im Juli 2020 nahm die BOB 31 neue Coradia Lint in Betrieb, sodass die INTEGRAL- und Talent-Triebzüge abgestellt werden konnten.
Zwischen September 2020 und März 2021 wurden die INTEGRAL-Einheiten an die Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft mbH in Mettmann veräußert. Der neue Betreiber setzt die Fahrzeuge seit Ende 2020 auf der S 28 Kaarster See – Neuss – Düsseldorf – Mettmann – Wuppertal ein, und seit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 rollen sie auch auf dem RE 47 von Düsseldorf nach Remscheid-Lennep. Auf der S 28 wird montags bis freitags im 20-Minuten-Takt, an Wochenenden halbstündlich gefahren. Für die S 28 werden acht Einheiten benötigt, für den RE 47 drei. Vorhanden sind 16 Züge, der 17. (VT 107) dient als Ersatzteilspender. Die fünfteiligen INTEGRAL ersetzten bei der Regiobahn die bisherigen Talent-Zweiteiler, deren Fahrgastkapazität zu gering war. Für ihren Einsatz im Großraum Düsseldorf wurden die INTEGRAL-Triebzüge außen und innen optisch aufgefrischt. Ihr Einsatz ist bis Ende 2026 geplant: Dann soll die S 28 komplett elektrifiziert sein, und neue Stadler FLIRT werden die betagten Dieseleinheiten ablösen.
Text: Tim Schulz, Bild: Regionalverkehr