Die Mecklenburgische Bäderbahn (MBB) steht wie viele andere Betreiber vor der Herausforderung, ihren Betrieb umweltfreundlicher zu gestalten. Eine aktuelle Studie der Hochschule Nordhausen untersucht, ob und wie die MBB ihre Dampflokomotiven, die mit Steinkohle betrieben werden, auf umweltfreundliche Brennstoffe umstellen kann. Ziel ist es, die Kohlendioxid-Emissionen deutlich zu senken und gleichzeitig den historischen Charakter der Loks zu bewahren.
Ersatz für die Steinkohle
Die MBB betreibt den „Molli“, die älteste Schmalspurbahn an der Ostseeküste, die seit 1886 zwischen Bad Doberan und Kühlungsborn verkehrt. Alle Dampfloks fahren aktuell mit Steinkohle, was sowohl hohe Betriebskosten als auch eine signifikante CO₂-Belastung verursacht. Angesichts der schwindenden Verfügbarkeit und steigenden Preise von Steinkohle ist die MBB auf der Suche nach umweltfreundlichen Brennstoffen. Um die Möglichkeiten einer Umstellung auf alternative Brennstoffe zu prüfen, beauftragte die MBB die Hochschule Nordhausen mit einer Machbarkeitsstudie. Das Projekt, dessen Ergebnisse am 14. Januar 2025 vorgestellt wurden, wurde von Dr.-Ing. Pascal Leibbrandt geleitet.
Die Untersuchung analysierte den Energieverbrauch der Loks, bei dem pro Fahrt etwa 180 kg Steinkohle und 1,4 m³ Wasser benötigt werden. Eine große Herausforderung stellt der begrenzte Platz in den Maschinen dar. Da verschiedene Brennstoffe unterschiedlich viel Raum beanspruchen, untersuchte die Studie, welche sich überhaupt für die Lagerung in den bestehenden Maschinen eignen.
Wasserstoff ist keine Lösung
Die Studie stellt fest, dass der Einsatz von Wasserstoff über verschiedene Wandlungs- und Antriebspfade für die Loks gegenwärtig nicht praktikabel ist. Dies liegt an den technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die mit der Speicherung und Handhabung von Wasserstoff verbunden sind. Feste Brennstoffe, obwohl theoretisch eine Alternative, weisen unterschiedliche Energiegehalte und Verbrennungs-Eigenschaften auf, was zu einer unzureichenden Wärmeentwicklung führt und den Betrieb der Loks beeinträchtigen könnte. Daher könnte ein Umbau der Maschinen notwendig werden, um diese Brennstoffe effektiv nutzen zu können.
Flüssige und gasförmige Brennstoffe wenig umweltfreundlich
Flüssige Brennstoffe sind in der Handhabung zwar einfacher, jedoch können sie nicht immer die gewünschten klimaschonenden Eigenschaften aufweisen. Unter den beschrieben Varianten und den gegenwärtigen Bedingungen ist die Verwendung von flüssigen Treibstoffen jedoch aktuell am sinnvollsten. Es wird davon ausgegangen, dass die klimaschädlichen Bestandteile der flüssigen Brennstoffe in Zukunft schrittweise durch synthetische oder andere klimafreundlichere Komponenten ersetzt werden können. Die Studie hebt hervor, dass die MBB die Ergebnisse der Untersuchung nicht ohne Weiteres übernehmen kann, da die spezifischen Anforderungen an die Fahrzeuge variieren. Gasförmige Brennstoffe wurden ebenfalls untersucht, wobei ihre Verbrennungseigenschaften und die erforderlichen Umbauten an den Lokomotiven betrachtet wurden. Hierbei wird deutlich, dass Anpassungen hinsichtlich Rohstoffknappheit, Preisschwankungen und CO₂-Reduzierung notwendig sind.
Vielversprechende Alternativen
Als vielversprechende Alternativen wurden Holzpellets und Pyrolysekohle identifiziert. Diese Brennstoffe könnten nicht nur die Umweltbelastung verringern, sondern auch den historischen Charakter der Loks bewahren. Der Einsatz dieser Brennstoffe resultiert jedoch in umfangreichen Maßnahmen und Folgeproblemen. Insbesondere die Lagerung von Holzpellets gestaltet sich deutlich aufwendiger, da eine witterungsunabhängige Lagerung gewährleistet werden muss. Auch die Nachtwarmhaltung der Loks wird durch den Einsatz von Holzpellets erschwert. Im Gegensatz dazu erfordert der Einsatz von bspw. Biomethan oder anderen synthetischen Brennstoffen umfangreiche Anpassungen, die sowohl technische als auch wirtschaftliche Herausforderungen mit sich bringen.
Suche nach optimalem Brennstoff wird fortgesetzt
Insgesamt bietet die Studie diverse Erkenntnisse für die MBB und zeigt potenzielle Wege auf, wie der Betrieb der historischen Dampfloks nachhaltig und umweltschonend gestaltet werden kann. Die Suche nach dem optimalen Brennstoff wird fortgesetzt, mit dem Ziel, dass der Molli und andere historische Loks auch in Zukunft eingesetzt werden können – idealerweise mit einem umweltfreundlichen Antrieb.
Text: Hochschule Nordhausen/red, Bild: MBB Molli GmbH