Autos werden in urbanen Zentren zunehmend zur Belastung. Eine Befragung unter 2500 Teilnehmern für die TÜV Mobility Studie 2024 ergab, dass mehr als die Hälfte der Befragten die Überlastung der Innenstädte als größtes Problem sieht, gefolgt von Luftverschmutzung und Staus. Dabei geht es nicht darum, dem Auto den Kampf anzusagen, sondern dessen Nutzung auf ein Minimum zu reduzieren, beispielsweise durch den Ausbau des ÖPNV- und Radverkehrs-Angebotes sowie durch vorausschauende Stadtplanung.
Neues Quartier mit integrierter Verkehrsplanung
Dass neue Stadtviertel nicht im Autoverkehr ersticken müssen, zeigt das geplante Quartier „Zukunft Nord“ in Karlsruhe. Noch ist das 27 Hektar große Areal im Norden der Stadt eine Brachfläche. In Zukunft soll das Quartier 1500 Wohnungen und Lebensraum für 3400 Menschen bieten – unter der Maßgabe der so genannten 5-Minuten-Stadt und als nachhaltig mobiler Stadtteil. „Eine integrierte Stadt- und Verkehrsplanung betrachtet Mobilität von Anfang an mit,“ so Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner, Amtsleiterin des Karlsruher Stadtplanungsamts. „Ziel ist es, (Auto-)Verkehr zu vermeiden oder ihn zu verlagern und den übrigen Autoverkehr verträglich zu gestalten.“
Das neue Quartier wird so gestaltet, dass Arbeit, Bildung, Einkauf, Kinderbetreuung oder Freizeit in wenigen Minuten fußläufig erreichbar sind. Ergänzt werden soll diese Struktur durch eine gute Anbindung an den ÖPNV sowie ein attraktives Netz an Rad- und Fußwegen. Im Idealfall sollen Autofahrten vermieden und der Besitz eines eigenen Autos überflüssig werden. Private PKW werden von der Straße oder ebenerdigen Stellplätzen in gemeinschaftliche Tiefgaragen verlegt. Karmann-Woessner: „Wenn ein Stellplatz sogar genauso weit von meiner Wohnung entfernt ist wie eine ÖPNV-Haltestelle, steigt die Hemmschwelle, das Privatauto für kurze Strecken zu nutzen.“
Stadtverträgliche und nachhaltige Mobilität
Das klingt zunächst nach einem Zwang zum Umstieg, doch für Stadtplaner ist seit Jahrzehnten klar, dass es beim urbanen Autoverkehr eine Weiter-so-Taktik nicht geben kann – Lärm- und Emissionsausstoß sowie Staus sind für viele Bürger zur Belastung geworden. Laut einem Bericht der EU-Umweltbehörde EEA ist in Deutschland etwa ein Viertel der Menschen von Verkehrslärm-Belastung betroffen. In Karlsruhe ist der Wandel von der autogerechten Stadt hin zu einer stadtverträglichen und nachhaltigen Mobilität bereits seit Jahrzehnten in vollem Gange. Beispielsweise ist kaum vorstellbar, dass der heute rein von Fußgängern genutzte Marktplatz in der Stadtmitte noch in den 1970er Jahren ein PKW-Parkplatz war …
Austausch und Information
Auf der POLIS Jahreskonferenz wird aus dem Raum Karlsruhe nicht nur das Quartier „Zukunft Nord“ vorgestellt, sondern auch das „Karlsruher Modell“, bei dem Stadtbahnen auf Eisenbahn-Strecken das Umland erschließen, sowie das Projekt regiomove, bei dem Verkehrsmittel verschiedener öffentlicher und privater Anbieter in einer App zusammengeführt werden.
Die Konferenz ist Europas führendes Event für nachhaltige urbane Mobilität und findet am 27. und 28. November 2024 in Karlsruhe statt. Gastgeber ist das Land Baden-Württemberg, Ausrichtende sind die Stadt Karlsruhe und die Messe Karlsruhe. Weitere Infos und Tickets gibt es hier. Die Anmeldefrist endet am 12. November 2024.
Text: Karlsruher Messe- und Kongress GmbH/red, Bild: Stadt Karlsruhe/Matthias Grobe