Die Länderbahn GmbH (DLB), die unter anderem in Bayern und Sachsen SPNV betreibt, übernimmt mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2026 einen Teil der Mitteldeutschen S-Bahn. Damit verbunden ist auch eine Erweiterung der S-Bahn-Linien vom Ballungsraum Halle/Leipzig bis nach Plauen und Glauchau. Besonders Westsachsen wird von dem neuen Verkehrsvertrag profitieren. Hier ist die Länderbahn schon seit 1996 mit der Vogtlandbahn unterwegs. Im vogtländischen Neumark unterhält sie auch ihren größten Betriebshof mit Werkstatt, unternehmenseigener Eisenbahnschule und der Betriebsleitzentrale für alle Netze. Am 24. Oktober 2024 stellte die Länderbahn das künftige Betriebskonzept sowie die laufenden Vorbereitungen zum S-Bahn-Start vor.
Länderbahn auf Wachstumskurs
Man sei sich im Jahr 2021, als die Ausschreibung des S-Bahn-Netzes veröffentlicht wurde, der Herausforderungen bewusst gewesen, erklärte Eugen Rubinstein, einer der beiden Geschäftsführer der Länderbahn. Mit dem neuen Verkehrsvertrag setzt das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort. Das Streckennetz der Länderbahn vergrößert sich von heute 14 Mio. Zug-km pro Jahr auf mehr als 20 Mio. Zug-km jährlich. In den kommenden zwei Jahren werden 350 neue Mitarbeitende zu den bisher zirka 1000 Kolleginnen und Kollegen hinzustoßen, und die Fahrzeugflotte wird um 41 neue Elektrotriebzüge des Typs Siemens Mireo erweitert. Um die neuen Fahrzeuge warten und instandhalten zu können, beginnt im Frühjahr 2025 die Vergrößerung der Werkstatt im vogtländischen Neumark. Dafür investiert die Länderbahn über 10 Mio. Euro. „Für die Länderbahn ist dieser Verkehrsvertrag der größte Auftrag ihrer Geschichte“, betonte Rubinstein. „Es ist aber eine konsequente Weiterentwicklung sowohl für die Anbindung des Vogtlandnetzes an den Ballungsraum Halle/Leipzig als auch für den Standort Neumark, der direkt am Streckennetz liegt.“
Der Landrat des Vogtlandkreises Thomas Hennig (CDU), der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender des Zweckverbands Verkehrsverbund Vogtland (ZVV) und damit einer der fünf Auftraggeber ist, unterstrich die Bedeutung des neuen Verkehrsvertrags: „Die Länderbahn ist heute schon einer der größten Arbeitgeber im Vogtland. In den kommenden zwei Jahren werden allein in unserer Region noch einmal bis zu 100 neue Arbeitsplätze hinzukommen.“ Von der deutlich verbesserten Anbindung des Vogtlandkreises an den mitteldeutschen Ballungsraum und den internationalen Flughafen Halle-Leipzig erwartet Hennig eine deutliche Steigerung der Attraktivität als Wirtschaftsstandort und Tourismusregion.
Komplexes Betriebskonzept
Die beiden Projektleiter, Robert Aschenbrenner und Jan Diestel, die bei der Länderbahn für die Vorbereitungen zur Inbetriebnahme des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes verantwortlich sind, präsentierten das komplexe Betriebskonzept und die konkreten Verbesserungen für die Fahrgäste. Künftig werden Halle (Saale) und Borna direkt miteinander verbunden. Die umsteigefreie Fahrt zwischen Leipzig und Glauchau verkürzt sich künftig auf 70 Minuten und zwischen Leipzig und Plauen auf 90 Minuten. Auf der zentralen Achse von Halle über Leipzig nach Altenburg werden die Linien S 3, S 5 und S 5x halbstündlich verkehren. Die Verbindung von Altenburg nach Zwickau wird stündlich befahren, weiter nach Glauchau und Plauen geht es im 2-Stunden-Takt.
Komfortable Mireo-Triebzüge
Besonders hervorgehoben wurde der künftig höhere Reisekomfort durch die Anschaffung der Mireo-Triebzüge. Derzeit befinden sich die 41 dreiteiligen Einheiten noch im Rohbau. Bis zu 300 Sitzplätze pro Zug, mehr Türen für kürzere Fahrgastwechselzeiten, Steckdosen, USB-Buchsen, kabellose Ladestationen für Smartphones sowie barrierefreie Mehrzweckbereiche sollen die Reise im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz besonders angenehm machen.
Hintergrund
Die Länderbahn ist ein Tochterunternehmen der Netinera Deutschland GmbH, die wiederum zum italienischen Unternehmen Trenitalia gehört. Der Personenverkehrsbetreiber ist eine 100-prozentige Tochter der Ferrovie dello Stato Italiane (FS). Das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz war im Juli 2023 an die Länderbahn und DB Regio vergeben worden, die Verkehrsverträge laufen von Ende 2026 bis Ende 2038. Aufgabenträger des Projekts „Mitteldeutsches S-Bahn-Netz 2025+“ sind der Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL), die sächsischen Zweckverbände Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) und Verkehrsverbund Vogtland (ZVV), das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (TMIL) sowie das Ministerium für Infrastruktur und Digitales (MID) des Landes Sachsen-Anhalt. Der Hersteller Siemens Mobility liefert insgesamt 75 Mireo-Triebzüge in unterschiedlichen Konfigurationen, darunter auch 16 zweiteilige, batterie-elektrische Mireo Plus B.
Text: Länderbahn/red, Bild: Siemens Mobility