Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland (Sylt) soll zur klimaneutralen Verkehrsachse der Westküste werden. Die Züge sollen dort ab Anfang der 2030er-Jahre statt mit Diesel elektrisch unter Oberleitung fahren. Das bringt mehr Stabilität für den Betrieb auf der Strecke und spart jährlich rund 15 Millionen Liter Diesel und 65.000 Tonnen Kohlendioxid ein.
Die Marschbahn zwischen Hamburg und Sylt ist auf einer Länge von 173 Kilometern zwischen Itzehoe und Westerland nicht elektrifiziert. Für die Elektrifizierung hat das Land Schleswig-Holstein nun eine Ausschreibung für die Planungsleistungen veröffentlicht. Gesucht werden so genannte Generalplaner – Ingenieurbüros, die die technische Planung aller Fachrichtungen übernehmen und beispielsweise auch Umwelt-Planungsleistungen aus einer Hand anbieten. Für das Projekt geht das Land mit zirka 20 Millionen Euro in Vorleistung.
Die Ingenieurbüros sollen nicht nur die Elektrifizierung der Marschbahn planen. Nicht zuletzt für einen stabilen Betrieb in der Bauphase soll auch die 26 Kilometer lange Umleiterstrecke von Husum nach Jübek (Anschluss an die Strecke Hamburg – Flensburg) mit Oberleitung ausgestattet werden. Zudem wird untersucht, ob weitere Infrastruktur-Verbesserungen zusammen mit der Elektrifizierung umgesetzt werden können, darunter neue Weichen, Geschwindigkeits-Erhöhungen, Maßnahmen an Bahnhöfen und Haltepunkten sowie der Ausbau von Abstellkapazitäten. Außerdem wird geprüft, ob und wie die Erneuerung der Leit- und Sicherungstechnik nach neuestem europäischem Standard umgesetzt werden kann.
Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) hat die Ausschreibungsunterlagen erstellt und verfolgt mit DB Netz, der Inhaberin der Streckeninfrastruktur, den Ausbau. Die ersten Phasen der Planung werden durch die NAH.SH beauftragt. Im weiteren Verlauf geht das Projekt an die DB Netz über, die dann auch den Bau der Oberleitung verantworten wird. Die Planungsbüros, die durch die Ausschreibung des Landes gebunden werden, begleiten das Projekt nach Möglichkeit aber über alle Leistungsphasen von der Grundlagenermittlung bis zur Ausschreibung der Bauleistungen. Beim Projektübergang an die DB Netz muss also nicht, wie bei anderen Großprojekten teilweise üblich, ein neuer Planungsdienstleister gefunden werden, was viel Zeit sparen soll. Die NAH.SH veröffentliche die europaweite Ausschreibung der Planungsleistungen zur Marschbahn-Elektrifizierung, die in drei Lose aufgeteilt sind, am 21. November 2023.
Die Marschbahn nimmt als nicht elektrifizierte, aber stark befahrene Bahnstrecke deutschlandweit eine Sonderrolle ein. Züge aus dem Rest des Bundesgebiets müssen derzeit in Itzehoe von E-Lok auf Diesellok umgekuppelt werden, was betrieblich nachteilig ist und zudem auch Zeitverluste und Mehrkosten mit sich bringt. Die vollständige Elektrifizierung soll diesen Sonderzustand beseitigen und außerdem noch folgende Vorteile mitbringen: höhere Betriebsqualität auf der gesamten Strecke durch leistungsfähigere E-Loks, die eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle zeigen und leichter zu warten sind, klimaneutraler und kohlendioxidfreier Nah- und Fernverkehr durch lokal produzierten Windstrom, Möglichkeit der ICE-Anbindung, umsteigefreie, zuverlässige und schnellere Verbindungen für Pendler und Touristen, Kosteneinsparungen im Betrieb von zirka acht Millionen Euro pro Jahr.
Text: NAH.SH/red, Bild: Regionalverkehr