
Die Region Hannover als Planungsbehörde, Nahverkehrs-Aufgabenträger und Eigentümer der Regiobus Hannover GmbH will den Einsatz autonomer Linienbusse vorantreiben. Erst mit einem Fahrzeug, dann möglichst schon bald mit dreien. Unter dem Projektnamen „albus“ (autonomer Linienbus) ist der erste bereits unterwegs, noch ohne Fahrgäste, um seine Route in der Kleinstadt Burgdorf detailliert optisch und als Datenwolke zu erfassen. Rund zwei Jahre dauerte es, um die Genehmigung des Kraftfahrtbundesamts (KBA) für die Automatisierungs-Stufe Leve 4 zu erhalten. Das heißt nun freilich nicht, dass sich da jetzt ein fahrerloser Bus völlig selbstständig seinen Weg durch den Stadtverkehr sucht.
Betrieb mit Einschränkungen
Region Hannover und Regiobus Hannover sehen sich als Vorreiter und betonen, dass es sich bei albus um ein „deutschlandweit führendes“ Vorhaben handele, denn „kein anderes Projekt in Deutschland bringt einen autonomen Bus dieser Größe auf die Straße“. Autonom als Option, denn erst einmal ist der Fahrer weiter an seinem Platz, um gegebenenfalls einzugreifen. Zudem ist als technisches Personal eine Fachkraft des Busherstellers an Bord. Der Bus befährt selbsttätig nur die zuvor eingelernte Strecke. Mitfahren kann nur, wer sich zuvor registriert. Alle Nutzer müssen sitzen und volljährig sein. Der Bus fährt daher zusätzlich zu den Linienwagen und auch nicht den kompletten Linienweg. Eine reguläre Verkehrsaufgabe übernimmt er damit nicht, beginnt eher als Bonus. Bis zum autonomen Linienbetrieb jederzeit für jedermann ist es also noch ein Stück Weg.
Midibus e-Atak von Karsan
Das zunächst einzusetzende Fahrzeug ist bekannt. Es handelt sich um einen vollelektrischen Midibus Karsan e-Atak mit E-Antriebskomponenten von BMW und einer Reichweite bis 300 km. Der Region Hannover ist der Bus für die mehrmonatige Testphase vom Projektpartner Adastec kostenlos überlassen. Adastec rüstete den 22-sitzigen 8-m-Wagen mit Kameras, Sensoren, Hard- und Software für vollautomatisierten Betrieb aus. Teuer hingegen werden beispielsweise begleitende Gutachten und Umfragen: 2,2 Mio. sind dafür angesetzt. Das Bundesverkehrsministerium (BMV) fördert albus mit weiteren rund 3,7 Mio. Euro. Das Projekt läuft nach Verlängerung nun bis Mitte 2027, Betreiber ist die Regiobus Hannover GmbH. Bus, Technik und Konzept sind nicht völlig neu, in Stavanger (Norwegen) ist seit drei Jahren ein baugleiches Fahrzeug autonom unterwegs, weitere wurden auf verschiedenen Messen gezeigt.
Testbetrieb ab Herbst 2025
Der Testbetrieb soll im Herbst 2025 auf einem Großteil der Burgdorfer Buslinie 906 beginnen. Auf rund 7 km Strecke gibt es 13 Haltestellen, zehn Ampelkreuzungen plus „urbane Herausforderungen wie Kreisverkehre und Fußgängerüberwege“. Zu 90 % fährt der Bus dabei durch Tempo-30-Zonen.
An der Strecke liegt die Regions-Berufsschule mit Schwerpunkt Mobilitätsberufe und ein Schulzentrum. Alle Nutzer sind schon jetzt gebeten, an einer Online-Umfrage zum autonomen Bus teilzunehmen. Bei mehrheitlich positiver Akzeptanz will die Region Hannover drei autonome Busse beschaffen und einsetzen lassen. Dafür sind wiederum mehrere Millionen Euro vorgesehen. Aus der Politik geäußerten Befürchtungen, wegen der Besetzung mit zwei Personalen werde der erhoffte Effekt des Einsparens knapper Busfahrer konterkatiert, wurde begegnet, dass dies nur während der Testphase vorgeschrieben sei.
Text: Achim Uhlenhut, Bild: Achim Uhlenhut