Mehr als 80 % der Menschen in Deutschland nehmen bei ihrer Anbindung an Bus und Bahn keine positive Veränderung wahr. Jede/r Dritte ist unzufrieden mit dem ÖPNV-Angebot am eigenen Wohnort. Auch die gefühlte Sicherheit auf Radwegen und zu Fuß hat sich nicht verbessert. Das ist das Ergebnis des Mobilitätsbarometers 2024, einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene, des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR). Das Forschungsinstitut Kantar hat dafür zum zweiten Mal Menschen in ganz Deutschland befragt.
Bus und Bahn: Menschen wünschen sich dichtere Takte
Im bundesweiten Ranking stechen Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Brandenburg als Schlusslichter hervor. Im Ländervergleich vorn liegen – hinter den drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen – Hessen, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Die diesjährige Befragung bestätigt erneut deutlich, dass ein Großteil der Menschen nicht primär die Entfernung zur nächsten Haltestelle als Problem empfindet, sondern vor allem zu seltene Abfahrten an den Haltestellen. Jede/r Dritte ist damit unzufrieden (34 %). Außerdem sollten die Teilnehmenden angeben, ob sich die Zahl der Abfahrten an ihrer nächstgelegenen Haltestelle in den vergangenen fünf Jahren verbessert oder verschlechtert hat. Bundesweit nahmen nur 17 % der Befragten eine positive Veränderung wahr. 68 % spürten keinerlei Veränderung, 15 % eine Verschlechterung.
Dazu sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am 25. November 2024 in Berlin: „Mehr als 80 % der Menschen beklagen entweder Stillstand oder sogar eine Verschlechterung des ÖPNV-Angebots am eigenen Wohnort. Die Antwort darauf kann unmöglich sein, das Deutschland-Ticket ständig infrage zu stellen. Die Politik muss das Ticket für die Zukunft sichern und gleichzeitig das Angebot spürbar verbessern. Die Menschen haben die Erwartung, dass sie ihr Ticket im ganzen Land nutzen können. Und da klaffen Anspruch und Wirklichkeit insbesondere im ländlichen Raum weit auseinander.“
Nachholbedarf bei sicherem Rad- und Fußverkehr
Die mehr als 2000 Teilnehmenden wurden außerdem danach gefragt, ob sie sich sicher fühlen, wenn sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad in ihrer Umgebung unterwegs sind. Die Sicherheit auf dem Rad hat in den Augen der Befragten insgesamt keine Fortschritte gemacht, knapp die Hälfte bemerkt keine Veränderung. 27 % geben sogar an, sich weniger sicher zu fühlen als vor fünf Jahren. Besonders viele Radfahrer sind mit der Infrastruktur in Thüringen, Sachsen-Anhalt und im Saarland unzufrieden. DVR-Präsident Manfred Wirsch sagte: „Bus und Bahn sind für die Verkehrssicherheit das Fortbewegungsmittel der Wahl. Jedoch müssen die Menschen erst einmal zum Abfahrtsort gelangen. Wenn weniger als die Hälfte – nur 44 % der Befragten – angibt, dass ihnen ausreichend sichere Fahrradwege zur Verfügung stehen, muss dringend nachgebessert werden.“ Auch für den Fußverkehr gibt es bundesweit großen Nachholbedarf. Wirsch: „85 % der Menschen empfinden, dass sich ihre Sicherheit als Fußgängerin oder Fußgänger in den vergangenen fünf Jahren nicht verbessert hat.“
Neuausrichtung der Verkehrspolitik
Alle drei Verbände fordern einen Paradigmenwechsel in der Verkehrspolitik. Tina Löffelsend, BUND-Abteilungsleiterin Klimaschutz, sagte: „In Wahlkampf und Koalitionsvertrag wird vermutlich wieder viel vom Auto die Rede sein. Dabei zeigt unsere Befragung: Die Menschen wollen mehr ÖPNV, sie wollen sichere Radwege, und sie wollen bedenkenlos zu Fuß unterwegs sein. Eine neue Bundesregierung muss die Verkehrspolitik stärker an den unterschiedlichen Bedürfnissen ausrichten. Dafür ist die Infrastruktur für den Umweltverbund auszubauen und anzupassen.“
Weitere Informationen
Mit der repräsentativen Studie für das Mobilitätsbarometer 2024 beauftragt war das Meinungsforschungsinstitut Kantar. Im September und Oktober 2024 wurden mehr als 2000 Menschen ab 14 Jahren im gesamten Bundesgebiet telefonisch und online befragt. Es ist bereits die zweite Untersuchung zur Zufriedenheit der Menschen mit dem ÖPNV. Das erste Mobilitätsbarometer wurde Ende November 2022 veröffentlicht. Weitere Informationen und Grafiken zum Mobilitätsbarometer gibt es hier.
Text: Allianz pro Schiene/red, Bild: Regionalverkehr