Das größte Volksfest der Welt als Härtetest für Künstliche Intelligenz (KI): Zum ersten Mal stellte sich ein autonom gesteuertes Fahrzeug dem besonders dichten Verkehr rund um das Münchner Oktoberfest. Unter Leitung der Technischen Universität München (TUM), Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik, hat der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen (MCube) das vollautomatisierte „Wiesn Shuttle“ entwickelt. In einem zweitägigen Reallabor testete das Team am 25. und 26. September 2024 autonomes Fahren unter extremen Rahmenbedingungen.
Unfallfrei und sicher unterwegs
Als Test-Fahrgäste stellten sich am 25. September 2024 Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU), Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), TUM-Präsident Prof. Thomas F. Hofmann und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner zur Verfügung. Der Rundkurs führte rund 20 Minuten lang durch die Gegend um das Volksfestgelände. Wissenschaftsminister Blume sagte: „Der Münchner Verkehr zur Wiesnzeit: Sicher ein ganz besonderes herausforderndes Reallabor für die Mobilitätswende. Aber das mit TUM-Technik vollgepackte Shuttle EDGAR – stilecht in weiß-blau – besteht den Härtetest im Münchner Stadtverkehr mit Bravour.“ Oberbürgermeister Reiter ergänzte: „Was hier an der Theresienwiese zwei Tage lang stattfindet, ist nicht nur Forschung im Reallabor, sondern ein spannendes Testfeld für die Mobilität der Zukunft. Ein automatisierter ÖPNV könnte Personalengpässe ausgleichen, für mehr Sicherheit sorgen und das Angebot für die Kund*innen attraktiver machen.“ Am 26. September konnten sich alle Interessierten für eine Fahrt mit dem autonomen Shuttle anmelden.
Erfolgreiche Rennsport-Technologie im Einsatz
Wichtige Grundlagen für das „Wiesn Shuttle“ kommen aus dem autonomen Motorrennsport. Seit 2022 nimmt das Team um Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik an der TUM und Sector Head Mobility des Munich Institute for Robotics and Machine Intelligence, an verschiedenen internationalen Rennserien teil. „Ohne menschlichen Fahrer oder Fernsteuerung, allein mit der überlegenen autonomen Software, konnte das Team bereits zahlreiche Siege einfahren. Selbst ohne Kontakt zu einem Navigationssatelliten, etwa in Tunneln, navigiert das Fahrzeug sicher“, sagte Markus Lienkamp.
Open-Source-Ansatz: Mehr Sicherheit und Wissenstransfer
Eine Besonderheit des Projekts ist die Offenlegung des Quellcodes der eingesetzten Software. Dadurch sind alle sicherheitsrelevanten Mechanismen auch von externen Fachleuten einsehbar und überprüfbar. Mögliche Schwachstellen können so von einer riesigen weltweiten Community identifiziert und vom Projektteam dann umgehend behoben werden. Kommerzielle Anbieter hingegen halten ihre Quellcodes meist streng geheim.
Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität
Das „Wiesn Shuttle“ ist ein Leuchtturmprojekt des von der Bundesregierung geförderten Clusters „MCube – Der Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen“. MCube, aus der TUM heraus geleitet, entwickelt skalierbare Mobilitätslösungen mit Modellcharakter. Die 50 MCube-Partner setzen sich für eine nachhaltige und sozial gerechte Mobilität ein, mit dem Ziel, Sprunginnovationen mit großer wirtschaftlicher Wirkmacht und hohem Lösungspotenzial für globale Herausforderungen zu realisieren.
Text: red/pr, Bild: Technische Universität München (TUM)