Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) und Vertreter der Alstom Transport Deutschland GmbH haben am 5. Oktober 2023 im Beisein von Dr. Arne Beck, Geschäftsführer der NAH.SH GmbH einen Vertrag über die Herstellung und Instandhaltung von 42 neuen Elektro-Triebzügen Euro in Höhe von nahezu 900 Millionen Euro unterschrieben. Kurz vor Vertragsunterzeichnung hatte der Finanzausschuss des dänischen Parlaments zugestimmt, die Verkehre des Netzes Mitte von Hamburg bis Tinglev laufen zu lassen – mit entsprechender Kostenbeteiligung aus Dänemark. Somit wurde der Auftrag von ursprünglich 40 auf 42 Triebzüge erhöht, um für die zusätzliche Strecke bis nach Tinglev genügend Fahrzeuge zur Verfügung zu haben.
Die Elektrotriebzüge vom Typ Coradia Stream High Capacity (HC) sollen ab Dezember 2027 im Bahnnetz Mitte/Süd-West auf den Linien Hamburg – Kiel/Flensburg – Tinglev (RE 7/70) und Hamburg – und Wrist/Itzehoe (RB 61/71)rollen. Den Zuschlag hatte der Bahnhersteller Alstom bereits Mitte Juli 2023 erhalten.
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen sagte: „Das Bahnnetz deckt ein Drittel des gesamten Schienenverkehrs in Schleswig-Holstein ab, auf diesen Bahnlinien sind die meisten Menschen unterwegs –mit der heutigen Unterschrift ist also ein weiterer wichtiger Meilenstein in Sachen Verkehrswende in Schleswig-Holstein erreicht.“ Dr. Arne Beck von der NAH.SH GmbH, die den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein im Auftrag des Landes organisiert, ergänzte: „Wir haben hier wie schon bei den Akkuzügen wieder die Herstellung und die Instandhaltung zusammen vergeben, um die Qualität der Züge für die Fahrgäste langfristig zu verbessern. Denn der Hersteller trägt damit für 30 Jahre die Verantwortung für die Zugqualität.“
Bei den neuen Coradia Stream HC handelt es sich um vierteilige Elektro-Triebzüge mit zwei doppelstöckigen End- und zwei einstöckigen Mittelwagen. In den Zügen stehen je nach Ausstattung 360 bis 390 Sitzplätze zur Verfügung. In die einstöckigen Wagen kann von den in Schleswig-Holstein üblicherweise 76 cm hohen Bahnsteigen stufenfrei eingestiegen werden. In einem der beiden Mittelwagen befinden sich eine barrierefreie WC-Anlage sowie mehr als 40 Sitzplätze mit größerem Sitzabstand für Fahrgäste mit eingeschränkter Mobilität. Außerdem können in mehreren Mehrzweckbereichen bis zu 24 Fahrräder mitgenommen werden. Zwischen den einzelnen Wagen wurden breite Druckgänge geschaffen, um das Raum- und Sicherheitsgefühl für die Fahrgäste zu verbessern. Bisher an den Wagenenden installierte Technik wurde auf die Dächer verlegt. Der Reisekomfort wird abgerundet durch Klimaanlagen mit antibakteriellen und antiviralen Filtern, große Displays für eine verbesserte Fahrgastinformation, Auslastungsanzeigen, ein Reservierungssystem sowie WLAN und einen verbesserten Mobilfunkempfang. Die Dänemarktauglichkeit wird dadurch erreicht, dass sowohl 15 kV (DE) als auch 25 kV (DK) abgenommen werden können (Teilnetz Mitte).
Das gesamte Vergabeverfahren für das Netz Mitte/Süd-West staffelt sich in drei getrennte Vergaben: Mit Alstom wurde nun ein Unternehmen beauftragt, das die Triebzüge liefert und wartet. Gegenwärtig sucht die NAH.SH im Auftrag des Landes den Fahrzeugvorhalter, der die neuen Züge übernehmen soll und sie dann den Verkehrsunternehmen in den Bahnnetzen Mitte und Süd-West zur Verfügung stellt. Ab dem zweiten Quartal 2024 startet die Vergabe des eigentlichen Eisenbahn-Betriebs. Heute fahren auf dem Netz Mitte/Süd-West die beiden Bahnunternehmen DB Regio und nordbahn. Deren Verkehrsverträge laufen zum Dezember 2027 aus.
Text: Tim Schulz/pr, Bild: Alstom Advanced + Creative Design