Nach rund dreieinhalb Jahren Bauzeit wurde am 29. Juli 2024 bei Kostrzyn die neue Eisenbahnbrücke über die Oder eröffnet. Damit können die Züge der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die auf der Oderlandbahn (RB 26) Berlin – Müncheberg (Mark) – Küstrin-Kietz – Kostrzyn (PL) täglich im Stundentakt pendelt, wieder durchgehend bis Kostrzyn fahren. Die baufällige Oderbrücke war im Dezember 2020 gesperrt worden, die Züge der NEB endeten seitdem im deutschen Grenzbahnhof Küstrin-Kietz. Reisende nach Kostrzyn mussten in Ersatzbusse umsteigen.
Nun stehen die Signale für den grenzüberschreitenden Zugverkehr aber wieder auf Grün: „Die neue Brücke steht, und die Züge rollen wieder“, sagte Martin Fuchs, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB). „Wir als VBB freuen uns vor allem für die vielen Pendlerinnen und Pendler, die über drei Jahre durch den Ersatzverkehr mit Bussen eine erheblich längere Reisezeit in Kauf nehmen mussten. Das ist nun passé.“ Detlef Bröcker, Geschäftsführer der NEB, ergänzte: „Endlich ist die RB 26 wieder komplett. Gerade für unsere polnischen Fahrgäste ist die grenzüberschreitende Strecke ein wichtiger Teil ihres Arbeitswegs. Auf modernisierter Infrastruktur geht es nun ohne Ersatzbusse wieder einfacher und sogar einige Minuten schneller über die Grenze als vor der Sperrung.“ Die NEB betreibt die RB 26 im Auftrag der Länder Brandenburg und Berlin als Teil des Netzes Ostbrandenburg. Eingesetzt werden Dieseltriebzüge der Typen Pesa Link und Talent.
Die Sperrung des Streckenabschnitts Küstrin-Kietz – Kostrzyn begann mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020. Der ursprünglich geplante Fertigstellungstermin nach zwei Jahren Bauzeit wurde durch den Infrastrukturbetreiber DB InfraGO mehrmals verschoben – Corona, fehlende Fachkräfte sowie Mängel am Material trugen dazu bei. Es gab zwar Ersatzverkehr mit Bussen, dieser musste jedoch mit mehreren Kleinbussen gefahren werden, da die Autobrücke über die Oder keine größeren Belastungen mehr aushielt. Im Verlauf der Zeit gab es hier sogar noch weitere Einschränkungen, die die Fahrzeiten der Busse teilweise unberechenbar machten.
Das neue, 260 m lange Brückenbauwerk über die Oder ist zweigleisig ausgelegt und mit 120 km/h befahrbar. Es besteht aus einem 130 m langem Stromfeld, an das sich drei Vorlandbrücken am Ostufer anschließen. Die neue Brücke ist die weltweit erste Netzwerk-Bogenbrücke mit Carbonhängern im Eisenbahnverkehr. Durch den elastischen Stoff und die neuartige Bautechnik konnte sie materialsparend und umweltfreundlich errichtet werden. Das bisherige Bauwerk von 1867, das noch aus dem Eröffnungsjahr der Bahnstrecke stammte, ließ sich zuletzt nur mit Tempo 30 überqueren. Durch die höhere Geschwindigkeit verkürzt sich die Fahrtzeit zwischen Küstrin-Kietz und Kostrzyn um zirka zwei Minuten.
Text: VBB / Tim Schulz, Bild: NEB / S. Bohne