Für den Stadtverkehr und den umsteigefreien Stadtbahnverkehr zwischen Stadt und Land sind auf der InnoTrans 2024 zahlreiche neue Fahrzeuge zu entdecken. In Berlin wird künftig der Urbanliner mehr Fahrgäste als jemals zuvor befördern, für die Moderniserung des Bonner Straßenbahn-Verkehrs steht der neue ForCity Smart, und gleich sechs Besteller haben sich für den neuen TramTrain entschieden.
Alstom: Neuer Urbanliner für Berlin
Bereits am 3. Juli 2024 hatte eine neue Straßenbahn-Generation für Berlin Premiere: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) stellten auf dem Betriebshof Lichtenberg den Urbanliner vor. Die 50 m lange und 2,4 m breite Tram ist für den Einsatz auf der M4 gedacht, Berlins meistgenutzte Metrotram-Linie. Nun zeigt der Hersteller Alstom den Urbanliner auch auf der InnoTrans.
Mit 51 m Länge stellt die neue Straßenbahn-Generation der BVG alle bisherigen Fahrzeuge in den Schatten. Auch ihre Breite von 2,4 m (10 cm mehr als bisher) ist dringend nötig, denn auf der M4 sind jeden Tag rund 100.000 Fahrgäste unterwegs. Die neuen Bahnen sollen ab dem 1. Quartal 2025 die derzeit dort eingesetzten Doppeltraktionen aus zwei Bahnen der Baureihe GT6 ersetzen. Die Urbanliner bieten Platz für bis zu 312 Fahrgäste, noch einmal rund 12 mehr als in den derzeitigen Doppeltraktionen. Eine neue Fahrwerkskonstruktion erhöht die Laufruhe und reduziert Erschütterungen. Große Mehrzweckabteile bieten Platz für Fahrgäste mit Rollstuhl oder Rollator. Die Urbanliner, die über vier Triebfahrwerke mit einer Gesamtleistung von 880 kW verfügen, werden im Alstom-Werk in Bautzen montiert. Der Rahmenvertrag sieht eine maximale Bestellmenge von 117 Bahnen vor. Im ersten Abruf hat die BVG nun 20 Fahrzeuge bestellt, die bis 2026 ausgeliefert werden sollen.
Skoda: ForCity Smart für Bonn
Bereits am 10. März 2023 stellte die Stadtwerke Bonn GmbH (SWB) die neue Niederflur-Straßenbahn des Typs ForCity Smart von Škoda Transportation vor, nun ist eine Bahn auf der InnoTrans 2024 zu bewundern. Insgesamt 28 dreiteilige Züge sind bestellt. Bei der neuen ForCity Smart für Bonn handelt es sich um eine dreiteilige Einheit, die sich aus zwei auf Drehgestellen laufenden Endwagen sowie einem dazwischen eingehängten Sänftenmodul zusammensetzt. Jeder Zug ist 30,6 m lang und 2,4 m breit. Alle vier Fahrwerke sind angetrieben und sorgen dafür, dass die Bahn auch bei voller Auslastung zügig beschleunigt. Der Zweirichtungszug ist durchgehend niederflurig, wobei die Sitze über den Fahrwerken auf Podesten montiert sind. Insgesamt können 180 Fahrgäste befördert werden, 60 davon sitzend. Als Höchstgeschwindigkeit wird Tempo 80 erreicht. Die Spannungsversorgung beträgt 750 Volt Gleichstrom.
Das Äußere der Bahn ist elegant und zeitlos gestaltet: Auffallend ist die große Frontscheibe, über der eine gut lesbare Zielanzeige montiert ist. Unter der runden Bugverkleidung verbirgt sich eine Hilfskupplung, mit der die Bahnen im Notfall abgeschleppt werden können. Pro Fahrzeugseite stehen vier breite Doppeltüren zur Verfügung. Die verglasten Türen sind mit Leuchtdrucktastern von TSL-Escha ausgestattet, öffnen sich beim Herantreten eines Fahrgastes aber automatisch: Sensoren stellen das kontaktlose Einsteigen sicher. Die klimatisierten Fahrgasträume sind in dezenten Grautönen gestaltet. Die neuen Züge ersetzen die 24 Bahnen des Typs NGT6, die 1994 von Siemens/Düwag gebaut wurden.
Stadler: TramTrain und Berliner U-Bahn
Wichtigste Neuheit für den Bereich Regionalstadtbahn ist der neue TramTrain von Stadler, der auf der InnoTrans in der Version für die Saarbahn Premiere hat. Sechs Verkehrsunternehmen bzw. -verbände aus Deutschland und Österreich – die Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG), die Saarbahn GmbH, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH (VBK), die Schiene Oberösterreich GmbH, die Schiene Salzburg GmbH sowie der Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb (ZV RSBNA) – hatten 2022 im Rahmen einer Kooperation bei Stadler bis zu 504 TramTrains geordert. 246 Einheiten sind derzeit bestellt. Der Rahmenvertrag umfasst neben der Fertigung auch einen auf bis zu 32 Jahre angelegten Instandhaltungsvertrag.
Basis für die TramTrains ist die Stadler-Fahrzeugplattform CITYLINK. Die Fahrzeuge sind weitgehend standardisiert, werden aber individuell an die Bedürfnisse der Besteller angepasst. Alle Bahnen werden in dreiteiliger Ausführung geliefert und unterscheiden sich je nach Kunde in der Anzahl der Türen, Einstiegs- und Kupplungshöhe und Lackierung. Auch die Innenausstattung erfolgt individuell, während zum Beispiel die Klimaanlage für Fahrgast- und Fahrerraum oder das LED-Lichtsystem in jedem Zug gleich sind. Der Saarbahn-TramTrain ist ein Zweirichtungszug mit einer Länge von 37 m und einer Breite von 2,65 m. Insgesamt stehen 100 Sitz- und 133 Stehplätze zur Verfügung, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 100 km/h.
Maßgeschneidert für die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind die neuen Kleinprofil-U-Bahnen. Für das historisch gewachsene U-Bahn-System mussten zwei Fahrzeugtypen entwickelt werden: Die Baureihe JK mit 2,40 m breiten Wagen für die Linien mit Kleinprofil und die Baureihe J mit einer Wagenbreite von 2,65 m für die Strecken mit Großprofil. Die Baureihe JK besteht aus zwei- und vierteiligen Einheiten, die zu Sechs- oder Achtwagenzügen zusammengestellt werden können, die Baureihe J aus einer Kombination von End- und Mittelwagen, aus denen sich Zwei-, Vier- und Sechswagenzüge bilden lassen. Auf der InnoTrans zeigt Stadler eine zweiteilige Wagengarnitur des Typs JK mit 25,5 m Länge, die über 28 Sitze sowie 114 Stehplätze verfügt. Die Antriebsleistung beträgt 540 kW. Die BVG und Stadler haben einen Lieferumfang von bis zu 1500 Wagen vereinbart – das ist die größte Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der BVG. Fix bestellt sind derzeit 376 Wagen.
Text: red/pr, Bilder: Regionalverkehr